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Ukraine-Krieg "Fühlen uns, als würden wir alle gefoltert, vergewaltigt oder getötet": First Lady Olena Selenska berichtet über Krieg in der Ukraine

Olena Selenska: First Lady der Ukraine
Olena Selenska ist seit 2003 mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj verheiratet
© Anna Moneymaker / Getty Images
Olena Selenska hatte bis zuletzt nicht mit einem Krieg in der Ukraine gerechnet. In einem Interview berichtet die Gattin des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj , wie ihr Mann ihr vom russischen Angriff erzählte und wann sie ihn zuletzt gesehen hat.

Zwischen vier und fünf Uhr am Morgen des 24. Februar wurde Olena Selenska unsanft geweckt – von einem lauten Knall. Sie habe damals nicht sofort gewusst, dass es sich um eine Explosion handelte, erzählte die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Interview mit der Zeitschrift "Vogue". Doch ab diesem Moment sollte sich ihr Leben, wie das aller anderen im Land, auf den Kopf stellen.

Ihr Mann habe damals im Anzug vor ihr gestanden und nur kurz und bündig erklärt: "Es hat begonnen." Russland hatte die Ukraine angegriffen, es herrschte Krieg im Land. An diesem Tag habe sie ihren Mann zum letzten Mal im Anzug gesehen, danach habe der Präsident nur noch Militärkleidung getragen, sagte Selenska der "Vogue". "Bis zur letzten Minute konnte ich nicht glauben, dass das passieren würde, im 21. Jahrhundert", so die 44-Jährige.

Olena Selenska hat ihren Mann seit Wochen nicht gesehen

Es habe in diesen ersten Stunden des Krieges keine Panik gegeben, sagte Selenska, aber "vielleicht Verwirrung". Selenskyj habe sie gebeten, die wichtigsten Habseligkeiten und Dokumente zusammenzupacken – "nur für den Fall". Dann sei er verschwunden. Zunächst habe sie noch gehofft, mit ihrem Mann zusammenbleiben zu können, erklärte die First Lady der Ukraine. Dann aber wurde der Präsidentenpalast zur militärischen Schaltzentrale und der Präsident aus Sicherheitsgründen von seiner Familie getrennt. Seit den ersten Tagen des Krieges habe sie ihren Mann nicht mehr gesehen, so Selenska.

Sie und ihre beiden Kinder (neun und 17 Jahre alt) sind in Sicherheit: "Wir wurden angewiesen, an einen sicheren Ort umzuziehen – wenn es in der Ukraine gerade möglich ist, einen sicheren Ort zu finden. Seitdem kommunizieren wir mit Wolodymyr nur noch per Telefon."

Selenska wirft Russland "Massenmord" vor

Selenska und der Politiker sind seit 2003 verheiratet. Die Drehbuchautorin tritt nicht gern in der Öffentlichkeit auf, hat sich aber seit Kriegsbeginn immer wieder zu Wort gemeldet. Dem Kreml warf sie in einem offenen Brief "einen Massenmord an ukrainischen Zivilisten" vor. Die Ukraine werde den Krieg aber dennoch gewinnen.

Auch im Interview mit der "Vogue" zeigte sie sich siegessicher. Russlands Präsident Wladimir Putin habe einen "verhängnisvollen Fehler" begangen, erklärte Selenska: "Er wollte uns spalten, uns zerschlagen, eine innere Konfrontation provozieren, aber es ist unmöglich, das mit uns Ukrainern zu tun. Wenn einer von uns gefoltert, vergewaltigt oder getötet wird, fühlen wir uns, als würden wir alle gefoltert, vergewaltigt oder getötet."

Quelle: "Vogue"

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf stern.de

epp/stern

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