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Schluss mit dem Optimierungswahn 5 Tipps, wie du entspannst, wenn du niemanden mehr beeindrucken willst

Optimierungswahn stoppen: eine Frau schwimmt auf einem aufgeblasenen Donut
© Jovana Stojanovic / Getty Images
Warum wir statt einer To-Do-Liste lieber eine To-Don't-Liste haben sollten? Bestseller-Autorin Hanna Dietz hat es uns verraten. In ihrem neuen Buch "Endlich muss ich nicht mehr wollen, was ich alles darf" erläutert sie auf eine humorvolle Art, warum Mütter auch gerne mal keine Lust haben und "Nein" sagen dürfen. Für uns hat sie Tipps formuliert, mit denen wir alle (und ganz besonders Eltern) den Druck rausnehmen können …
Schluss mit dem Optimierungswahn: Buchcover "Wie du entspannst, wenn du niemanden mehr beeindrucken willst"
"Wie du entspannst, wenn du niemanden mehr beeindrucken willst" von Hanna Dietz, mvg Verlag, 17 Euro.
© mvg / PR

Jetzt ist Schluss. Ehrlich! Wir sind doch nicht mehr auf dem Schulhof, wo man krampfhaft versucht hat, sich für eine der coolen Cliquen zu qualifizieren. Was furchtbar anstrengend war. Und zumindest bei mir nicht funktioniert hat. Getröstet hat mich die Überzeugung, dass der Zwang zum Coolsein aufhören würde, sobald ich erwachsen geworden bin. Weil ich mir dann keine Gedanken mehr machen würde, wie ich auf andere wirke. Was für eine grandiose Fehleinschätzung! Nix wird besser. Es wird nur anders. Und noch viel anstrengender, als es jemals war. Statt nur mit Adidas Allround und Nietengürteln zu imponieren, bieten sich im Erwachsenenalter tausendfach mehr Möglichkeiten, bei Familie, Freunden und Bekannten Eindruck zu schinden. Soviel Protzpotential überall! Man kann auftrumpfen mit Tattoos, Tomaten (handgezogen) und Triathlons, mit Karriere, Kindern und Kochkunststücken. Anderen zu imponieren, ist fast ein Volkssport geworden. Aber ich steig aus. Und habe festgestellt, wie sehr es mich entspannt, niemanden mehr beeindrucken zu wollen. Nicht mal mehr mich selbst.

1. Schluss mit dem Stressgequatsche

Unter Müttern ist der eigene Stress ein beliebtes Gesprächsthema. Wie Job, Kinder, Haushalt und Partner sie auf Trab halten, und was sie trotzdem alles schaffen. Alltagsperformance als Methode zum Beeindrucken. Was auch gelingt. Ich hab Hochachtung vor allen Eltern, die Familie und Job stemmen! Das Problem ist, dass ich mich in solchen Gesprächen sofort selbst überprüfe. Und mich genötigt fühle, ebenfalls zu erzählen, wie viel ich zu tun und welche Familienkrisen ich zu bewältigen habe. Was schnell in eine Art Konkurrenzkampf mündet, wer das anstrengendere Leben hat. Nach diesen Unterhaltungen habe ich mich oft so erschöpft gefühlt wie nach einem Querfeldeinlauf mit Kinderfahrrad über der Schulter. Über Stress zu reden, stresst nämlich auch. Selbst wenn man dabei gemütlich Kaffee trinkt. Natürlich ist es wichtig, mal sein Herz auszuschütten und Probleme zu besprechen. Aber in einen Wettbewerb zu verfallen, wer am meisten Stress hat, ist sinnlos. Dabei gibt es nämlich nichts zu gewinnen. 

2. Mit schlechtem Beispiel voran!

Bei Lolas Party gab es Pferde und bei Anastasia hat ein Profi-Fotograf die Modenschau fotografiert. Jetzt zerbricht sich meine Freundin Dilara den Kopf, wie sie mithalten kann. Nicht wegen Tochter Sara. Sondern aus Angst, vor den anderen Müttern schlecht dazustehen. Auf die Idee, dass es denen genauso gehen könnte wie ihr, ist sie noch nicht gekommen. Kein Wunder: Von klein auf wird uns eingetrichtert, dass wir uns ein gutes Beispiel nehmen sollen. "Susanne kann schon ohne Stützräder Radfahren. Das schaffst du auch!" Heute geht das immer noch so.

Man sagt: "Wow, Bernhard läuft Marathon. Ich sollte auch mit Joggen anfangen!" Irgendwie kommt niemand auf die Idee, zu sagen: "Boah, die Karolin ist so eine faule Sau, die bewegt sich freiwillig kein Stück. Ich muss auch mehr auf dem Sofa abhängen!" Schade eigentlich. Ich finde, man sollte sich ab und zu ein schlechtes Beispiel nehmen. Oder selbst ein schlechtes Beispiel sein. Dann wäre die Spirale zu höher, schneller, besser unterbrochen. Die Maßstäbe könnten sich regulieren und die Mittelmäßigkeit zu neuem Glanz erstrahlen.

3. Hara hachi bu (… und Schluss mit dem Optimierungswahn)

Was wie der Titel eines Schlafliedes klingt, bezeichnet die japanische Regel, nur so viel zu essen, bis man nicht mehr hungrig ist. Diese Regel soll ein Grund sein für die Gesundheit vieler Japaner bis ins hohe Alter. Ich finde, das ist auch ein tolles Konzept fürs Arbeiten. Alles zu schaffen, ist beeindruckend. Dreiviertel zu schaffen, gesünder. Seitdem ich Hara hachi bu praktiziere, geht es mir besser. Ich putze zum Beispiel nicht mehr alle Fenster auf einmal. Oder harke Unkraut, bis mir der Schweiß in Strömen läuft und ich entkräftet aufs Sofa sinke. Dann bleibt auch mehr Energie für Sachen, die Spaß machen!

4. Ein Zauberspruch gegen Überlastung

Die Erwartungshaltung ist ein despotischer Geselle. Sie fordert, nicht nur die Pflicht zu erledigen, sondern auch die Kür. Küche geputzt, schnell einen Kuchen backen. Essen gekocht, noch hübsch den Tisch dekorieren. Endlich Pause für einen Kaffee, dann kommt eines der Kinder und will zum Drogeriemarkt gefahren werden, Deo ist alle. Lange Zeit konnte ich mich nicht wehren gegen den Drang, mich selbst mit meinem unermüdlichen Einsatz für die Familie zu beeindrucken.

Doch jetzt habe ich einen Zauberspruch gefunden, der gegen zu hohe Erwartungen hilft. Er ist so magisch wie simpel. Jeder kennt ihn. Aber besonders Müttern scheint er aus dem Gedächtnis gelöscht durch das Gefühl, ständig für andere da sein zu müssen. Ich hab ihn wiederentdeckt. Er lautet: Dazu hab ich keine Lust. Fünf Wörter und die Erwartungshaltung löst sich in Luft auf. Man kann entspannen – und sich selbst neu kennenlernen: Als Frau mit eigenen Bedürfnissen. 

5. Die To-Don’t-Liste

Unser bisheriges Leben haben wir der To-Do-Liste gewidmet. Jetzt wird es Zeit für die To-Don’t-Liste. Darauf kommt alles, was wir bisher nur aus Pflichtbewusstsein und Gewohnheit gemacht haben. Den Keller aufräumen, obwohl wir in der Sonne sitzen wollen. Nach Optimierung streben. Es allen recht machen. Sich von Erwartungshaltungen unter Druck setzen lassen. Beeindrucken wollen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei Eltern.de

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