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Linda Zervakis: "Man nannte mich Zaziki"

Tagesschau-Sprecherin Linda Zervakis (41) spricht über den Rassismus, den sie als Kind in Deutschland erlebte.

Prügel und Schmähungen auf dem Schulhof

Linda Zervakis hatte es in ihrer Schulzeit nicht leicht. Nicht etwa wegen mangelnder Leistungen (sie hat sogar eine Klasse übersprungen), sondern weil sie wegen ihrer griechischen Wurzeln beschimpft und verprügelt wurde. „Mein Spitzname war Zaziki“, erzählte die Tagesschau-Sprecherin im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Linda Zervakis wurde 1975 als Tochter griechischer Einwanderer in Hamburg geboren. Als sie 14 Jahre alt war, starb der Vater. Die Mutter führte den Familienkiosk weiter, die Tochter half mit.

Als "Gastarbeiterkind" hatte Zervakis mit Vorurteilen und sogar Gewalt zu kämpfen. „Ich bin oft verprügelt worden“, sagte sie über ihre Schulzeit. Weil sie zu dünn und zu schwach gewesen sei, um sich zu wehren, ging sie dazu über, ihre Gegner mit kleingekauten Karottenstücken zu bespucken.

Auch das hörte sie oft: "Griechen riechen"

Irgendjemand hatte eines Tages "Griechen riechen" an den Kiosk der Eltern gesprüht. Diesen Satz habe sie auch oft auf dem Schulhof zu hören bekommen.

Wie rassistisch solche Sprüche sind, verstand sie aber erst viel später. „Dieses Bewusstsein für die Inhalte, die solche Sätze beinhalten, ist erst später gekommen. Von beiden Seiten. Viele Gastarbeiter fanden: Wir sind anders, wir müssen darum mehr hinnehmen. Viele Deutsche fanden: Ihr helft uns ein wenig, und dann geht ihr bitte wieder.“

Immerhin erlebte Zervakis von Seiten der Zuschauer keine Anfeindungen wegen ihrer Herkunft, als sie zur Sprecherin der Hauptnachrichten um 20 Uhr berufen wurde. „Mittlerweile ist es doch selbstverständlich, dass nicht nur Busfahrer und Fußballer einen ausländischen Hintergrund haben, sondern auch Nachrichtensprecher. Hat ja lange genug gedauert“, sagte die zweifache Mutter der "Süddeutschen".

Das Interview beendet Zervakis mit einer Empfehlung an die Leser: „Griechenland ist ein besonderes Land mit besonderen Menschen. Ich kann nur allen raten: Fahrt da hin, seht euch das an!

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