Anzeige

Pro und Contra: Das Rauchverbot kippt

Nach der Entscheidung der Verfassungsrichter in Karlsruhe wollen mehrere Bundesländer das Rauchverbot lockern. In Bremen, Hessen und Hamburg darf in Einraumkneipen bald wieder geraucht werden. Die hitzigen Debatten um den Glimmstängel nehmen also kein Ende. Ein Pro und Contra aus der BYM.de-Redaktion

Caro ärgert sich über das gelockerte Rauchverbot

image

Was für ein Skandal: Das, was sich jeder Nichtraucher seit Jahren gewünscht und seit einiger Zeit genossen hat, steht nun wieder auf der Kippe. Dabei ist das Gesetz doch so herrlich: Endlich von der Disco nach Hause kommen und nicht nach Rauch stinken. Selbst der Kater ist weniger stark als zuvor. Am nächsten Tag ist der Kopf frei und es lassen sich sogar ernsthafte Gedanken fassen. Und jetzt? Der Traum ist geplatzt.

Von nun an wird der Kampf der Raucher gegen die Nichtraucher erneut ausbrechen. Wer geht wann in welchen abgetrennten Raum? Ganze Cliquen werden abends beim Feiern und Trinken auseinandergerissen. Und das nur, weil die Deutschen nicht ein Mal konsequent sein können. Das oberste Gericht unseres Landes hat sich einlullen lassen von den fadenscheinigen Argumenten der Wirte. Von wegen, rauchende Gäste würden in Eckkneipen und Diskotheken wegbleiben. Australien ist bestes Gegenbeispiel: Nachdem dort anfänglich die qualmenden Kneipengänger abgeschreckt wurden, kamen sie wieder. Wie soll es auch anders sein? Niemals würden Karl-Heinz, Uwe und Co. ihrer geliebten Kneipe um die Ecke, die über lange Jahre zu einem Teil ihres Lebens geworden ist, einfach so den Rücken kehren.

Lest auf der nächsten Seite, warum Caro findet, dass Nichtrauchergesetze Pflicht sind

Die Wirte klagen über Existenzbedrohung? Das Gesetz ist wohl eher existenzfördernd. Nach drei Jahren regeneriert sich die Lunge eines Aktiv- und Passivrauchers wieder. Im Nu sind einige Jahre im Leben dazugewonnen. Dabei verringern sich auch noch die Gesundheitskosten. Weniger Menschen erkranken an Krebs.

Ein Nichtrauchergesetz ist Pflicht und müsste eine Selbstverständlichkeit sein. Wieso müssen all die Nichtraucher dieses Landes unter dem Laster der Raucher leiden? Schließlich gefährden Raucher - anders als jemand, der jeden Tag zur Flasche greift, nicht nur sich selbst. Direkt und ohne Zwischenschritt qualmt der andere mit. Ob er es will oder nicht.

Immerhin, das ist die positive Seite des Urteils, kann es in Zukunft durch die Neuregelung ein strikteres Raucherverbot geben als bisher. Denn die Richter haben das Anti-Rauchergesetz unterstrichen. Nur Sonderregelungen sollen von nun an nicht mehr gelten. Bis Ende 2009 können die Länder entscheiden, ob sie das Rauchen überall verbieten, auch in speziellen Raucherräumen oder jedem Lokal - egal welcher Größe - die Möglichkeit zugestehen, Raucher zu tolerieren. Nämlich als speziell deklarierte Raucherkneipe. Ich hoffe derweilen, dass die Aussagen der baden-württembergischen Sozialministerin Monika Stolz bei ihren Kollegen Anklang finden wird. Sie plädierte nämlich für ein komplett rauchfreies Kneipen- und Disko Deutschland.

Auf der nächsten Seite: Verständnis für die Raucher

Julia kann die Raucher und Richter verstehen

Soviel vorweg: Ich bin Nichtraucher. Schon immer gewesen. Die Zigaretten, die ich in den Fingern gehalten habe, kann ich noch an einer Hand abzählen. Es schmeckt mir einfach nicht. Trotzdem bin ich nicht militant gegen das Rauchen. Weil Zigaretten eben eines sind: Geschmackssache. Meine Toleranz hat natürlich auch ihre Grenzen. Ich bin froh, wenn mir beim Italiener nur der Duft meiner Pizza in die Nase steigt und nicht der Qualm vom Nachbartisch. Überall da, wo gegessen wird, haben Zigaretten meiner Meinung nach nichts zu suchen.

Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe finde ich aber richtig. In kleinen Einraumkneipen soll es künftig wieder erlaubt sein zur rauchen. Ich kann die Raucher und Kneipenwirte verstehen, die sich darüber freuen. Bier und Zigarette gehören für viele einfach zusammen. Und ehrlich gesagt hat es mich immer genervt, wenn sich vor den Kneipen riesige Raucher-Trauben gebildet haben.

Auf der nächsten Seite: Julias Nase bedankt sich

Meine Freude über das gelockerte Rauchverbot hat aber noch einen ganz anderen Grund. Wenn sie es könnte, meine Nase würde sich bei den Verfassungsrichtern bedanken. Seit dem Rauchverbot rieche ich beim Weggehen nämlich alles mögliche, das ich nicht riechen möchte: Achselschweiß gehört da noch zu den angenehmeren Gerüchen. Dazu kommen Knoblauch-Ausdünstungen und süßliche Parfums. Außerdem kann man es nicht anders sagen: In manchen Kneipen und Clubs stinkt es neuerdings nach Furz. Wenn ich die Wahl hätte, dann ertrage ich doch lieber dichten Zigarettenqualm, der alles andere übertüncht.

Das Gesundheitsrisiko des Rauchens kann und will ich gar nicht wegdiskutieren. Natürlich ist Rauchen schädlich - egal ob passiv oder aktiv. Aber sollte es nicht jedem selbst überlassen sein, ob er sich dieser Gefahr aussetzt? Es ist doch kein Problem, wenn sich Kneipen das Wort "Raucher-" beziehungsweise "Nichtraucher-" vor den Namen schreiben? Dann kann jeder selbst entscheiden, wo er kellnern oder sein Bier trinken will. Und das ewige Gezänke zwischen Rauchern und Nichtrauchern hätte endlich ein Ende!

Und was meint ihr? Freut ihr euch über die Entscheidung oder springt ihr im Dreieck vor Wut? Diskutiert in unserem Forum und postet eure Meinung mit der Kommentar-Funktion!

Fotos Clipart

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel