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Muss das sein? TV-Format "Born in the Wild" zeigt Live-Geburten in der Wildnis

Ein US-Sender plant eine neue Reality-Show: Frauen sollen vor laufender Kamera gebären - mitten in der Wildnis, ohne Hebammen und Ärzte.

Man hat ja schon einiges im Fernsehen gesehen. Zankende Hausfrauen, die für eine Woche Haus, Hof und Familie tauschen. Single-Frauen, die für eine rote Rose ihre künstlichen Fingernägel ausfahren. Oder arbeitslose D-Promis, die im australischen Dschungel Känguruhoden essen. Ja, eine verrückte Welt, die deutsche Fernsehlandschaft. Nun muss man aber zugeben, dass solche Formate von einem breiten Publikum geguckt werden.

So kamen die Programm-Verantwortlichen des amerikanischen Senders "Lifetime" wohl auch auf die haarsträubende Idee, eine Reality-Sendung über gebärende Frauen in der Wildnis zu drehen. "Born in the Wild" soll das geschmacklose Spektakel heißen. "Das bekommt bestimmt eine verdammt gute Quote", müssen sich die Programm-Macher gedacht haben. Schließlich diente ein You-Tube-Video als Inspirationsquelle, das bisher knapp 23 Millionen Mal angeklickt wurde. Es zeigt eine Frau, die im australischen Regenwald ihr viertes Kind zu Welt bringt. Ohne Ärzte. Ohne Hebammen. Auf einer Isomatte in einem Flussbett. Gefilmt wurde das Ganze von ihrem Partner.

In diesem Fall ist alles glimpflich ausgegangen, die Frau hat eine gesunde Tochter zur Welt gebracht. Aber hätte es nicht auch ganz anders laufen können? "Durch unsere Anwesenheit sind die Geburten sicherer, als wenn die Frauen allein zuhause gebären", verkündete Eli Lehrer, Vizepräsident des Senders, gegenüber Entertainment Weekly.

Sicherer? Mit einer Kamera-Crew und einem Sanitäter im Schlepptau? Angeblich handele es sich bei den Schwangeren in der Sendung um Frauen, die schon Kinder in Krankenhäusern auf die Welt gebracht hätten. Sie hätten damit allerdings keine guten Erfahrungen gemacht und suchten jetzt nach Alternativen.

Es ist eine sehr persönliche Entscheidung, wie und wo man sein Kind zur Welt bringt. Aber am Ende steht trotzdem die Frage: Gibt es keine moralischen Grenzen mehr im Fernsehen? Muss diese äußerst intime Erfahrung von einer Fernsehkamera begleitet werden? Darf der grenzenlose Voyeurismus des Fernsehpublikums um jeden Preis befriedigt werden? Muss ein Mensch schon in den ersten Minuten seines Lebens vor eine Kamera gezerrt werden? Nein! Dieses Recht auf Privatsphäre sind wir unseren Nachkommen schuldig.

"Die Würde des Menschen ist unantastbar." Bleibt zu hoffen, dass sich zumindest die Fernsehsender hierzulande dieses Artikels des Grundgesetzes bewusst sind und ein derart würdeloses Konzept ablehnen - und darauf verzichten, den Voyeurismus der Zuschauer und die Profitgier unmoralischer Produzenten grenzenlos weiter zu bedienen.

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