Anzeige

Metaverse Reporterin gibt sich als Kind aus und wird Zeugin sexueller Praktiken und Vergewaltigungsdrohungen

Metaverse: ein Mädchen mit Reality Brille und Controllern sitzt in einem dunklen Raum
© Zivica Kerkez / Shutterstock
Investigativ-Recherchen der BBC haben ergeben, dass Virtual-Reality-Apps, mit denen man im sogenannten Metaverse spielen kann, gefährlich für Kinder sein können. Experten warnen.

Einige Apps im sogenannten Metaverse könnten gefährlich für Kinder sein. Das geht aus Investigativ-Recherchen der BBC hervor. Eine Reporterin, die sich als 13-jähriges Mädchen ausgab, beobachtete unter anderem Grooming (die gezielte Kontaktaufnahme Erwachsener mit Minderjährigen in Missbrauchsabsicht, Anm. d. Redaktion), bekam sexuelles Bildmaterial zu sehen, wurde Zeugin rassistischer Beleidigungen und einer Vergewaltigungsdrohung in der Virtual-Reality-Welt.

Die BBC-Journalistin besuchte über eine App mit einer Altersfreigabe von mindestens 13 Jahren Virtual-Reality-Räume, in denen Avatare Sex simulierten. Ihr wurden Sexspielzeuge und Kondome gezeigt, und sie wurde von zahlreichen erwachsenen Männern angesprochen.

Metaverse: Zuckerberg glaubt, es sei die Zukunft

Metaverse bezeichnet Spiele und Erlebnisse, auf die mittels Virtual-Reality-Headsets zugegriffen werden kann. Die Technologie, die bisher auf Spiele beschränkt ist, könnte in Zukunft in vielen anderen Bereichen eingesetzt werden – von der Arbeit bis hin zu Konzerten und Kinobesuchen. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg glaubt, dass dies die Zukunft des Internets sein könnte – so sehr, dass er Facebook erst kürzlich in Meta umbenannt hat und das Unternehmen Milliarden in die Entwicklung seiner "Oculus Quest"-Headsets investierte.

Es ist das Headset, mit dem der BBC-Reporterin eine App und einen Teil des Metaverse erkundete. Bei der App namens "VRChat" handelt es sich um eine virtuelle Online-Plattform, die Benutzer mit 3D-Avataren erkunden können. Obwohl sie nicht von Facebook entwickelt wurde, kann sie einfach über die App-Stores auf das "Meta Quest"-Headset von Facebook heruntergeladen werden, ohne dass es einer Altersüberprüfung bedarf. Die einzige Voraussetzung ist der Besitz eines Facebook-Kontos.

Kinderschutz im Metaverse: Experten warnen

Ein Mann sprach die Reporterin dort an und sagte, dass Avatare "sich ausziehen und unaussprechliche Dinge tun können". Andere hätten von "erotischen Rollenspielen" gesprochen. Nach der Recherche von "BBC News" erklärte die NSPCC (National Society for the Prevention of Cruelty to Children), dass man im Metaverse dringend an der Sicherheit arbeiten müsse.

Andy Burrows, Head of Child Safety Online Policy bei der NSPCC, sagte zur BBC, die Ergebnisse der Investigativ-Recherche seien "außerordentlich". "Das sind Kinder, die völlig unangemessenen, wirklich unglaublich schädlichen Erfahrungen ausgesetzt werden", sagte er. Seiner Meinung nach hätten die Technologieunternehmen wenig aus den Fehlern der ersten Generation der sozialen Medien gelernt.

"Dies ist ein Produkt, das aufgrund von Versäumnissen und Nachlässigkeit gefährlich ist. Wir erleben, dass Produkte auf den Markt gebracht werden, ohne dass die Sicherheit auch nur ansatzweise berücksichtigt wurde", so der Experte weiter. Meta hingegen sagte, dass es wohl über Tools verfüge, die es Spielern ermögliche, andere Nutzer zu blockieren. Das Unternehmen bemühe sich, die Sicherheit zu verbessern, "während es lernt, wie Menschen in diesen Räumen interagieren".

Kinder fühlten sich zu sexuellen Handlungen gezwungen

BBC News sprach außerdem mit einem Sicherheitsaktivisten, der monatelang über "VRChat" recherchiert hat und nun seine Videos auf YouTube veröffentlicht. Er möchte lieber anonym bleiben, weil er um die Sicherheit seiner Familie besorgt sei.

Er berichtete von Gesprächen mit Kindern, die sagen, dass sie auf der Plattform von sogenannten Groomern angesprochen und zum virtuellen Sex gezwungen wurden. Sie hätten die sexuellen Bewegungen tatsächlich nachspielen müssen.

Mehr ein Spielplatz für Erwachsene

"Ich war überrascht, wie sehr man in die virtuelle Welt eintaucht", erklärte die Reporterin in der Reportage. "Ich fühlte mich wieder wie ein Kind. Als mich dann erwachsene Männer fragten, warum ich nicht in der Schule war und mich ermutigten wollten, an VR-Sex-Aktionen teilzunehmen, war das umso beunruhigender", erzählte sie weiter. 

"VRChat" habe sich definitiv mehr wie ein Spielplatz für Erwachsene als für Kinder angefühlt. Viele der Räume seien in rosa Neonfarben gehalten, ähnlich wie im Amsterdamer Rotlichtviertel. Dort seien Sexspielzeuge ausgestellt gewesen. "Alles in den Räumen wirkt beunruhigend. In großen Gruppen simulieren die Personen auf dem Boden sexuelle Handlungen und sprechen miteinander wie Kinder, die spielen, dass sie erwachsene Paare sind", berichtet die Reporterin. Die einzige Option sei entweder mitzumachen, wozu sie oft aufgefordert wurde oder in einen anderen Raum zu gehen, wo ähnliche Dinge stattfinden. 

Metaverse und der Jugendschutz: "Keine Moderation"

Catherine Allen leitet die Beratungsfirma "Limina Immersive" und schreibt derzeit einen Bericht über Virtual Reality für das Institute of Engineering and Technology. Sie sagt, ihr Forschungsteam habe viele seiner Erfahrungen in VR als "lustig und surreal" empfunden, aber andere seien "ziemlich traumatisch und verstörend" gewesen. Sie beschrieb einen Vorfall in einer von Meta betriebenen App, bei dem sie einem siebenjährigen Mädchen begegnete.

Eine Gruppe von Männern umringte die beiden und scherzte darüber, sie zu vergewaltigen. Allen sagte, sie habe sich zwischen die Männer und das Kind stellen müssen, um es zu schützen. "Ich wünschte, ich hätte das nicht tun müssen, aber das liegt daran, dass es keine Moderation gibt", meinte die Forscherin zur BBC.

Meta reagiert auf die Recherchen

Auch Meta reagierte schnell auf die Recherchen der BBC. Bill Stillwell, Produktmanager für VR-Integrität bei Meta, sagte in einer Erklärung: "Wir möchten, dass jeder, der unsere Produkte nutzt, eine gute Erfahrung macht und leicht die Tools findet, die in solchen Situationen helfen können, damit wir Untersuchungen durchführen und Maßnahmen ergreifen können." Das Unternehmen werden weiterhin Verbesserungen vornehmen, wenn sie mehr darüber erfahren, wie Menschen in diesen Bereichen interagieren.

Eltern sollen die Apps ihrer Kinder überprüfen

Organisationen raten Eltern indes, zu überprüfen, welche Apps ihre Kinder auf VR-Headsets runterladen und sie bestenfalls selbst auszuprobieren, um zu beurteilen, ob sie geeignet seien. Viele Apps ermöglichen es außerdem, ihr Erlebnis gleichzeitig auf ein Telefon oder einen Laptop zu übertragen, sodass die Eltern das beobachten können, wo ihr Kind spielt.

Quelle: "BBC"

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei Stern.de

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel