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HIV - Was muss ich wissen?

HIV und Aids sind nicht nur in Afrika und Asien eine Bedrohung. Auch in Deutschland wurden im vergangenen Jahr rund 3000 neue HIV-Infektionen diagnostiziert. Kein Grund zur Panik, aber ein Grund, vorsichtig zu sein. Hier erfahrt ihr, wie HIV übertragen wird und wie ihr euch davor schützen könnt.
HIV - Was muss ich wissen?
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Laya war 23, als sie einen Abend lang leichtsinnig war. Ein Kommilitone steckte sie vor drei Jahren bei einem One-Night-Stand mit HIV an. "Obwohl ich genau wusste, dass er ungeschützten Verkehr mit unzähligen Frauen hatte, habe ich nicht auf ein Kondom bestanden", erzählt Laya. "Warum? Ich kann es nicht sagen, ich war einfach dumm."

Auch für ihre Familie war die Diagnose ein harter Schlag. "Ich wünschte, ich könnte ihre Sorgen und Ängste auf mich nehmen", sagt Laya. Trotz ihrer Krankheit möchte Laya ein normales Leben führen, gerade hat sie ihr Studium mit Erfolg abgeschlossen. "Im Alltag spüre ich nicht immer, dass ich infiziert bin. Aber wenn jeden Abend zur gleichen Zeit mein Wecker klingelt, damit ich meine Medikamente nehme, wird mir bewusst, dass ich HIV-positiv bin."

Was ist HIV? Was ist Aids?

Laya hat sich mit HIV infiziert. HIV ist die Abkürzung von "Human Immunodeficiency Virus" ("menschliches Immundefekt-Virus"). Das Virus wurde in den achtziger Jahren entdeckt. Die Ursache von Aids ist die Infizierung mit dem HI-Virus. Aids steht für "Acquired Immune Deficiency Syndrome" ("Erworbener Immundefekt"). Als Aids wird das Stadium bezeichnet, in dem die Immunabwehr des Körpers stark beeinträchtigt ist. HIV schädigt das Immunsystem, indem es dessen Zellen befällt und somit den Schutz vor Bakterien, Pilzen oder Viren vermindert. Ein HIV-positiver Mensch stirbt also nicht an HIV, sondern daran, dass sich sein geschwächtes Immunsystem gegen Erreger, die normalerweise nicht lebensgefährlich sind, nicht mehr wehren kann.

Zahlen, Fakten, Übertragungswege

Mit den Begriffen HIV und Aids assoziierst du vermutlich erst einmal die Kontinente Afrika und Asien. Dort leben auch etwa 90 Prozent der rund 40 Millionen Menschen, die weltweit mit HIV infiziert sind. In Deutschland sind es etwa 56.000 Menschen - drei Viertel davon sind Männer. Trotz guter Therapiemöglichkeiten ist eine HIV-Infektion nach wie vor nicht heilbar, und man kann sich nicht gegen HIV impfen lassen. Der einzige Schutz vor Aids ist, eine Infizierung mit dem Virus zu vermeiden. Es gilt: Keine Panik, sondern Vorsicht. HIV ist kein Erreger, der im Alltag übertragbar ist. Risikoflüssigkeiten sind Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit - wenn sie in den Körper eines anderen Menschen gelangen, also mit dessen Blut oder Schleimhäuten in Kontakt kommen. Dies kann durch ungeschützten Vaginal-, Oral- und Analverkehr geschehen. Beim Küssen besteht kein Risiko, da der Speichel nur eine ganz geringe Menge an Viren enthält.

Schutz - Kondom ist Pflicht!

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Eure Blicke kreuzen sich im schummrigen Diskolicht und plötzlich flirrt die Luft. Heute Abend möchtest du tanzen und dich amüsieren. Du bist Single, angetrunken und verdammt gut gelaunt. Der Typ gefällt dir und er redet auch keinen Mist. Warum keinen One-Night-Stand? Ihr fahrt zu ihm. Die Spannung ist fast greifbar. Das Thema HIV passt nicht hierhin und Kondome habt ihr gerade nicht zur Hand. Am nächsten Morgen kriecht die Angst deinen Nacken hinauf. Hast du dich womöglich mit HIV infiziert? Ein einziger Moment kann dein ganzes Leben verändern. Kondom ist deshalb Pflicht - und zwar auch beim Oralverkehr! Dabei solltest du auf das Haltbarkeitsdatum des Kondoms achten. "Unsere aktuellen Untersuchungen zeigen, dass junge Menschen generell eher vorsichtig sind und beim ersten Mal meist ein Kondom benutzen. Wenn die Verliebtheit zunimmt, ist der Verzicht auf das Kondom aber für viele nahe liegend", berichtet Gerda Balzer von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Bzga). Deshalb sollte HIV auch ein Thema sein, wenn du in einer Partnerschaft lebst.

Über HIV zu reden...

... ist schwierig. Dich vor einer Infizierung mit HIV zu schützen, hat jedoch Priorität. Dein persönlicher Schutz ist wichtiger als eine romantische Atmosphäre, zu der das unromantische Thema HIV nicht zu passen scheint. Er ist auch wichtiger, als irgendjemandem unter allen Umständen zu gefallen. Erspar dir die Ängste am nächsten Morgen und greif' das Thema HIV und Safer Sex auf. Formulierungshilfen: "Ich habe Kondome dabei und ich möchte, dass wir eins benutzen." Oder sage deinem neuem festen Partner: "Ich möchte gerne zukünftig ohne Kondom mit dir schlafen, aber trotzdem sicher sein. Lass uns am besten gemeinsam einen HIV-Test machen." Oder: "Ich habe mich kürzlich testen lassen und bin nicht infiziert - aber um wirklich sicher zu sein, möchte ich, dass auch du dich testen lässt. Dann können wir den Sex ohne Kondom wirklich genießen." Oder: "Hast du dich schon mal testen lassen?"

HIV-Test - wann ist er sinnvoll?

Das Kondom ist gerissen oder du hattest trotz aller guten Vorsätze ungeschützten Sex. Du hast Angst, dich mit HIV infiziert zu haben und möchtest das verständlicherweise am liebsten sofort überprüfen. Doch ein HIV-Test bietet erst drei Monate nach einer möglichen Infektion ein sicheres Ergebnis und sagt nichts über die letzten Wochen aus! Einen HIV-Test kannst du bei deinem Haus- oder Frauenarzt machen. Niedergelassene Ärzte können den Test kostenlos oder auf Kosten der Krankenkasse durchführen, wenn Krankheitssymptome wie z.B. Lymphknotenschwellungen auftreten. Aids-Hilfen und Gesundheitsämter bieten anonyme und kostenlose Tests an. Du solltest dich in der Zeitspanne zwischen der möglichen Infektion und dem Test so verhalten, als wärst du infiziert. Das heißt: Nur Safer Sex!

Keine Panik

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Die Vorstellung, sich mit HIV zu infizieren, ist für jeden eine Horrorvorstellung. Allerdings sind viele Ängste unbegründet. Das Übertragungsrisiko ist im Alltag gleich Null und bei geschütztem Sex vernachlässigenswert. Es liegt in deiner Hand, ob du dich einem Risiko aussetzt oder nicht. Deshalb ist Panik unangebracht. Es ist besser (auch im Urlaub), einen kühlen Kopf zu bewahren und im richtigen Moment mutig und selbstbewusst genug zu sein, um "Stopp" zu sagen.

Eine Ärztin erzählt...

Dr. Gaby Knecht ist Internistin mit dem Schwerpunkt Infektiologie in der HIV Schwerpunktpraxis (DAGNÄ) in Frankfurt (www.Infektiologikum.de)

"Wir betreuen in unserer HIV Schwerpunktpraxis etwa 170 HIV-infizierte Patientinnen. Diese Frauen aus allen Altersgruppen haben sich auf unterschiedlichen Ansteckungswegen infiziert und kommen aus vielen verschiedenen Ländern.

Die jungen Frauen aus unserer Praxis, die sich hier in Deutschland durch sexuelle Kontakte infiziert haben, haben auf Kondome verzichtet. In den meisten Fällen beim Geschlechtesverkehr mit Sexualpartnern, die sie erst relativ kurz kannten. Kondome sind und bleiben die beste präventive Maßnahme.

Die Zahl der HIV-Neudiagnosen bei Frauen bleibt in Deutschland laut Robert-Koch-Institut seit einigen Jahren konstant (zwischen 400 und 500 pro Jahr) und hatte damit im vergangenen Jahr einen Anteil von 19 Prozent unter allen Neudiagnosen.

Die Frage, die junge infizierte Frauen beschäftigt, ist immer, wie die Zukunft für sie aussieht. So sind die Themen in der Sprechstunde nicht nur medikamentöse Therapien, sondern auch das "Outing" gegenüber Freunden und Familie, die Partnerschaft, Sex, der Kinderwunsch und die berufliche Weiterbildung.

Dass fünf infizierte Frauen unserer Praxis dieses Jahr gesunde Kinder entbunden haben, ist ein schöner Erfolg."

Mehr Infos

Aids-Beratungsstellen: http://www.machsmit.de/beratung/beratungsstellen/index.php www.machsmit.dewww.aidshilfe.dewww.gib-aids-keine-chance.dewww.hiv-inof.dewww.aids-aufklaerung.deUnter www.bzga.de gibt es zahlreiche kostenlose Infobroschüren zum downloaden
Text: Bym-Redakteurin

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