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Max Giesinger "Ich möchte gar nicht jemanden finden, der perfekt ist"

Interview max Giesinger: Max Giesinger vor PKW
© Christoph Köstlin / PR
Anlässlich seines neuen Albums "Vier Einhalb" hat Max Giesinger mit GALA gesprochen. Im Interview verrät der Musiker, warum seine Bindungsangst ein wiederkehrendes Motiv ist, und wie er gelernt hat, mit ihr umzugehen.

GALA: Mit dem Album "Vier Einhalb" haben Sie sieben neue Songs veröffentlicht. Was bedeuten Ihnen die Songs?

Max Giesinger: Die Songs bedeuten mir sehr viel. Die sind alle während der Pandemie 2020 entstanden – erste Lockdown-Welle. Ich hatte Zeit, die letzten Jahre sacken zu lassen und vor allem auch Zeit, mal darüber nachzudenken, was mir eigentlich gut tut und was nicht. Ich hab mich gefragt: Wo muss ich ein paar Schrauben nachstellen? Wie wichtig ist mir mein Privatleben? Wie viele Gigs sind zu viel? 

Bindungsangst ist ein wiederkehrendes Motiv im Album. Ist das etwas, woran Sie arbeiten? 

Klar. Das ist auf jeden Fall ein Thema, mit dem ich mich schon länger befasse. Weil ich auch nicht als 60-jähriger Single in meiner Alters-WG sitzen will und deswegen macht es ja Sinn, sich diese Fragen frühzeitig zu stellen.

Welche Fragen sind das genau?

Warum fällt es mir schwer, mich auf jemanden einzulassen? Warum bin ich immer noch so rastlos? Auf dieser Platte war die Bindungsangst ein großes Thema, nächste Platte werde ich vielleicht nicht vier oder fünf Songs darüber schreiben. 

Wie gehen Sie denn mittlerweile mit dieser Angst um?

Ich habe angefangen, eine Beziehung nicht mehr als etwas zu sehen, das mich in Ketten legt. Mit der richtigen Frau kann eine Partnerschaft etwas extrem Schönes sein. Voraussetzung ist natürlich, dass man über die jeweiligen Bedürfnisse spricht und diese respektiert. Oft gehen Beziehungen ja allein schon deshalb in die Brüche, weil viele Menschen sich scheuen offen zu kommunizieren, was sie wirklich wollen. 

Die Bindungsangst kann man nur konfrontieren, in dem man sich auf etwas einlässt.

Was ist Ihr Lieblingssong?

Taxi. Den spiele ich seit zwei Jahren jeden zweiten Tag am Klavier.

Sie singen von einer Sommer-Romanze. Ist die Geschichte wirklich so passiert?

Ja, 2012 ist mir das passiert. Ich hab ein ziemlich cooles Girl kennengelernt, in Karlsruhe. Der Vibe war einfach da. Wir haben es aber nicht hinbekommen, Nummern auszutauschen und sind dann auseinandergegangen. Wiedergesehen haben wir uns nie. Ich denke immer noch sehr oft daran zurück. Kleiner Tipp: Wenn man Taxi rückwärts abspielt, dann kann man meine Handynummer raushören – so könnte sie mich doch noch erreichen.

Das ist mutig. Machen Sie oft den ersten Schritt?

Puh, da muss ich schon einen selbstbewussten Tag haben. Ich bin keiner, der auf der Straße ein Mädel ansprechen würde, da habe ich zu große Angst vor Zurückweisung.

Verstehe. Wie stehen Sie denn zu Dating-Apps?

Ich kann mir schon vorstellen, dass Leute, die auch nicht so mutig sind wie ich, das schon toll finden. Ist halt einfacher. Natürlich wird der Mensch da auch austauschbarer. Man landet in einer Welt, in der man hinter jeder nächsten Ecke den oder die vermeintlich bessere Partner:in vermutet.

Ich möchte gar nicht jemanden finden, der perfekt ist, ich selbst bin ja auch nicht perfekt!

Wenn der 60-jährige Max nicht in einer Alters-WG sitzt, wo sitzt er dann?

Wenn alles gut läuft, vielleicht in einem süßen, kleinen Haus am See. Mit einem Hund und zwei Kids. Wenn ich mir die Preise in Deutschland dann nicht mehr leisten kann, wird's ne Hütte in Portugal. Auf jeden Fall in der Natur.

Dieser Text ist ursprünglich bei GALA.de erschienen.

Brigitte

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