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Wenn plötzlich alle meine intimsten Bilder sehen können ...

Wenn plötzlich alle meine intimsten Bilder sehen können ...
© FH-Münster Design / Dennis Harwardt / Tobias Lorenz / Teresa Klisse / Maya Oberheidht
Für viele Jugendliche gehört Sexting, das Verschicken intimer Bilder, zum Flirten dazu. Über die möglichen Folgen machen sich die Wenigsten Gedanken. Eine Kampagne soll nun aufklären.

Ob Whatsapp, Facebook oder Snapchat: Viele Jugendliche nutzen soziale Netzwerke und Messenger zum Flirten oder zum Chatten mit ihrem Partner - sexuelle Inhalte inklusive. Das digitale Versenden intimer Texte, Bilder oder Videos, Sexting genannt (zusammengesetzt aus "Sex" und "Texting") ist für sie Teil einer selbstbestimmten Sexualität.

Geht eine Liebe in die Brüche, bekommen oft Außenstehende die intimen Aufnahmen zu sehen - sei es aus Rache oder als Mittel zur Erpressung. Besonders Mädchen werden so zum Opfer von Cybermobbing. "Die Sicherheit von Mädchen im Internet ist für uns schon lange ein Thema", sagt Gerlinde Gröger vom Frauen-Notruf Münster. Die Diplom-Pädagogin und Fachberaterin für Psychotraumatologie leitet die gemeinnützige Beratungsstelle und bekommt die Brisanz des Themas in ihren Beratungsgesprächen regelmäßig zu spüren.

"Viele Mädchen schämen sich dafür, nicht vorsichtig genug gewesen zu sein"

Um Betroffenen zu helfen und für die Gefahren von Sexting zu sensibilisieren, hat der Frauen-Notruf gemeinsam mit Studierenden der Fachhochschule Design Münster die Kampagne "Kennst du Sexting?" ins Leben gerufen. Litfaßsäulen im gesamten Stadtgebiet sind mit Porträts junger Frauen plakatiert. Aus ihren Gesichtern spricht Trauer und Entsetzen.

"Viele Mädchen schämen sich dafür, nicht vorsichtig genug gewesen zu sein", sagt Gröger. "In Workshops zum Thema sprechen sie eher von anderen, die mit Sexting Erfahrungen gemacht haben - obwohl es häufig um sie selbst geht."

Einer österreichischen Studie der Initiative "Safer Internet" zufolge kennen 51 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren jemanden, der oder die schon einmal Nacktaufnahmen von sich selbst an andere geschickt hat. Ein Drittel hat auch selbst schon Fotos oder Videos erhalten, auf denen die oder der Abgebildete fast nackt oder nackt zu sehen ist. Und immerhin 16 Prozent der Jugendlichen gaben an, bereits Nacktaufnahmen von sich selbst gemacht und auch verschickt zu haben.

Dass sie damit die Kontrolle über ihre Bilder verlieren, ist den wenigsten bewusst. Denn sind die Aufnahmen einmal in Umlauf gebracht, lässt sich deren Verbreitung kaum noch stoppen - auch, wenn sie nur für "Freunde" freigegeben waren. Selbst Jahre später können Fotos noch auftauchen und die Abgebildeten etwa bei der Jobsuche oder in einer neuen Beziehung in Schwierigkeiten bringen. Das Verbreiten erotischer Fotos Minderjähriger kann außerdem rechtliche Folgen haben, denn streng genommen ist es illegal. Ein sicheres Sexting gibt es also nicht.

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