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Pflegenotstand 4 von 10 Pflegenden gehen krank zur Arbeit

Pflegenotstand: 4 von 10 Pflegenden gehen krank zur Arbeit
© Chocheng channel / Adobe Stock
In deutschen Pflegeberufen scheint das Phänomen, trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen, einer aktuellen Studie zufolge weit verbreitet zu sein. Besonders auffällig ist dieses Verhalten bei langjährigen Beschäftigten in der Branche.

Die repräsentative Studie der Barmer Krankenkasse und des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) zeigt Besorgniserregendes: Vier von zehn Pflegekräften gehen häufig krank zur Arbeit. Dies gilt insbesondere für Pflegepersonal, das länger als 16 Jahre bei einem Betrieb beschäftigt ist – hier gab fast die Hälfte an, häufig oder sehr häufig trotz Krankheit zu arbeiten. Zum Vergleich: Bei Pflegekräften mit einer Betriebszugehörigkeit von weniger als zehn Jahren sind es rund 31 Prozent.

Präsentismus-Verhalten ist weit verbeitet

Ein Verhalten, das als Präsentismus bezeichnet wird – das Bedürfnis der Arbeitnehmer:innen, unter allen Umständen am Arbeitsplatz präsent zu sein. Die Gründe für dieses ausgeprägte Präsentismus-Verhalten sind vielfältig. Die Befragten gaben an, dass es oft keine Vertretung gäbe, sie ihren Kolleg:innen nicht zur Last fallen wollten und beobachteten, dass auch Führungskräfte krank zur Arbeit kämen.

Die Studie beleuchtet auch die Auswirkungen dieser Situation. Etwa ein Drittel der Pflegekräfte denkt darüber nach, den Beruf zu verlassen. Besonders ausgeprägt ist dieses Gefühl bei den jüngeren Pflegekräften bis 29 Jahre. Als Hauptgründe für den Wunsch nach einem Berufswechsel werden die hohe Arbeitsbelastung und ökonomische Zwänge genannt.

Zufriedenheit der Arbeitnehmer:innen dennoch verbessert

Interessant ist, dass trotz der schwierigen Bedingungen 60 Prozent der Pflegekräfte mit ihren beruflichen Perspektiven zufrieden oder sehr zufrieden sind. Dieser Wert hat sich seit dem Lockdown im Jahr 2022, als er bei 36 Prozent lag, deutlich verbessert.

Dramatische Entwicklung verdeutlicht Handlunsgbedarf

Die körperliche und emotionale Erschöpfung unter Pflegekräften ist jedoch ein ernstzunehmendes Problem. 62 Prozent der Befragten fühlen sich regelmäßig körperlich ausgelaugt und 52 Prozent berichten von regelmäßiger emotionaler Erschöpfung. Diese Werte haben sich seit der Corona-Pandemie dramatisch verschlechtert – vor der Pandemie lagen sie bei etwa 43 Prozent beziehungsweise 34 Prozent.

"Pflegestudie zeigt einmal mehr, dass viele Pflegende am Limit arbeiten"

Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer, betont gegenüber "Welt" die Notwendigkeit, Fachkräfte nicht zu überlasten und fordert mehr Entlastung in der Pflege: "Die Pflegestudie zeigt einmal mehr, dass viele Pflegende am Limit arbeiten. Durch andauernde Erschöpfung und Belastung haben sie ein deutlich höheres Risiko, einen Burn-out zu erleiden, als Erwerbstätige in anderen Branchen." Er sieht unter anderem in einer bedarfsgerechten Personalausstattung einen Schlüssel zur Entlastung. Die Studie unterstreicht somit eindrücklich die Herausforderungen, vor denen die Pflegebranche steht, und die Notwendigkeit, diesen mit geeigneten Maßnahmen zu begegnen.

Verwendete Quellen: welt.de, aerztezeitung.de, barmer.de

spa Brigitte

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