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Keine Arbeit, kein Geld! Selbstständig und schwanger: Häufig der Beginn von Existenzängsten

Selbstständig und schwanger: Häufig der Beginn von Existenzängsten
© golubovy / Adobe Stock
Der Schwangerschaftstest ist positiv. Es beginnt eine neue, spannende Zeit. Der Job ist den meisten sicher, Schwangere genießen einen ganz besonderen Schutz im Arbeitsrecht, aber was ist mit selbstständigen (werdenden) Müttern? Ihnen wird keine finanzielle Unterstützung zugesprochen – was für viele existenzbedrohend sein kann. Eine Petition bringt das Thema jetzt in den Bundestag.

Unsere Gesellschaft ist schon reichlich paradox: Auf der einen Seite werden Frauen immer wieder aufgefordert, mehr Start-ups zu gründen, weil sie in diesem Bereich (wie in vielen anderen) unterrepräsentiert sind, auf der anderen Seite werden sie vom Staat im Stich gelassen, wenn sie selbstständig sind und schwanger werden. Und wieder stehen Frauen vor der Entscheidung: Familie oder Karriere – beides scheint einfach nicht zu funktionieren.

Selbstständige Frauen genießen keinen Schutz oder finanzielle Unterstützung vom Staat

Zu den Fakten: Wird eine Frau in Festanstellung schwanger, dann ist der Ablauf bis zur und nach der Geburt sehr gut geregelt. Sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin beginnt der Mutterschutz, der bis acht Wochen nach der Geburt anhält. Danach beginnt für viele die Elternzeit. Doch nicht nur das, in vielen Fällen treten bereits während der Schwangerschaft Beschwerden auf. Einige leiden unter starker Übelkeit, andere dürfen ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch liegen, um das Baby nicht zu gefährden. Das ist kein Problem, der:die Gynäkolog:in stellt eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aus und die werdende Mutter kann sich ganz auf sich und das kleine Leben in ihr konzentrieren.

Das sind gute Regelungen und keiner zweifelt diese an. Doch bedarf es mittlerweile einer Erweiterung. Der Arbeitsmarkt verändert sind und immer mehr Frauen machen sich in unterschiedlichen Branchen selbstständig. Doch gerade für sie, die sich für einen meist unsicheren Weg entschieden haben, bleiben die Unterstützung und der Schutz durch den Staat aus. Es werden weder die Krankheitstage während der Schwangerschaft ausgeglichen noch der Mutterschutz.

Wie viel Tagegeld eine selbstständige Frau erhält hängt von der Krankenkasse ab

Viele private Krankenkassen schließen ein Tagegeld in der Mutterschutzfrist sogar aus, manche zahlen ein einmaliges Mutterschaftsgeld von durchschnittlich etwa 200 Euro. Das Krankentagegeld von gesetzlich versicherten Frauen beträgt gerade einmal 13 Euro am Tag (wenn es gut läuft) – wovon noch nicht mal eine Packung Milchpulver gekauft werden könnte.

Um diesen Missstand zu ändern und Frauen gleichermaßen zu schützen und zu unterstützen, wurde eine Petition beim Deutschen Bundestag eingereicht, die für eine Änderung des Mutterschutzgesetzes steht. Unter anderem heißt es: "Eine Schwangerschaft darf keine Existenzbedrohung darstellen oder zu einer Chancenungleichheit auf dem Arbeitsmarkt führen." Und weiter: "Vor allem für Gründerinnen, Chefinnen in investitionsintensiven Branchen und Selbstständige in körperlich arbeitenden Berufszweigen müssen Instrumente geschaffen werden, die schwangerschaftsbedingte Betriebsschließungen verhindern."

Der Kinderwunsch kann ein Argument gegen die Selbstständigkeit sein

Viele Creatorinnen machen aktuell auf das Thema aufmerksam, da sie als Selbstständige davon ebenfalls betroffen sind. Marie Nasemann schrieb in einem Beitrag auf Instagram: "Seit 13 Jahren arbeite ich freiberuflich und ich war IMMER der Meinung, dass das die beste Art und Weise ist zu arbeiten. Bis ich schwanger wurde …" Sie musste Jobs aufgrund der Schwangerschaftsübelkeit absagen, andere Angebote waren einfach zu anstrengend, ersetzt hat ihr diesen Ausfall niemand. "Ich hatte ständig Existenzängste", schreibt sie. Die Ungewissheit war ihr großer Begleiter.

Jana Heinisch sprach in ihrer Story ebenfalls darüber, dass der Punkt, keinerlei Unterstützung zu bekommen, abschreckend wirken kann. Denn weder in der Schwangerschaft noch in der Zeit nach der Geburt ist sichergestellt, dass man arbeiten kann, es kann immer etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommen. Und als Selbstständige heißt es eben: keine Arbeit, kein Geld. Für viele landet das Thema Schwangerschaft auf der Kontra-Seite, wenn es um die Entscheidung geht, sich selbstständig zu machen.

Die Petition hat das Quorum erreicht – es wird um Bundestag diskutiert

Die Petition benötigte 55.000 Unterschriften, damit das Thema im Bundestag diskutiert wird. Mittlerweile haben 66.247 Menschen unterzeichnet – das Quorum ist erreicht und die Diskussion eröffnet.

Die Petition kann trotzdem bis heute 0 Uhr unterzeichnet werden. Mehr Informationen über die aktuellen Möglichkeiten von selbstständigen Müttern findet ihr hier

Verwendete Quellen: eltern.de, br.de, epetitionen.bundestag.de, instagram.com

Brigitte

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