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Menstruationszelte auf deutschen Festivals: Das steckt hinter den "Red Tents"

Zelte zum ungestörten Bluten? Klingt nach gruseligen Ritualen aus fernen Ländern, ist aber was ganz anderes. Und zwar was richtig Gutes! Wir stellen die spannende deutsche Kampagne vor.

Wer diesen Sommer auf einem deutschen Festival unterwegs ist, wird vielleicht ein ganz besonderes Zelt auf dem Gelände erspähen: ein "Red Tent", ein "Festivalzelt für die Periode", wie es die Macherinnen nennen. Dabei richtet sich das Projekt nicht nur (aber natürlich insbesondere) an menstruierende Frauen. Auch Männer und gerade nicht-blutende Damen dürfen sich angesprochen fühlen. Denn die Initiative soll das Thema "Tage" eben aus seiner Nische befreien.

Menstruationszelte – was ist das?

In den Zelten warten Bloody Marys (höhö, genau unser Humor), kostenlose Periodenprodukte und Hygiene-Kits auf menstruierende Festivalbesucher – und noch einiges mehr. Unter anderem wollen die Initiatorinnen über Alternativen zum Tampon informieren. Und mit Workshops zum Thema Zyklus, Yoga gegen Periodenkrämpfe und Ernährungstipps erreichen, dass die Menstruation als das empfunden wird, was sie ist: ganz natürlich nämlich und nichts unangenehmes oder peinliches.

Und was soll das Ganze?

Die Mission der "Red Tent"-Macherinnen ist nichts geringeres als die "Revolution der Periode". Weg vom Stigma der "Erdbeerwoche", "Sharkattack" oder dem "Besuch von der roten Tante". "Die Periode kann sich schrecklich isolierend anfühlen. Jede Frau kennt die Angst auf einem weißen Stuhl einen roten Fleck zu hinterlassen. Es kann doch nicht sein, dass die Hälfte der Gesellschaft im Stillen damit klarkommen muss, was Hormone in einem anstellen und dass man (bewiesen) einmal im Monat leistungsschwächer ist, und das von Arbeitgebern und Gesellschaft einfach ignoriert wird", sagt Mit-Initiatorin Kaddie Rothe. Das "Red Tent" soll ein Anstoß zum Umdenken sein.

Klingt übertrieben? Geht. Wer schon mal auf einem Festival war – im Hochsommer, als Frau –, der weiß: Menstruierend kann der Spaß da schnell vergehen. Auf einem dreckigen Dixi-Klo den Tampon zu wechseln – ja, da gibt's in der Tat leckereres. (Oder, wie eine Kollegin die Thematik kommentierte: "Das steh' ich nur betrunken oder bekifft durch." 🤷‍♀️ ) Im Busch nebenan wird's nicht viel hygienischer. Und selbst wenn befestigte Toiletten mit Spülung und Pipapo vorhanden sind: Hygieneartikel finden Frauen da dennoch nur in den seltensten Fällen vor. Wir finden das "Red Tent" deswegen klasse – und wünschen uns insgeheim auch manchmal eines, im Büro zum Beispiel … 🏥 

Wer steckt dahinter?

Ins Leben gerufen hat die Initiative die Berliner Marketingagentur "Goalgirls". Gründerinnen sind die Schwestern Kaddie und Helena Rothe. Beide schreiben sich Girlpower auf die Fahnen und arbeiten vor allem mit Marken zusammen, die ihr Anliegen unterstützen. "Die Periode hat für uns Frauen einen riesigen Einfluss auf unser Leben, sowohl beruflich als auch privat. Deshalb muss die Integration in den Alltag definitiv lauter werden", forderte Kaddie etwa im Gespräch mit "jetzt".

Auf welchen Festivals finde ich "Red Tents"?

Bisher gab es ein Menstruationszelt auf dem Tech Open Air, weitere "Red Tents" sind auf dem Melt Festival und dem Lollapalooza geplant. Um das Projekt weiter auszubauen, sind die Initiatorinnen noch auf der Suche nach Spendern.

Wo gibt es mehr Infos?

Weitere Informationen über das Projekt und über Möglichkeiten, die Macherinnen zu unterstützen, gibt es auf der Website von "Goalgirls", auf ihrer Crowdfunding-Seite oder bei Instagram.

Videotipp:

Du findest den Begriff "Erdbeerwoche" schon bekloppt? Schau mal, wie die Regelblutung in anderen Ländern genannt wird …

Periode, Regel, Blutung

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