Anzeige

Müll reduzieren - mit einer einfachen Strategie

Müll reduzieren: Frau unter Plastikhaube
© anokato / Shutterstock
Es kann nicht jede*r im Alltag die Wäsche mit Kastanien waschen oder Shampoos selbst herstellen. Aber es gibt ganz einfache Strategien gegen die Verpackungsflut, die auch schon helfen – und sie tun überhaupt nicht weh!

Was du ganz einfach tun kannst, um Müll zu reduzieren

Hast du was gemerkt? Seit 1. Januar 2019 gilt bei uns ein neues Verpackungsgesetz. Alle, die verpackte Waren gewerbsmäßig in Umlauf bringen, müssen sich seitdem bei der "Zentralen Stelle Verpackungsregister" anmelden und verpflichten sich damit, sich finanziell an der Entsorgung des Verpackungsmülls zu beteiligen.

Doch auch wenn das Ziel klar ist – Hersteller sollen Produkte von Anfang an umweltfreundlicher verpacken –, bekommen wir beim Einkaufen noch wenig davon mit. Auffälliger sind da die Eigeninitiativen einiger Ketten: Edeka und Rewe kennzeichnen Obst und Gemüse mit Laser direkt auf der Schale und bieten Mehrwegbeutel an, Kaufland hat bei Wurstwaren der Eigenmarke die Folienstärke reduziert und spart so nach eigenen Angaben 68 Tonnen Plastik pro Jahr, Lidl hat das gleiche beim Toastbrot getan und auch Aldi hat Ziele zur Verpackungsreduktion formuliert.

Doch damit unser Planet nicht im Müll erstickt, muss eigentlich jede*r von uns aktiv werden. Denn pro Jahr kommen allein die deutschen Privathaushalte auf über 37 Millionen Tonnen Abfall. Am besten wäre es natürlich, gar keinen mehr zu produzieren. Die Bloggerin Shia Su sammelt den Abfall eines ganzen Jahres in einem einzigen Einmachglas – unter anderem, indem sie sich Döner in ein Geschirrtuch einschlagen lässt und statt Waschmittel zerkleinerte, getrocknete Kastanien benutzt. Ganz so diszipliniert gelingt das vermutlich den wenigsten. Trotzdem lohnt es sich, im Kleinen etwas zu verändern. Mach den Anfang:

1. Müll richtig trennen

"Bisher landete etwa ein Drittel der Gesamtverpackungsmenge nicht bei den Dualen Systemen. Diese Stoffe gehen dem Materialkreislauf verloren, sie werden verbrannt und nicht recycelt", erklärt Matthias Fabian vom Umweltbundesamt in Dessau. "Es wird immer wichtiger, den Müll vernünftig vorzusortieren, da die Industrieanlagen inzwischen sehr gezielt arbeiten." Ein Gebläse trennt beispielsweise Folien ab, ein Magnet fischt Eisenteile heraus und ein Infrarotscanner erkennt Kunststoffe. Damit die Maschinen eine möglichst hohe Trefferquote haben, sollten wir Verpackungen vor dem Wegwerfen komplett auseinandernehmen. Also: den Aludeckel ganz vom Joghurtbecher abziehen, die Papphülle entfernen …Erklärt wird die korrekte Trennung zum Beispiel auf der Website www.gruener-punkt.de unter "Verbraucherinfo".

2. Alternativen zu Plastik suchen

Manchmal nervt es, als Käufer*in immer die richtigen Entscheidungen treffen zu müssen. Zum Beispiel liegen immer noch Plastikstrohhalme, -becher und -besteck in den Regalen, obwohl der europaweite Plastikbann beschlossen wurde. "Die sogenannte EU-Plastikstrategie sieht vor, bis zum Jahr 2021 Wegwerfartikel aus Kunststoff wie Trinkhalme, Wattestäbchen mit Plastikgriff oder Plastikteller zu verbieten", erklärt Fabian. Immerhin: Manche Läden, etwa Netto oder Aldi Süd, nehmen Einweggeschirr aus Kunststoff schon jetzt aus dem Sortiment. So sollen bis 2030 Umweltschäden von 22 Milliarden Euro vermieden werden. Ziel ist vor allem, Plastikmüll in den Ozeanen einzudämmen. Langfristig wird die Auswirkung also spürbar sein. Doch bis dahin gilt: Nach Alternativen Ausschau halten – Mehrweggeschirr fürs Picknick, und den Morgenkaffee für unterwegs beim Coffeeshop in einen mitgebrachten Thermobecher füllen lassen.

3. Sich nicht blenden lassen

Viele Waren sind unnötig mehrfach verpackt, winzige Produkte stecken in riesigen Kartons oder Plastikschalen. "Verpackungen sind ein wichtiges Marketinginstrument", sagt Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW. "Die Produzenten werten ihre Waren durch Kartons, Folien und bunte, glänzende Umverpackungen auf, das sieht nach mehr aus und erregt die Aufmerksamkeit des Käufers. Wünschenswert wäre daher aus Sicht der Verbraucherzentrale eine verpflichtende Abfallvermeidung für Hersteller." So lange aber dazu kein Gesetz erlassen wurde, helfen nur unsere bewussten Kaufentscheidungen. Die Zahnpasta? Ohne Karton kaufen. Gemüse? Nur lose. Und konsequent Mehrwegflaschen wählen. Oder Wasser aus dem Hahn trinken, es hat in Deutschland flächendeckend Trinkwasserqualität. Zero-Waste-Profis kaufen in Unverpackt-Läden, in denen man Nahrungs- oder Waschmittel in mitgebrachte Behälter füllen lassen kann (Standortliste: www.wastelandrebel.com).

4. Verzichten – und protestieren

Ausgerechnet das Lieblingsprodukt ist aufwendig oder umweltschädlich verpackt? Dann könnte man durchaus mal einen Brief an den Hersteller schreiben, in dem man um reduzierte Verpackung bittet. Einfacher geht es mit der App "Replace Plastic" des Vereins Küste gegen Plastik, die nach dem Scannen des Barcodes automatisch Rückmeldung an den Hersteller gibt. "Das Bewusstsein für Kundenwünsche ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen", sagt Philip Heldt. Bei manchen Produkten ist allerdings der Verzicht die einzig wirklich nachhaltige Möglichkeit. Etwa bei den beliebten Quetschbeuteln für Kinder mit Obst- oder Gemüsebrei. "Die bestehen aus so vielen untrennbaren Schichten, dass sie am Ende nur verbrannt werden können", so Heldt. Genau wie sämtliche Produkte aus schwarzem Plastik, oft bei Herrenkosmetik verwendet. Schwarzen Kunststoff erkennt die Sortiermaschine nicht – da fällt Recycling grundsätzlich flach.

Dich interessiert das Thema? Hier gibt es weitere Tipps zum Thema "Müll vermeiden".

Ein Artikel aus BRIGITTE

BRIGITTE 15/2019

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel