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Menstruationskunst in der Metro - cool oder eklig?

Liv Strömquist holt die Menstruation ans Tageslicht - mit Bildern blutender Frauen in der Stockholmer Metro.

"Es ist okay (ich blute nur)"

In 90 von 100 Stationen stellt die Stockholmer Metro permanent Kunst aus - deshalb wird die U-Bahn auch als längste Galerie der Welt bezeichnet.

Doch die aktuelle Ausstellung „The Night Garden“ der schwedischen Illustratorin Liv Strömquist sorgt nun für eine Kontroverse unter den Stockholmern: Sie zeigt Bilder menstruierender Frauen. Ein Bild einer blutenden Schlittschuhläuferin etwa trägt den Titel: “Es ist okay (ich blute nur)”.

Strömquits Arbeiten – alle sind in schwarz-weiß und rot gehalten – erhitzen die Gemüter. In den sozialen Medien werden die Bilder teilweise als „ekelhaft“ bezeichnet. Eine Mutter schrieb auf Twitter: "Es ist nicht lustig, einer Vierjährigen zu erklären, warum die Frau rot zwischen den Beinen ist".

Es ist nicht lustig, einer Vierjährigen zu erklären, warum die Frau rot zwischen den Beinen ist

Andererseits: Kinder werden überall in Europas Städten mit Bildern minderjähriger Magermodels konfrontiert – oder mit Werbung, die Menschen zeigen, die rauchen und deshalb „glücklich“ sind. Nur finden das viele Passanten so normal, dass ihnen das gar nicht erklärungswürdig erscheint. Anders als die Bilder blutender Frauen.

Liv Strömquist widmet sich regelmäßig feministischer Themen, und will mit ihrer Menstruationskunst in der Metro Tabus brechen. Trotzdem wundert sie sich, dass so viele sich darüber ärgern. "Es ist komisch, dass meine Bilder als so provozierend erachtet werden ... es fällt mir schwer, das zu verstehen", sagte sie dem schwedischen TV-Sender SVT. Doch sie ist überzeigt, dass ihre Kunst „eine gesunde und notwendige Diskussion über ein Tabuthema" anstoße.

Das Gros der Kritik gilt dem Ausstellungsort

Das Gros der Kritik richtet sich allerdings gegen den Ausstellungsort. “Toll! Jetzt können sich die Stockholmer sogar in der U-Bahn an der Menstruation erfreuen!” erbost sich ein User auf Twitter.

Die Übersetzerin Janet Carr, die in Stockholm lebt, schrieb in ihrem Blog thisbugslife.com, dass sie sehr gemischte Gefühle wegen der Cartoons habe. Nicht so sehr wegen ihr, sondern weil die Bilder viele Menschen verstören könnten: “Hunderttausende Menschen aus allen Kulturen und Ländern, inklusive Touristen, passieren die Haltestelle jeden Tag und haben keine Wahl, ob sie das sehen wollen oder nicht.”

Aber sie schreibt auch: „Ich bin froh, dass es heute eine Offenheit gegenüber Körperfunktionen wie die Menstruation gibt, um Menschen zu helfen, mit ihrem sich verändernden Körper und den Dingen, die manchmal schief laufen, wenn man seine Periode hat, klarzukommen“.

Nicht nur im Netz, auch bei der Metro beschweren sich die Fahrgäste. Die Ausstellung wird trotzdem weitergeführt. Sprecherin Martina Viklund sagte zu "Guardian Cities": “Kunst ist eine Tradition, in der schon immer der menschliche Körper interpretiert wurde. Indem wir Liv Strömquists Kunst zeigen, wollen wir den menschlichen Körper in all seinen Formen feiern.”

Ihr Ziel hat die Künstlerin jedenfalls erreicht: Die weibliche Periode aus dem Untergrund ans Tageslicht zu holen.

Die Ausstellung ist noch bis August 2018 zu sehen.

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