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Schwedische Schaufensterpuppen: Weltruhm durch Handy-Schnappschuss

Schwedische Schaufensterpuppen mit normalen Proportionen begeistern Millionen von Menschen im Netz. Die junge Schwedin Rebecka Silvekroon ist selbst überrascht, was ihr Foto vom Einkaufsbummel da ausgelöst hat.

Schwedische Schaufensterpuppen: Von der Selbstverständlichkeit zum viralen Hit

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Das Netz ist begeistert: Innerhalb weniger Tage verbreitete sich ein Foto von einem Unterwäsche-Schaufenster unter knapp 1,5 Millionen Facebook-Usern und wurde schnell weltweit von den Medien aufgegriffen. Schwedische Schaufensterpuppen, die normale, kurvige Frauen darstellen? Das sollten sich mehr Geschäfte trauen, auch außerhalb von Schweden!

Für die Kaufhauskette Åhléns, die die Puppen in ihren Geschäften hat, kam die Begeisterungswelle völlig unerwartet. "Wir haben die Puppen schon seit etlichen Jahren in den Geschäften", sagt Therese Johnsson, Pressesprecherin von Åhléns zu BRIGITTE.de. "Unsere Kundinnen sehen nicht alle gleich aus, daher wollten wir auch unterschiedlich geformte Schaufensterpuppen haben".

Auch die 29-jährige Projektmanagerin Rebecka Silvekroon war schon öfters an den Schaufensterpuppen vorbeigegangen, ohne sich viel dabei zu denken. Das änderte sich, als sie eines Tages in der Unterwäsche-Abteilung stöberte: "Ich hielt plötzlich an, schaute genauer hin, und dachte: Wow, die sieht tatsächlich so aus, wie ein richtiger Mensch. Das war so erfrischend, nachdem ich den ganzen Tag nur in anderen Läden von spindeldürren "Vorbildern" umgeben war." Spontan machte sie ein Foto mit ihrem Smartphone, das sie dann später auf ihrem Blog (becka.nu) veröffentlichte.

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Das war 2010, und eigentlich hätte die Geschichte hier mit ein paar positiven Blog-Kommentaren enden können. Aber Mitte März dieses Jahres stieß die Facebook-Gruppe "Women's Rights News" auf den alten Blog-Beitrag und stellte das Foto noch einmal online. Und plötzlich traf das Bild einen Nerv - viele Userinnen waren begeistert von dem natürlichen Schaufenstermodel und machten den Schnappschuss zu einem viralen Hit.

Rebecka bemerkte das erst, als sie von einer dänischen Zeitung angemailt wurde, die sie um ein Interview bat. "Ich hatte keine Ahnung, worum es ging!", erzählt sie BRIGITTE.de. "Dann kam noch eine Mail, in der jemand meinen Blog gefunden hatte - nachdem mein Foto schon in mehreren schwedischen Zeitungen war." Als die NBC-News die Schaufensterpuppen im US-Fernsehen zeigte, war Rebecka in ihrer Heimat schon längst landesweit bekannt geworden. "Das war wirklich komisch. Die schwedische Zeitung 'Expressen' hatte mich sogar auf der Titelseite, mit der Headline 'So wurde Silvekroon weltberühmt!' "

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Profitiert hat Rebecka von ihrem berühmten Foto nicht: Für die Verbreitung per Social Media gab es kein Geld. Auch ihr Blog hat keinen großen Leser-Zuwachs bekommen, weil die Quelle des Bildes meist nicht erwähnt wurde. Ein Problem hat sie damit nicht: "Es geht ja nicht darum, dass ich berühmt werde, sondern dass wir über ein gesundes Körperbild reden. Wir müssen mehr Geschäfte überzeugen, dass sich realistisch geformte Puppen für sie lohnen. Die meisten Läden kaufen ja einfach die Standard-Schaufenstermodelle, ohne da weiter drüber nachzudenken, oder weil sie vielleicht günstiger sind."

Ob sich durch den plötzlichen Internet-Ruhm des Schaufenster-Fotos tatsächlich etwas ändert, bleibt abzuwarten. Bis dahin sammelt Rebecka auf ihrer neuen Seite swedishmannequins.com die vielen Medienberichte zum Thema und will mit den Herstellern darüber reden, warum eigentlich der Puppen-Standard so übertrieben dürr ist. Erste Kontakte hat sie bereits hergestellt - und staunt gelegentlich selbst noch, was ihr drei Jahre alter Schnappschuss so alles bewirkt hat.

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