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Massentierhaltung Stefanie Laab rettet in ihrer Freizeit Legehennen

In Stefanie Laabs Garten flattern mehr als zwei Dutzend gerettete Hühner herum.
In Stefanie Laabs Garten flattern mehr als zwei Dutzend gerettete Hühner herum.

© Jacqueline Anders / Adobe Stock
Ihr Beruf: Grundschullehrerin
Ihr Hobby: Hühner retten
Ihre Meinung zu Frühstückseiern: nein, danke!

Stefanie Laab waren als Kind Hühner fremd. Sie verbrachte viel Zeit bei ihren Großeltern auf einem Bauernhof, aber während die meisten Tiere einen Platz in ihrem Herzen fanden, nahm sie Hühner kaum wahr. "Ich konnte sie nicht unterscheiden und traute mich auch nicht, sie zu streicheln", sagt sie. Heute ist die 49-jährige Grundschullehrerin die Vorsitzende des Vereins "Rettet das Huhn". Sie lebt bei Wolfsburg und hält in ihrem Garten 26 Hühner, die sie mit Namen kennt und von denen viele ihr aus der Hand fressen, sogar auf ihrem Schoß sitzen. "Es ist so rührend, wenn ein Huhn Kontakt aufnimmt", sagt sie. Vor allem die aus der Massentierhaltung stammenden Legehennen seien zutraulich.

Stefanie Laab und die Vereinsmitglieder retten Hühner aus kommerziellen Legehennenbetrieben unterschiedlicher Haltungsform: Bodenhaltung, Freilandhaltung und Biohaltung. Bodenhaltung, die rund 60 Prozent der Eierindustrie ausmacht, bedeutet, dass die auf Höchstleistung gezüchteten Legehennen zu Zehntausenden in einem dreistöckigen Etagensystem aus Metall, in Hallen ohne Tageslicht, leben. Sie legen rund 300 Eier im Jahr, viele davon unter Schmerzen, weil sie unter entzündeten Legedärmen leiden. Sie verletzen sich an Förderbändern, brechen sich ihre Beine, sind dauergestresst und reißen anderen Hühnern die Federn raus, weil sie in zu großen Gruppen leben und ihre gestörten natürlichen Rangordnungskämpfe zu unnatürlichem Kannibalismus führen. "Manche sind nackt wie Suppenhühner", sagt Stefanie Laab. Sie habe geheult, als sie so einen Betrieb zum ersten Mal sah: "Es stank, es war laut und so unglaublich eng. Die Realität war schlimmer als die Bilder in meinem Kopf."

Die Zustände seien jedoch nicht nur in der Bodenhaltung inakzeptabel, erklärt die Tierschützerin, sondern auch in der Biohaltung gebe es Mängel. Dort lebten zwar maximal sechs Hühner auf einem Quadratmeter (statt neun bei Bodenhaltung), aber erlaubte Gruppengrößen von bis zu 3000 Tieren seien nicht artgerecht. Auch in solchen Ställen verletzten sich Hühner gegenseitig. "Es sollten höchstens 50 Tiere pro Gruppe sein", sagt Laab.

Stefanies Leidenschaft: Hühner retten

In allen Haltungsformen gelten Legehennen als unrentabel, wenn ihre Leistung nachlässt. Sie werden nach rund einem Jahr geschlachtet und durch junge Tiere ersetzt. Das ist der Zeitpunkt, an dem "Rettet das Huhn" aktiv wird. Der Verein kooperiert mit Betrieben, die ihm eine Ausstallung erlauben. Dafür hat er ein bundesweites Hilfssystem aufgebaut. In Vollschutzkleidung werden die Legehennen aus den Ställen getragen, verletzte Tiere vor Ort von Veterinär-Fachkräften versorgt und transportfähige Hennen an jene Menschen übergeben, die sich bereit erklärt haben, sie in Zukunft artgerecht zu halten. Jährlich werden so 12 000 Hühner gerettet.

Laab stieß 2012 auf "Rettet das Huhn", damals noch eine kleine private Initiative. Die Gründerin Katja Tiepelmann hatte zufällig eine Ausstallung in ihrem Dorf mitbekommen und den Bauern gefragt, ob sie einige der Hühner übernehmen könne, die sie dann an Menschen in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis vermittelte. Sie machte weiter, die Initiative wuchs. Stefanie Laab hatte zunächst auch nur ein paar Hühner für ihren Garten gewollt und stieg bei "Rettet das Huhn" ein: "Ein Herz für Tiere hatte ich schon immer. Habe Hunde und Katzen adoptiert. Aber bei den Hühnerrettern fand ich einen Weg, etwas gegen die Massentierhaltung zu tun. Ich kann dieses Grauen nicht ausblenden."

Sie begann als Tier-Vermittlerin für Niedersachsen, übernahm immer mehr Aufgaben in der Gesamtorganisation und wurde 2015 bei der Vereinsgründung die Vorstandsvorsitzende. Seitdem ist "Rettet das Huhn" nicht nur größer und professioneller, sondern auch sehr viel bekannter geworden. Stefanie Laab gibt Interviews, tritt in Talkshows auf, schreibt die Texte auf der Website. Sie weiß: "Rettet das Huhn" wird das System nicht umkrempeln, dafür ist es zu mächtig. 20 Milliarden Eier werden in Deutschland jährlich konsumiert, jedes vierte davon steckt ohne Kennzeichnungspflicht der Haltungsform in Nudeln oder Keksen. Wer wirklich etwas ändern will, kauft deshalb Eier nur dort, wo die Hühner artgerecht gehalten werden, oder verzichtet ganz auf sie. Stefanie Laab lebt seit vielen Jahren vegan und vermisst kein einziges Ei.

Brigitte

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