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Kein Märchen Abhängig von Nasenspray – ein Erfahrungsbericht

Eine Frau verwendet Nasenspray
© Maksymiv Iurii / Adobe Stock
Es ist ein Uhr nachts, als ich aus dem Schlaf gerissen werde: Ich bekomme keine Luft! Schlagartig setze ich mich auf und versuche tief einzuatmen. Die Nase ist dicht. Atmen geht nur noch durch den Mund, doch der ist so trocken, dass das Atmen erst nach einigen Schlucken Wasser wieder richtig funktioniert. Der Griff zum Nachttisch ist Routine. Ein Stoß links, einer rechts und dann nach hinten lehnen. Ohne Nasenspray geht bei mir teilweise nichts mehr.

"Verwenden Sie das Nasenspray aber nicht länger als eine Woche", bekomme ich eigentlich jedes Mal zu hören, wenn ich Nasenspray mal in einer Apotheke kaufe. Mittlerweile kommt das jedoch nur noch selten vor. In der Regel bestelle ich mein Suchtmittel einfach im Internet bei einer der zahlreichen digitalen Apotheken. Früher habe ich selbst nicht geglaubt, dass man von Nasenspray abhängig werden kann. Ich hielt es immer für ein Märchen. Jetzt weiß ich es besser.

Nasenspray abhängig durch schweren Schnupfen

Doch wie fing es an? Ich leide seit einem Großteil meines Lebens an einem chronischen Schnupfen und einer chronischen Sinusitis, ausgelöst durch meine zahlreichen Allergien in allen Jahreszeiten. Durch die Nase atmen zu können war für mich schon immer ein Privileg und trotzdem habe ich es 30 Jahre lang geschafft, von Nasenspray nicht abhängig zu werden. Ich habe das Gefühl immer gehasst, mir etwas in die Nase zu sprühen, meistens bekam ich anschließend einen Niesanfall.

Doch im Jahr 2022 änderte sich was. Ich bekam im März Corona und hatte neben dem elendigen Husten und den Fieberschüben mit einer starken Erkältung zu kämpfen. So stark, dass die Nase gar nicht mehr aufging. Es fühlte sich an, als würde mir jemand mit einem Schraubstock die Nase zu halten. Also schrieb ich meiner Mutter: "Ich bräuchte Nasenspray". Sie brachte es mir in die Quarantäne. Seitdem ist es mein täglicher Begleiter geworden. Auf die Corona-Infektion folgte die erste Allergiewelle. Meine Nase hatte also keine Zeit, sich etwas zu entspannen und der Gewöhnungseffekt war schon längst eingetreten.

Alle Stunden musste ich Nasenspray nutzen

Zu Hochzeiten brauchte ich alle zwei Stunden einen neuen Stoß, sonst kam das Schraubstock-Gefühl zurück. Ich entwickelte regelrecht Panik vor diesem Gefühl. Gar keine Luft durch die Nase zu bekommen, das kenne selbst ich mit meinen Allergien und Erkrankungen nicht – etwas Luft kam immer durch. Jetzt war die Nase teilweise so dicht, dass ich Druck auf den Ohren bekam, wenn ich schluckte. Ich bestellte also erst mal einen kleinen Vorrat und verteilte die kleinen Fläschchen in der Wohnung. Eine im Schlafzimmer, eine im Wohnzimmer, eine am Arbeitsplatz, eine in meiner Handtasche und eine in Reserve.

Nach der ersten Allergiewelle wurde es etwas besser, ich musste das Spray nicht mehr ganz so häufig nutzen und hatte sogar Tage, an denen ich es ganz ohne aushalten konnte. Dann kam im Dezember Corona-Infektion Nummer zwei. Diese war noch Schnupfen-lastiger, also kam ich um die erneute Nutzung von Nasenspray nicht drumherum. Wieder musste ich bis zu zehn Mal und mehr am Tag sprühen, manchmal sogar zwei Mal innerhalb weniger Minuten – ein Stoß reichte nicht mehr aus.

Nasenspraysucht: Es ist schwer, aus der Spirale wieder herauszukommen

Über Weihnachten sind die Symptome zurückgegangen und ich versuchte wieder mehr Nasen-Schraubstock-Attacken auszuhalten, bis ich nur noch rund fünf Mal am Tag sprühen musste. Eine ganze Zeit lang wachte ich jedoch nachts immer wieder auf, weil mein Mund so trocken und die Nase so zu waren, dass ich kaum noch Luft bekam.

Mittlerweile schaffe ich es nur noch zwei bis drei Mal am Tag zu sprühen. Morgens nach dem Aufstehen, damit ich meinen Kaffee überhaupt genießen kann, mittags oder nachmittags noch einmal und dann zum Schlafen gehen. Nachts brauche ich es kaum noch und am Tage halte ich es aus, wenn die Nase mal wieder dichter ist als gedacht. Ich habe diese Sucht unterschätzt, diese Angst, kein Spray mitzuhaben und wie wild in der Handtasche zu wühlen ist zermürbend. Nicht erst einmal musste ich in meiner Verzweiflung noch schnell eine Apotheke aufsuchen, bevor ich mich mit Freund:innen getroffen habe.

Dauerhaftes Nutzen von Nasenspray kann schwere Folgen haben

Ich weiß, was passieren kann, wenn man das Spray zu lange nutzt und welche Veränderungen mit der Nasenschleimhaut einhergehen können. Und ich weiß auch, welche Strategien es gibt. Die Einloch-Methode, bei der man immer nur in ein Nasenloch sprüht, oder das Umstellen auf ein Kindernasenspray, um die Dosis zu reduzieren. Das ist jetzt mein nächster Plan, zusammen mit einem Meerwassernasenspray zum Befeuchten. Ich hoffe, ich bleibe von einer weiteren Schnupfen-Infektion verschont und die ersten Pollen lassen noch ein bisschen auf sich warten.

Ich werde weiterhin Nasenspray-Fläschchen auf Vorrat haben, einfach um sicherzugehen. Und ich werde auch weiterhin immer eines in meiner Handtasche haben. Aber hoffentlich bald nur noch als Sicherheit und nicht mehr in Dauernutzung.

Brigitte

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