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"Doc Caro" ist mütend "Dieses politische Rumgeeiere erträgt doch keiner mehr!"

Mütend: Ärztin mit Maske
© Cryptographer / Shutterstock
Raus aus dem Lockdown – und ab in den nächsten. "Pandemiemüde" ist der ewig schwelende Begriff, der es bei vielen Menschen zu treffen scheint. Carola Holzner ist Ärztin und machte auf Social Media ihrer Genervtheit Luft.

Bei einem erneuten Corona-Gipfel der Ministerpräsident:innen debattieren diese am Montagnachmittag über die Corona-Maßnahmen. Das Kanzleramt will eine verschärfte Verlängerung, so viel ist nach einem am Sonntag veröffentlichten Entwurf schon einmal klar. Zur Debatte stehen auch Ausgangssperren, die Menschen in Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg wohl bekannt sein dürften. Dabei wurde erst vor zwei Wochen gelockert – zumindest in manchen Ländern, und dann doch wieder nur für Friseure, Blumen- und Buchläden. Die permanenten Regeländerungen sorgen bei vielen Menschen nicht nur für Verwirrung, sie sorgen auch dafür, dass die Kritik an der Bundesregierung und ihren Beteiligten stetig wächst.

So geht es auch einigen Ärzten, die sich in der Vergangenheit immer wieder auf Sozialen Medien geäußert haben, auch Carola Holzner. Holzner ist Fachärztin für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin und bloggt als "Doc Caro" in Sozialen Netzwerken über ihren Alltag als Medizinerin. Besonders das Pflegepersonal und die Ärzte in den Kliniken spüren an vorderster Front, wenn die Beschränkungen angezogen werden, dann wieder gelockert werden, beides meist kritisiert als zu früh oder zu spät. Holzner nennt ihren neuen und sehr akuten Gemütszustand "mütend", eine Mischung aus müde und wütend.

Dieses politische Rumgeeiere (auch wenn bald Ostern ist) erträgt doch keiner mehr

Doc Caro ärgert sich vor allem über das politische Hin und Her, das Masken, Schnelltests, Impfstoffe und Schulen betrifft: "Auf – zu – halb auf – bisschen auf – Friseure – Schulen – Gastro. Kinder = Pandemietreiber nein, dann ja. Oder doch eher vielleicht? Konzept in Schulen? Fehlanzeige. Es gibt ja Fenster", ärgert sie sich auf Facebook und Instagram. Sie scheint einen Nerv zu treffen. Über 63.000 Menschen gefällt ihr Post, über 50.000 Mal wurde er geteilt (Stand Montagnachmittag).

Die über 6.000 Kommentierenden stimmen ihr häufig zu, vor allem was ihre Kritik an der Kommunikationsstrategie der Bundesregierung angeht: "Uns fehlt nicht nur ein Ende in Sicht, sondern einfach ein Konzept. Und zwar eins, was alle auch verstehen. Wir können nur Entscheidungen mittragen, die wir auch nachvollziehen können. Die nicht nur Sinn haben, sondern auch sinnvoll kommuniziert werden."

Pandemiebekämpfung statt Wahlkampf mache die Menschen weniger "mütend"

Viele der Kommentierenden teilen diese Sicht und zeigen Solidarität mit dem Krankenhauspersonal. Doch Sätze wie "Ich werde nicht wegfliegen. Ich werde mich weiter an Regeln halten, die ich für sinnvoll erachte", sind Wasser auf die Mühlen einiger Corona-Leugner, die sich ebenso unter dem Post versammeln. Wasser auf die Mühlen jener Menschen, für die der sogenannte Lockdown, der im Vergleich mit Ländern wie Frankreich oder Spanien kaum als solcher zu bezeichnen ist, lediglich eine vorgeschobene Maßnahme der Regierung zur Gängelung der Bürger ist.

Dabei stellt Carola Holzner nicht die Pandemie an sich in Frage, sondern viel mehr den Umgang damit. Deshalb sollten alle gemeinsam an einem Strang ziehen, fordert sie: "Zum Wohle der Gesundheit. Das sollte ganz oben stehen."

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei stern.de.

mkb/stern

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