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Mit Google Earth die Welt verbessern

Vom Schimpansen-Schutz bis zur Gletscher-Schmelze - über den Geo-Browser Google Earth kann man nicht nur das nächste Urlaubsziel auskundschaften, sondern sich auch über Umweltzerstörung und soziale Projekte informieren. Nun hat Google den Service auch in Deutschland gestartet.

Die Idee ist aberwitzig - und spektakulär: Auf einem Boot, das komplett aus Plastikflaschen gebaut ist, will der britische Umwelt-Abenteurer David de Rothschild Ende des Jahres den Pazifik überqueren. "PlasTiki" nennt der 29-Jährige seine Expedition, die auf die weltweite Verschmutzung durch Plastikmüll aufmerksam machen soll. Es ist nicht die erste verrückte Aktion des Millionärssohns aus London, der auch schon mit einem Kite-Drachen über das Eis der Antarktis gesurft ist. Aber es ist die erste, die Millionen von Menschen fast in Echtzeit mitverfolgen können - über den Geo-Browser Google Earth.

"Das Problem ist, dass die Umweltprobleme für die Menschen immer sehr abstrakt bleiben", so de Rothschild. "Durch Google Earth hingegen wird die Expedition realer, erlebbar." Wenn der Umweltaktivist im Dezember in San Francisco in See sticht, können Google-Earth-Nutzer bequem von zu Hause aus seine Reise nach Australien auf den Satellitenbildern verfolgen und regelmäßig Berichte sowie Bilder von Bord abrufen. "Und falls es schief geht, können sie auch genau sehen, an welchem Ort die PlasTiki gesunken ist", sagt David de Rothschild grinsend.

Grüner Filter für Öko-Voyeure

Möglich macht den Öko-Voyeurismus das "Google Earth Outreach Program" (outreach = Kontakt; Reichweite). Über diesen Service können gemeinnützige Organisationen auf der virtuellen Erdkugel Orte markieren, an denen sie aktiv sind. Sichtbar werden diese Punkte, wenn die User der Geo-Software die Rubrik "Globales Denken" aktivieren. Dann legt sich sozusagen ein "grüner Filter" über die Karte. Klickt man die verschiedenen Icons an, bekommt man nicht nur Infos über verrückte Plastik-Piraten, man erfährt auch, wo besonders viel Regenwald abgeholzt wird, wie viele Dörfer in der Darfur-Krise zerstört wurden oder wie es der Schimpansin Gaia aus dem Gombe Nationalpark gerade so geht. Sehr putzig ist das Angebot von Seaturtle.org: Die Forscher, die ein Adoptionsprogramm für Schildkröten anbieten, haben ihre gepanzerten Schützlinge mit Satelliten ausgestattet. Über Google Earth können die Paten dann beobachten, wo ihre Schildi zurzeit herumschwimmt.

Umsonst und sauber - Kommerz hat keine Chance

Besonders reizvoll für Weltverbesserer: Der Service ist ausschließlich gemeinnützigen "Non-Government-Organisations" (NGOs) vorbehalten - und er ist für sie kostenlos. Kommerzielle Angebote werde man hier auf keinen Fall finden, versichert Google-Sprecher Stefan Keuchel. Es sei denn, sie tragen das "Fair Trade Zertifkat", diese sind in der Google-Welt anhand von kleinen Kaffee- oder Bananensymbolen zu erkennen.

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Nach dem US-Start von Google Earth Outreach im letzten Jahr können sich nun auch deutsche Organisationen bewerben. Den ersten deutschsprachigen Outreach-Layer hat Greenpeace am Donnerstag vorgestellt. 14 grüne "Gs" sind aktuell auf der virtuellen Weltkugel verteilt, hinter denen sich Infos zu Urwald- und Klimaschutzprojekten verbergen. Klickt man zum Beispiel auf das Greenpeace-Icon im Kongo, startet ein Film über den Tropenholzabbau durch eine deutsche Firma, den Greenpeace-Aktivist Oliver Salge erst vor zwei Wochen vor Ort gedreht hat. Der Umweltschützer ist begeistert von seinem neuen PR-Tool. "Mit Google Earth kann Greenpeace auf eine anschauliche, leicht verständliche Weise zeigen, wo überall auf der Welt Urwälder zerstört werden." Salge hofft, so möglichst viele Menschen für die Projekte von Greenpeace zu gewinnen. "Es geht uns vor allem auch darum, neue Aktivisten zu finden."

Die Chancen stehen gut. Immerhin gibt es weltweit 315 Millionen Google-Earth-User. Besonders beliebt ist das 3D-Spielzeug bei den Deutschen - nur in den USA reisen noch mehr Menschen regelmäßig am Computer um die Erde. Viele potentielle Unterstützer also, die die NGOs über wenige Klicks erreichen können - und das ganz ohne Werbekosten.

14.000 Unterschriften in wenigen Tagen - auch kleine Organisationen profitieren

Wie effektiv Google Earth sogar für sehr regional agierende Organisationen sein kann, zeigt die Erfahrung von Appalachian Voices. Die Umweltschützer aus den USA kämpfen schon seit Jahren gegen die Zerstörung des Appalachen-Gebirges durch den Kohleabbau, bislang fehlte es ihnen jedoch an Mitstreitern. Also band die Initiative im letzten Jahr eine Unterschriftenaktion in ihren Google Earth Layer ein - und hatte in nur wenigen Tagen 14.000 Unterschriften gesammelt. Mittlerweile hat sich die Zahl der Unterstützer verdoppelt, was dazu führte, dass sich nun endlich auch der US-Kongress dem Problem annimmt.

Doch nicht nur die NGOs, auch die andere Seite habe etwas von der Selbstpräsentation, meint Rebecca Moore, die das Outreach-Programm in der amerikanischen Google-Zentrale leitet. "Wenn ich zum Beispiel spenden will, kann ich mich vorher informieren, was die Initiative macht und wo sie aktiv ist." Noch haben die Spendenfreudigen allerdings nur eine sehr begrenzte Auswahl. Lediglich dreizehn verschiedene Organisationen sind derzeit mit Layern in der Rubrik "Globales Denken" vertreten, darunter bekannte Namen wie WWF oder auch die zuletzt in Kritik geratene Organisationen Unicef. Doch Rebecca Moore ist überzeugt, dass die Zahl schnell wachsen wird. "Es gibt in Deutschland so viele Organisationen, die fantastische Arbeit machen - die wollen wir erreichen."

Annette Rosendahl vom Naturschutzbund Deutschland muss sie nicht mehr lange überzeugen. Sie kann es kaum erwarten, mit Google Earth Outreach auf die Reise zu gehen. "Ich bin hin und weg von den Möglichkeiten, die der Service bietet", sagt sie nach der Präsentation im Google Deutschland Büro.

Bleibt nur die Frage, wie sich Schildkröten-Beobachtung und Klimaschutz mit einer Firma wie Google vertragen, die jedes Jahr rund eine Milliarde Dollar nur für die Stromrechnung bezahlt. Jede einzelne Google-Suchanfrage benötigt acht Wattstunden Strom. Man bemühe sich, antwortet Philipp Schindler, Chef von Google Nordeuropa. Googles Ziel sei es, bis Ende des Jahres CO2-neutral zu sein. Wie das erreicht werden soll? Man spare Energie, so Schindler, wähle sorgfältig die Standorte aus, fördere erneuerbare Energien - und außerdem habe Google Deutschland jedem Mitarbeiter ein Fahrrad geschenkt.

So finden Sie Umwelt- und Hilfsprojekte über Google Earth

  • Zunächst müssen Sie unter http://earth.google.com die Google-Earth-Software herunterladen. Um den Browser problemlos nutzen zu können, brauchen Sie eine schnelle Internetleitung (128 Kb/s) und eine 3D-fähige Videokarte mit 16 MB VRAM.
  • In der Seitenleiste finden Sie verschiedene Verzeichnisse. Unter "Globales Denken" sind die Organisationen aufgelistet, die einen eigenen Layer haben. Am besten machen Sie einen Haken bei der kompletten Liste, dann sehen Sie alle Projekte auf einmal.
  • Wenn Sie nun über die Karte navigieren, finden Sie darin verschiedene Icons. Wenn Sie diese anklicken, geht ein Pop-up-Fenster auf mit mehr Infos zu der Region, der Organisation, die hier aktiv ist etc. Die meisten Texte sind derzeit noch auf Englisch.

So können sich NGOs auf dem Google-Globus verewigen

Organisationen, die einen eigenen Google-Earth-Layer haben wollen, können sich hier um eine kostenlose Version bewerben. Laut Google braucht man keine besonderen technischen Kenntnisse, um das Programm zu bedienen, zum Service gehört auch eine Einführung und Unterstützung beim Bau der Dateien.

Bildershow: Wie sich NGOs auf Google Earth präsentieren

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Greenpeace Deutschland ist die erste deutsche Non-Profit-Organisation, die man über den Google-Earth-Filter "Globales Denken" finden kann. Orte, an denen Greenpeace aktiv ist, sind mit einem grünen "G" versehen. Klickt man darauf, geht ein Fenster mit Hintergrundinformationen, Fotos, Videos und Links zur Website auf.

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Das Jane-Goodall-Institute war eine der ersten Organisationen weltweit, die Google Earth Outreach nutzte, um über seine Arbeit im Gombe-Nationalpark in Tansania zu informieren. Dazu gehört etwa der Schimpansen-Blog der Forscherin und Wissenschaftlerin Emily Wroblewski: Mit einem Klick auf die Affen-Icons können User erfahren, wie es Gimble, dem Schimpansen, gerade so geht.

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Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) macht über Google Earth auf Umweltveränderungen aufmerksam. Die UNEP-Zeichen sind überall dort zu finden, wo sich die Landschaft in den vergangenen Jahren stark verändert hat, etwa durch Rodung, Verwüstung oder Klimawandel. Das Bild zeigt den Amazonas-Regenwald vor und nach der Abholzung in Rondonia, Brasilien.

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Das U.S. Holocaust Memorial Museum setzt sich dafür ein, dass die Krise in Darfur nicht in Vergessenheit gerät. Jede Flamme markiert eine teilweise oder vollständig zerstörte Stadt.

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Die Initiative Appalachian Voices kämpft gegen die Zerstörung der Appalachen in Kentucky und West Virginia durch den Kohleabbau. Über Google Earth können Interessierte unter anderem sehen, wie das Gebiet früher aussah, welch große Löcher die Sprengungen in die Landschaft gerissen habe oder ob sie über ihren Stromanbieter indirekt die Mine unterstützen (Bild).

Text: Michèle Rothenberg Fotos: Google Earth Outreach

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