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Lehrerin über Schulschließung: "Wir werfen Hausaufgaben in die Briefkästen"

Lehrerin über Schulschließung: "Wir werfen Hausaufgaben in die Briefkästen"
© BlurryMe / Shutterstock
Viele Schulen sind seit diesem Montag offiziell geschlossen. Die Lehrer sollen eine Notbetreuung auf die Beine stellen und die Kinder aus der Ferne mit Unterrichtsstoff versorgen. Wir haben eine Hamburger Grundschullehrerin gefragt, wie Tag 1 ablief.

Seit diesem Montag sind die Schulen auch in Hamburg offiziell geschlossen. Trotzdem sollten hier alle Lehrer zur Schule kommen, um zu besprechen, wie es weitergeht. Und die Eltern hatten die Möglichkeit, ihr Kind zur Notbetreuung hinzuschicken. Wie chaotisch war die Lage vor Ort?

Zum Glück gar nicht. Wir Lehrer wussten vorher absolut nicht, was auf uns zukommt. In meiner Grundschule waren zwar nur eine Handvoll Kinder für die Notbetreuung angemeldet, aber einige Kolleginnen haben vermutet, dass trotzdem mehr Kinder auftauchen. Stattdessen kamen sogar nur zwei.

Also keine Diskussionen mit Eltern, ob sie als Betreuungsnotfall gelten oder nicht?

Gottseidank nicht. Da waren unsere Eltern sehr diszipliniert.

Wie war die Stimmung unter den Kolleginnen?

Sehr solidarisch. Einige waren natürlich nicht da, weil sie in den Hamburger Märzferien, die gerade zu Ende gegangen sind, in Risikogebieten waren und jetzt in Quarantäne sind. Aber die meisten waren da und bereit, sich gegenseitig zu unterstützen. Einige hatten ihre eigenen Kinder dabei, was eigentlich ja nicht im Sinne der Kontaktsperren ist. Aber die meisten Kolleginnen haben eben selbst Kinder, die sie in den nächsten Wochen betreuen müssen - ich habe selbst ein Kind im Kita-Alter. Schön war, dass sich die Kolleginnen ohne kleine Kinder von sich aus bereit erklärt haben, in den nächsten zwei Wochen die Notbetreuung in der Schule zu übernehmen.

Wie geht es jetzt mit Unterricht weiter? Bekommen die Kinder Hausaufgaben?

Wir haben für unsere Grundschüler entschieden, den Kindern nur für die Hauptfächer Mathe und Deutsch Hausaufgaben zu geben. Sport, Musik oder Kunst kann jeder als Freizeitbeschäftigung machen, wie er will.

Auf welchem Wege erreichen die Aufgaben die Kinder?

Das Motto „Gemeinsam gegen Corona“ markiert Berichterstattung und Initiativen über besonders solidarische und bemerkenswerte Projekte im Kampf gegen Corona. Initiator der Aktion ist die Bertelsmann Content Alliance, zu der auch der Verlag Gruner+Jahr gehört, in dem der stern erscheint.

Die Arbeitsbücher liegen in der Schule, von der sich die Schüler ja fernhalten sollen. Wir haben daher einen Stapel an Arbeitsblättern zusammengestellt. Einige Eltern bekommen diese per Mail zum Ausdrucken. Und bei denen, wo wir davon ausgehen, dass das nicht funktioniert, fahren die Klassenlehrer persönlich vorbei und werfen die Hausaufgaben in den Briefkasten.

Was ist im Moment die größte Herausforderung?

Die Frage der Notbetreuung scheint bei uns an der Schule relativ entspannt zu sein. Im Schulstoff weiterzukommen, ist dagegen komplizierter. Ich unterrichte derzeit nur Erstklässler, die können noch keinerlei Arbeitsanweisungen lesen – und nicht alle Eltern können gleich gut unterstützen. Daher führen wir jetzt erstmal kein neues Thema ein, sondern beschränken uns aufs Üben und Wiederholen. Es gibt im Moment Wichtigeres als Schule.

Der Name der Lehrerin ist der Redaktion bekannt.

Dieser Artikel ist ursprünglich auf stern.de erschienen.

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