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Pawel Filatjew "Putin, fick dich" – russischer Soldat zerreißt nach Beichte von der Front seinen Pass

Zwei Monate lang kämpfte Pawel Filatjew in einem Krieg, der für ihn keinen Sinn ergeben wollte. Nun hat er Russland den Rücken gekehrt und schickt Putin zum Teufel.

Noch vor wenigen Wochen wusste kaum jemand von der Existenz des russischen Soldaten Pawel Filatjew. Doch nun geht seine Geschichte um die ganze Welt. Er war dabei, als die russischen Truppen in der Nacht des 24. Februar die ukrainische Grenze überschritten und der Krieg begann. Zwei Monate lang kämpfte er einen Kampf, den er nicht verstand. Und als seine Zeit an der Front abgelaufen war, konnte er nicht schweigen. 

Filatjew schrieb nieder, was er erlebt hatte, und erzählte von dem Wahnsinn dieses Kriegs. Doch seine Beichte kostete ihn die Heimat. Nach anfänglichen Versuchen, sich in Russland zu verstecken, verließ er schließlich das Land. Mehrere Wochen dauerte seine Flucht. Nun meldete sich der Fallschirmjäger aus Paris.

In einem Video, das von der Menschenrechtsorganisation Gulagu.net verbreitet wurde, verkündete Filatjew, am Flughafen Charles de Gaulle angekommen zu sein. Die Aktivisten, die sich dem Schutz von Rechten von Inhaftierten verschrieben haben, halfen ihm bei der Flucht.

Pawel Filatjew: "Die Regierung nutzt einen endlos aus"

"34 Jahre lang war ich Patriot meines Landes. Und ich bin es nach wie vor. (...) Russland ist für mich ein geliebtes Land (...) Aber die Heimat sucht man sich nicht aus", sagt der professionelle Soldat in seiner Ansprache.

"Ich habe mein ganzes Leben in Russland gelebt und verstehe nun, dass mich dort verflucht nochmal niemand braucht. Der Wert des menschlichen Lebens ist gleich Null", führt der Fallschirmjäger wütend aus. 

"Die Regierung nutzt einen endlos aus. Und nun dieser Krieg in der Ukraine. Ich denke an all die Jungs, die gestorben sind. Wozu? Ich verstehe es nicht." Egal in welche Sphäre die Regierung ihre Nase stecke, es werde immer alles nur schlimmer. 

"Putin, fick dich"

Nach diesen Worten zerreißt Filatjew demonstrativ seine Dokumente und spült die Fetzen die Toilette runter: seinen Veteranen-Ausweis, der ihm nach dem Dienst in Tschetschenien ausgestellt worden war; seinen Militärausweis; seinen Pass und schließlich auch seinen Reisepass. 

"Ich liebe Russland, ich liebe unser ganzes Volk, aber Putin ist nicht Russland und unsere Regierung ist nicht Russland. Putin, fick dich", sagt der entflohene Militär zum Abschluss. 

Am Dienstagabend gab die Organisation Gulagu.net bekannt, dass die französischen Behörden Filatjew ein Visum für die Einreise nach Frankreich erteilten, damit er politisches Asyl beantragen kann.

Die Beichte von der Front

Vor einigen Wochen hatte Filatjew auf dem russischen sozialen Netzwerk VKontakte ein Buch veröffentlicht, um seine Landsleute aufzuklären. Auf 141 Seiten schrieb er das nieder, was er in den zwei Monaten Krieg in der Ukraine erlebt hat. Es sind 141 Seiten voller Verzweiflung, Todesangst, Scham, Wut, Hunger, Kälte – und Verständnislosigkeit.

Das Manifest trägt den Titel "ZOV", zu Deutsch "Aufruf". Statt kyrillischer prangen lateinische Buchstaben auf der ersten Seite – ein Fingerzeig auf die aus purem Zufall entstanden Symbole dieses Kriegs: Z und V. 

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei Stern.de.

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