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Ralf, die Alleinerziehende "Ich finde, dass Alleinerziehende echte Super-Mamas sind"

Ein Foto von Ralf Herrmann
© RTL
Sieben Tage, sieben Kinder – in "Ralf, die Alleinerziehende" schlüpft RTL-Reporter Ralf Herrmann eine Woche lang in die Rolle der alleinerziehenden Mama Corina. Uns erzählt er, was besonders emotional für ihn war.

Es ist nicht leicht, ein Familienleben zu managen. Viele denken dabei an Partner:innen, die sich die Aufgaben teilen. Doch bei Alleinerziehenden ist das nicht der Fall. RTL-Reporter Ralf Hermann hat sich eine Woche lang in die Lage einer Alleinerziehenden versetzt. Als Ersatz-Mama lebt er bei den sieben Kindern von Mama Corina, ist für Essen, den Weg zur Schule oder Hobbys und auch das Schlichten kleiner Streitigkeiten zuständig. Nebenbei geht er arbeiten, denn das tun 71 Prozent der Alleinerziehenden ebenfalls – überwiegend sogar in Vollzeit oder großer Teilzeit, also mindestens 28 Stunden pro Woche.

Der Film "Ralf, die Alleinerziehende" läuft heute Abend, den 6. Juli 2023, um 20:15 Uhr auf RTL. Im Anschluss kann er dann auf RTL+ gestreamt werden. Wir haben Ralf vorab bereits einige Fragen gestellt.

BRIGITTE: Lieber Ralf, wieso braucht es einen Mann, um auf die Last einer alleinerziehenden Mutter aufmerksam zu machen?
Ralf Herrmann: Dazu braucht es eigentlich keinen Mann, aber vielleicht können wir so dem Thema mehr Aufmerksamkeit geben. Ich will zeigen, was Alleinerziehende durchmachen, wie hart oder wie schön ihr Alltag aussieht – und vielleicht kann ich als Mann auch eine andere Perspektive aufzeigen. 83 Prozent der Alleinerziehenden sind Mütter. Warum sollte nicht mal ein Mann die Dinge mitmachen, die hauptsächlich Mütter, also Frauen, durchleben.

Dein Alltag war der einer Großfamilie mit sieben Kindern – was hat dich dabei an deine Grenzen gebracht?
Am zweiten Morgen habe ich in der Küche wieder die Brote geschmiert – und da ist in einer Familie mit sieben Kindern ordentlich was zu tun. Meinen ersten Tag hatte ich überlebt, aber ich war unzufrieden, weil ich in der Zeit hinterher hing und die Zwillinge nicht pünktlich in der Schule ankamen. Und da habe ich mir vorgenommen: Am zweiten Tag wird alles besser. An diesem Morgen hatte die Tochter Sarah ihren 19. Geburtstag und da hat sich dann wieder alles verzögert, obwohl ich das natürlich mit eingeplant hatte. Ich schmiere also am zweiten Morgen die Brote und merke: Ich schaffe das schon wieder nicht, die Zwillinge kommen wegen mir schon wieder zu spät zur Schule.

Ralf bringt die Zwillinge Fips und Emma zur Schule
Ralf bringt die achtjährigen Zwillinge Fips und Emma zur Schule.
© RTL

Also wurde der Alltagsstress der Familie an dem Morgen zu viel.
Da war so ein plötzliches Druckgefühl in mir. Ich hatte diesen Aufgabenzettel von der Mutter bekommen, was ich alles zu leisten habe, was gemacht werden muss und wie der Ablauf ist – und da ist es aus mir herausgebrochen. Ich habe angefangen zu heulen, weil ich in dem Moment völlig überfordert war. Ich habe gespürt, dass ich dieser Aufgabe irgendwie nicht gerecht werde – und dachte: Schaffe ich das überhaupt in den nächsten Tagen? Es kam alles auf mich einprasselt. Und das war ein sehr emotionaler Moment für mich, weil mir einfach echt die Tränen gekommen sind und ich so am Ende war, obwohl es erst angefangen hatte. Und das natürlich auch gekoppelt mit wenig Schlaf. Dieser Schlafmangel, das zehrt an den Nerven.

Gerade vor den Kindern möchte man emotional stark sein. Wie schwer ist dir das gefallen?
Diesen zweiten Morgen, als ich in Tränen ausbreche und mir alles zu viel wird, das sieht man im Film. Aber was man nicht sieht, ist, wie ich an der Kamera vorbeischaue und da der 13-jährige Luca vorbeigelaufen kommt. Er war kurz davor, zur Schule zu gehen und hat mich gesehen. Und dieser Blick, ich habe ihm richtig angesehen, wie erschrocken er war, dass er mich so gesehen hat, mit Tränen in den Augen – und das war mir natürlich unangenehm. Ich habe mich peinlich berührt gefühlt, weil ich das vor den Kindern natürlich nicht wollte. Und das hat mir gezeigt, dass es ganz wichtig ist, wie du selbst als Mama drauf bist. Ich wollte das den Kindern nicht so zeigen, auf der anderen Seite spüren sie das aber auch. Also du musst mit dir im Reinen sein, du musst auch mal Fehler zulassen und trotzdem glücklich sein, sonst sind es die Kinder eben nicht.

Ralf kommen bei seinem Experiment die Tränen
Am zweiten Morgen kommen Ralf in der Küche die Tränen.
© RTL

Was waren deine wichtigsten Erkenntnisse der Woche?
Zum Beispiel, dass alleinerziehende Mütter eine Wahnsinns Doppelbelastung haben. 71 Prozent von ihnen sind erwerbstätig, das sind mehr als Mütter in Paar-Familien. Und sie arbeiten häufiger in Vollzeit oder in großer Teilzeit, also über 28 Stunden die Woche. Das finde ich schon stark. Sie schultern die ganze Verantwortung im Alltag.
Ich habe oft von Müttern, die einen Partner haben, gehört: „Ich bin eigentlich auch alleinerziehend, weil der Papa die ganze Zeit am Arbeiten ist.“ Und da muss ich wirklich sagen: Ich will euch nicht klein machen in dem, was ihr leistet, liebe Mütter in Paar-Familien – aber nein, es ist etwas anderes, alleinerziehend zu sein, weil eben kein Partner da ist. Durch das Finanzielle natürlich, aber auch bei Entscheidungen. Es ist jemand da, mit dem man sprechen kann.
Bei Alleinerziehenden ist die Last auf nur zwei Schultern verteilt. Dabei noch zu arbeiten, finde ich bemerkenswert. Ich finde, dass Alleinerziehende echte Super-Mamas sind, weil sie bei dieser Doppelbelastung so strukturiert sein müssen. Sonst läuft nämlich gar nichts. So habe ich auch Corina erlebt, die hat alles im Griff.

Du warst auch bei einem Alleinerziehenden-Treff dabei, um dich mit anderen Elternteilen auszutauschen. Auf welche Probleme haben dich diese Eltern aufmerksam gemacht?
Bei einigen ist es diese Sorge, diesen Stempel auf der Stirn zu haben: alleinerziehend. Der Fokus ist mehr auf den Alleinerziehenden. Sie meinten, sie wissen nicht, ob es wirklich so ist, aber sie haben das Gefühl, dass genauer hingeschaut wird: Sind die Brotdosen ordentlich befüllt? Sind die Kinder ordentlich angezogen? Sind sie pünktlich da? Das erhöht den Druck auf Alleinerziehende immens. Und das ist ein Problem, das mir vorher gar nicht bewusst war, was aber wohl sehr, sehr viele Alleinerziehende haben.

Wie wichtig ist es, solche Sorgen mit anderen teilen zu können?
Das ist natürlich super, dass es solche Treffs gibt, bei denen sich Alleinerziehende treffen können, weil nicht alle das familiäre oder soziale Umfeld haben, in dem sie darüber sprechen können. Eine Mutter hat auch gesagt, es gehe nicht immer nur darum, beim Treffen das ganze Leid zu klagen und zwei Stunden lang nur zu erzählen, wie schlimm es als alleinerziehende Mutter ist. Ganz im Gegenteil: Es geht darum, einen schönen Nachmittag zu verbringen. Die Kinder können miteinander spielen, die Mütter mal einen Kaffee zusammen trinken und über andere Sachen quatschen. Wie hat eine Mutter so schön gesagt: Es gehe nicht immer nur darum, den nächsten großen Urlaub zu planen, sondern zu sagen: Hey, ich habe den Nachmittag überstanden und es war ein schöner Nachmittag.

"Ralf, die Alleinerziehende"

Ralf mit der Familie am Esstisch
Ralf sitzt mit der Familie am Esstisch. Von links nach rechts: Nina (20), Sara (19), Emma (8), Mika (17), Fips (8), Luca (13), Anna (15) – und Ralf. Die beiden ältesten Töchter Nina und Sara sind beide in der Ausbildung zur Erzieherin.
© RTL

In Vorbereitung auf den Film "Ralf, die Alleinerziehende", der heute um 20:15 auf RTL zu sehen ist, hat Ralf mehrere Kurse besucht und sich über das Familienleben informiert. So war er beispielsweise bei einem Erste Hilfe Kurs für Kinder beim Deutschen Roten Kreuz – und hat sich die sogenannte Dorfhilfe-Ausbildung im bayerischen Pfaffenhofen angeschaut. Der traditionelle Beruf ist dafür da, um Familien in Notlagen zu unterstützen. Dabei übernehmen Dorfhelfer:innen unter anderem die Organisation des Haushaltes, die Betreuung und Pflege von Familienangehörigen und bieten Unterstützung bei familiären Problemen an.

Der traditionelle Beruf entstand für den Fall, dass zum Beispiel die Hausfrau und Mutter durch Krankheit, Unfall oder andere Notfälle nicht mehr in der Lage ist, ihre Familie zu versorgen oder betriebliche Aufgaben zu leisten. Einen Tag lief er bei einem solchen Dorfhilfe-Einsatz mit. Zusätzlich lernte Ralf die gesamte Familie und den Alltag von Mama Corina bereits an einem Probetag kennen – sie selbst ist Lehrerin an einer Schule für geistig und körperlich beeinträchtigte Kinder. Danach ging es ohne Corina in das Experiment, sie war in dieser Zeit im Nachbarort und in Kontakt mit der Redaktion. Die Familie hatte sich zuvor auf einen Aufruf gemeldet. 

Für seine Recherche hat Ralf außerdem den alleinerziehenden Papa Toni besucht. Die Exklusivszene ist bereits auf YouTube zu sehen:

lkl Brigitte

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