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Schottland verteilt kostenlose Tampons - der Grund macht wütend

Kostenlose Tampons in Schottland
© Shutterstock / Elena Kharichkina
In Schottland werden arme Frauen und Mädchen mit Tampons und Binden versorgt - weil sie sich keine Hygieneprodukte leisten können.

Mädchen gehen nicht zur Schule, weil sie kein Geld für Tampons haben

Es ist erschreckend, wie viel Armut im reichen Europa herrscht: In Teilen Großbritanniens kommen Mädchen nicht zur Schule, wenn sie ihre Periode haben. Der Grund: Sie können sich weder Tampons, Binden noch Menstruationstassen leisten. In Großbritannien hat dieses Problem sogar einen Namen: „Period Poverty“ – Periodenarmut. Manche Mädchen und Frauen behelfen sich mit Socken, Klo- oder schlimmstenfalls Zeitungspapier.

In Großbritannien hat dieses Problem einen Namen: „Period Poverty“

Deshalb startete die schottische Stadt Aberdeen ein Pilotprojekt, das armen Mädchen und Frauen kostenlosen Zugang zu Binden und Tampons verschafft. Die Hygieneartikel werden von „The Trussell Trust“ an Frauen verteilt – eine Organisation wie "Die Tafeln" in Deutschland, die arme Menschen mit Lebensmitteln versorgt.

Das langfristige Ziel: Tampons für alle

Ewan Gunn leitet das Projekt und sagte im "Good Morning Scotland Programme": „Für mich persönlich kam das Thema vor ein paar Jahren in den Fokus, als ein Mädchen Essen bei uns holen wollte. Sie verweigerte die angebotenen Hygieneartikel, weil sie keine Periode mehr hatte. Der Grund: Sie litt seit Monaten an Mangelernährung.“

Er und engagierte Politiker verfolgen jetzt das Ziel, allen Frauen und Mädchen in Schottland ein Recht auf kostenfreie Tampons und Binden zu verschaffen – unabhängig vom Einkommen.

Weg mit der „Tamponsteuer“!

Im April 2018 will Großbritannien zunächst die Mehrwertsteuer auf Damenhygieneartikel abschaffen. Derzeit beträgt die „Tampon Tax“ auf der Insel noch fünf Prozent.

Tampons und Binden gelten in vielen Ländern immer noch als „Luxusartikel“, auch in Deutschland. Bei uns werden beim Kauf satte 19 Prozent Umsatzsteuer draufgeschlagen, in Schweden sogar 25 Prozent. Sicherlich hatte Barack Obama recht, als er in einem Interview sagte: "Ich glaube, das ist so, weil Männer die Gesetze gemacht haben."

Frauen auf der ganzen Welt haben begonnen, sich gegen die unfaire Besteuerung zu wehren. Bei change.org könnt ihr eine Petition unterschreiben, die die Senkung der „Tamponsteuer“ in Deutschland auf sieben Prozent fordert. Das ist der verminderte Steuersatz für „notwendige Produkte“ – dazu zählen hierzulande zwar keine Tampons, dafür aber Trüffel und Lachskaviar. Wir unterstellen: beides Dinge, die besonders gern von Männern konsumiert werden. Reichen Männern.

Info: In vielen armen Ländern haben Frauen und Mädchen keinen Zugang zu Hygieneartikeln. Einzelne Projekte versuchen, Abilfe zu schaffen. So hat sich "Plan International" in Uganda mit dem lokalen Unternehmen "Afripads" zusammengetan, das Mädchen und Frauen bei der Herstellung von wiederverwendbaren Hygieneeinlagen ausbildet. Plan erwirbt diese Einlagen und verkauft sie an lokale Anbieter zu subventionierten Preisen. Das gibt den Verkäufern die Möglichkeit, die Einlagen zu einem bezahlbaren Preis zu verkaufen und selbst Gewinn daraus zu machen. Das Projekt verbessert den Zugang zu Hygieneeinlagen und bietet den Verkäufern eine zuverlässige Einkommensquelle.

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