Anzeige

Arzt soll Auftragsmörder angeheuert haben – weil seine Frau ihn zu verraten drohte

Illegal verschriebene Medikamente, eine Motorrad-Gang und ein Mord: Nicht der Plot eines Krimis, sondern ein Fall, den Behörden in den USA gerade aufzuklären versuchen.

Es klingt wie das Skript zu einer Netflix-Serie: Ein prominenter Arzt ist in Drogen-Machenschaften verstrickt. Seine Frau droht, das Ganze auffliegen zu lassen – daraufhin heuert er einen Auftragskiller an, der sie beiseite schaffen soll.

Nur dass das Ganze sich tatsächlich so abgespielt haben soll.

Fast sechs Jahre liegt der Tod von April Kauffman jetzt zurück; seit dieser Woche muss sich ihr Mann, Dr. James Kauffman, verantworten.

Was war geschehen?

Im Mai 2012 findet der Notarzt die Mediziner-Gattin aus New Jersey, USA, leblos im Schlafzimmer. Wenige Minuten nach Eintreffen der Retter ist sie tot; Medien berichteten über "mehrere Schusswunden", die Polizei rätselte über die Hintergründe. Die 47-Jährige hatte einen Catering-Service und einen Friseur-Laden betrieben, zudem moderierte sie regelmäßig eine Show im lokalen Radio.

Mittlerweile ist die Staatsanwaltschaft sicher: Es war Mord. Auftraggeber: der Ehemann der Getöteten. Motiv: Angst vor einer Scheidung – und den damit verbundenen Konsequenzen.

"James Kauffman gab an, er würde April eher umbringen, als einer Scheidung zuzustimmen und 'sein halbes Imperium' zu verlieren", heißt es in einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft. Denn der Arzt, so glauben die Strafverfolger, war verstrickt in illegale Machenschaften. Und seine Frau drohte, ihn auffliegen zu lassen.Kauffmans "Imperium" meint einen Drogen-Ring, der illegal Opioide vertickte. Das ausgeklügelte Prozedere verlief laut Anklage so: Kunden kamen zu Dr. Kauffman in die Praxis, wo er ihnen kostenfrei Rezepte für verschreibungspflichtige Opioide ausstellte. Pro Rezept erhielt der Kopf einer beteiligten Motorrad-Bande 1000 Dollar. Die Empfänger der Rezepte konsumierten die Drogen entweder selbst oder verkauften sie gewinnbringend weiter.

Im Sommer 2011 verlangte April Kauffman die Scheidung – ansonsten, so die Drohung, stelle sie ihren Mann bloß. Eine Drohung, die die Geschäftsfrau mutmaßlich das Leben kostete.

Ein Jahr lang schwebte sie in Lebensgefahr – bis eine Attacke Erfolg hatte

20.000 Dollar soll Kauffman sich den Tod seiner Frau kosten lassen. Dabei war die Attacke, der April Kauffman letztlich umbrachte, nicht die erste: Fast ein Jahr lang soll ihr Mann verschiedene Täter beauftragt haben, doch alle Mord-Anschläge zuvor schlugen fehl. Wie seine erfolglosen Vorgänger soll auch der schließliche Killer, ein 62-Jähriger, Mitglied der Motorradgang "Pagans" gewesen sein.

Nach dem Mord sollen die Komplizen ihre Drogen-Geschäfte munter weiter betrieben haben – bis zur Festnahme Dr. James Kauffmans im Juni 2017.

Der Arzt streitet unterdessen alles ab: Er sei unschuldig und habe mit dem Tod seiner Frau nichts zu tun, ließ er über seinen Anwalt verlauten. Bis zur Urteilsverkündung bleibt der 68-Jährige laut Strafverfolger dennoch in Haft. Mit ihm sind sechs weitere Beteiligte angeklagt.

Für die Tochter der Toten ist die Anklage jetzt eine Erleichterung. Kim Pack war 29, als ihre Mutter starb; der jetzt Angeklagte ist ihr Stiefvater. "Heute, nach fünf Jahren, habe ich zum ersten Mal das Gefühl, wieder atmen zu können", sagte die heute 35-Jährige vor Medienvertretern. Und, mit Tränen in den Augen: "Endlich Gerechtigkeit."

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel