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wokidoki Links und rechts zusammenbringen – wie soll das gehen, Stevie Schmiedel?

Aktivistin, Feministin, Genderforscherin: Bekannt wurde Stevie Schmiedel mit ihrem feministischen Startup Pinkstinks – nun hat sie wokidoki gegründet
Aktivistin, Feministin, Genderforscherin: Bekannt wurde Stevie Schmiedel mit ihrem feministischen Startup Pinkstinks – nun hat sie wokidoki gegründet
© Miguel Ferraz
Kurz vor dem Weltfrauentag hat die Aktivistin Stevie Schmiedel wokidoki gegründet. Was hat es damit auf sich? 5 Fragen an die Hamburger Genderforscherin.

BRIGITTE: Vor zwei Wochen ist dein Projekt wokidoki an den Start gegangen, ein "Büro für bessere Kommunikation". Was muss man sich darunter vorstellen?

Stevie Schmiedel: Wir machen die Kommunikationskampagnen, die uns in Deutschland aktuell fehlen. Wir haben auf der einen Seite zwar einen großartigen, starken Feminismus, aber andererseits auch ganz viel Rechtsradikalismus. Mit wokidoki platzieren wir uns in der Mitte, also dort, wo die Menschen schon beim Gedanken an "woke" mit den Augen rollen. Das heißt, wir kommunizieren woke Gedanken, greifen dabei aber die Sorgen und Widerstände konservativer Menschen auf.

Und wie soll das funktionieren?

Das gelingt uns bereits. Wir statten Kirchengemeinden in Deutschland gerade mit unserer Abtreibungsbroschüre "Gott, ist § 218 noch zeitgemäß?" aus. Sie ist schon 6.000 Mal versendet worden und wird weiter angefragt wie verrückt.

Wieso habt ihr für eure erste Kampagne das Thema Abtreibung gewählt?

Die evangelische Kirche hat sich vor Kurzem für die Abschaffung des Paragrafen 218 ausgesprochen, aber es gab viel Widerstand aus den Gemeinden. Diese haben wir nun mit der Broschüre versorgt, die die Hintergründe für die Entscheidung darlegt. Die Texte sind nicht bestimmend geschrieben, sondern vermittelnd und freundlich, und sie sprechen auch Männer und ihre Sorgen an – ohne die Radikalität, die man vom Feminismus gewohnt ist.

Der Erfolg der AfD zeigt uns sehr klar, dass wir dringend handeln müssen. 

Warum hast du wokidoki gerade jetzt gegründet?

Der Erfolg der AfD zeigt uns sehr klar, dass wir dringend handeln müssen. Manche Feministinnen stellen mit gereckter Faust starke Forderungen, und das sollen sie auch unbedingt tun! Es muss aber auch Menschen geben, die vermitteln. Leute, die auch mal Fünfe gerade sein lassen, ausgewogener sprechen, nicht immer die Gender-Sprache einfordern, sondern aufeinander zugehen. Das fehlt mir in Deutschland aktuell.

Welches Thema steht als Nächstes auf eurer Agenda?

Wir bauen gerade eine bundesweite Kampagne, die ebenfalls zur Demokratieförderung beitragen soll. Mehr kann ich im Moment leider noch nicht verraten.

Stevie Schmiedel, 53, hat in Genderforschung promoviert. Bevor sie 2012 die Anti-Sexismus-Organisation Pinkstinks gründete, der sie bis 2022 als Kreativleitung vorstand, lehrte sie als Dozentin an Hochschulen. Mit ihrer Familie lebt sie in Hamburg.

Brigitte

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