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Wir teilen unsere Erfahrungen mit sexueller Belästigung

Männerwelten und sexuelle Belästigung: Frau bedeckt Gesicht
© Augustino / Shutterstock
Sexuelle Belästigung ist für manche Menschen so alltäglich, dass sie sie nicht einmal mehr berichtenswert finden. So erging es auch Kolleginnen unserer Redaktion – sie erinnern sich daran, wie oft sie selbst schon im Alltag belästigt wurden.

Mehr als jede zweite Frau wurde bereits Opfer von sexueller Belästigung. Wer diese Zahl hört, ist zunächst sprachlos. So erging es auch uns in der Redaktion. Bis wir uns nach und nach an das erinnerten, was wir entweder verdrängten oder sogar vergaßen – weil es für uns zum Alltag gehört.

In diesem Beitrag wollen wir die Karten auf den Tisch legen. Wir wollen offen legen, was Frauen weltweit jeden Tag widerfährt. Denn diese Erfahrungen, die viele von uns machen mussten, sollten nicht länger normal sein. Sie sollten nicht verschwiegen oder vergessen werden. Sie sollten erwähnt werden, weil sie erwähnenswert sind. 

Sexuelle Belästigung: Frauen teilen ihre Erfahrungen

Mir hat mal im Fahrstuhl ein Mann einfach so in den Schritt gegriffen. Ganz plötzlich. Ich hab ihn weggeschubst und gefragt: Spinnst du? Da lächelte er nur und sagte gar nichts...
Karneval 2020 in Köln: Eine Freundin und ich laufen tagsüber durch die Straßen, sind verkleidet und singen Karnevals-Lieder. Plötzlich greift mir ein Mann von hinten mit beiden Händen an den Po und sagt: 'Schöner Arsch'. Ich bin so schockiert, verletzt und gedemütigt, dass ich gar nicht angemessen reagieren kann. Er taucht in der Menge unter, aber meine ausgelassene Stimmung ist für den ganzen Tag lang verschwunden. Wieso müssen wir Frauen uns so etwas aussetzen?
Ein Mann kam an der Bushaltestelle zu mir und fragte: Entschuldigung, aber würdest du mir vielleicht einen blasen?
Auf einer Party schob mich jemand mit den Händen am Po zur Seite, um vorbeizugehen. Er verschwand in der Menge, bevor ich wusste, was da gerade passiert war.
Während meiner Ausbildung in einem Großhandelsbetrieb war Sexismus eigentlich an der Tagesordnung. Der Geschäftsführer, ein älterer Herr, zog Männer grundsätzlich vor. Die männlichen Auszubildenden wurden zum Beispiel gern mal von der generellen Azubi-Pflicht, morgens den Geschirrspüler auszuräumen, befreit – weil die 'Jung' ja auch mal Wichtigeres zu tun haben als die 'Mädchen'. Außerdem durften Frauen keine Firmenwagen fahren. Als mit uns Azubis einmal ein Firmenausflug anstand, musste sich die Betreuerin extra eine schriftliche Erlaubnis des Chefs holen, einen Wagen nutzen zu dürfen.
Einer meiner Chefs hat mal zu mir im Großraumbüro gesagt: 'Bist Du schwanger oder nur fett geworden?'
In einer Schlange kniff mir im Vorübergehen jemand in den Hintern. Als ich mich erschrocken umdrehte, grinste ein Mann mir nur noch widerlich zu, während er die Bar mit seinen Kumpels verließ.
Mich hat mal ein Mann auf dem Nachhauseweg angehalten und gefragt, ob ich eine halbe Stunde für ihn frei hätte. Ich war erst total verwirrt, weil ich keinen Plan hatte, was er von mir wollte, aber dann dämmerte es mir: Ich ging den Hamburger Steindamm entlang, in der Gegend gibt oder gab es relativ viel Prostitution. Er hat mir zwar nur hinterhergerufen, als ich weitergegangen bin, aber mein Schritt war danach trotzdem schneller ...
Nachts auf dem Nachhauseweg verfolgte mich ein Mann, packte mich am Arm und fragte: Willst du Sex machen? Auch als ich nein sagte, ließ er nicht ab. Zum Glück kamen mir zwei andere Männer zu Hilfe und er lief weg. Seitdem fahre ich nachts nur noch Taxi ...
Nachts in der Bahn kam ein Mann immer näher zu mir und sprach mich an. Ich hatte Kopfhörer auf, die Musik zwar aus, reagierte aber nicht. Er versuchte es weiter mit 'Du Süße, sei doch nicht so schüchtern'. Ich versuchte ihn erst höflich abzuweisen und ignorierte ihn dann weiter, doch er ließ nicht ab. Er stieg dann mit mir aus. Ich weiß nicht, ob er mir wirklich gefolgt wäre, aber als ich einen Freund anrief, verschwand er. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
In der Disko meinte ein Typ, mir einfach so mal an den Hintern greifen zu dürfen. Leider ist er sofort weggelaufen, so dass ich ihn nicht mal zur Rede stellen konnte.

Hast du auch schon sexuelle Gewalt erlebt? Was viele Frauen vergessen: Dazu gehört nicht nur körperliche, sondern auch verbale Gewalt in Form von obszönen Äußerungen oder auch Gesten. Beim offiziellen Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" findest du unter der Nummer 08000 116 016 jederzeit Unterstützung – 365 Tage im Jahr.

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