Anzeige

Familiengipfel in Berlin: Nichts als Seifenblasen

Große Hoffnungen wurden in den Familiengipfel mit Familienministerin Schröder, Kanzlerin Merkel und 300 Experten gesetzt. Am Ende kam nur heiße Luft heraus, findet BRIGITTE-Redakteurin Silke Baumgarten.
Familiengipfel in Berlin: Nichts als Seifenblasen
© BREUEL-BILD/Juri Reetz/dpa

Sie hat es wieder getan: Kristina Schröder scheint darauf gebucht zu sein, Seifenblasen zu produzieren. Der groß angekündigte Familiengipfel - 300 Experten kamen gestern auf Einladung der Ministerin zusammen - endete nahezu ergebnisfrei. Regelmäßig soll fortan ein Bericht "Familie und Beruf" erstellt werden - wow, was für eine Maßnahme! Da werden sich die erschöpften und abgehetzten Eltern wirklich freuen.

Zumal Schröder gerade mal wieder bewiesen hat, dass sie Ergebnisse gern sehr eigenwillig interpretiert. So kam bei einer Umfrage unter 4000 Eltern, die ihr Ministerium Anfang des Jahres veranlasste, nämlich heraus, dass 39 Prozent aller Mütter bereuen, Elternzeit genommen zu haben, weil sie dadurch Nachteile im Job hatten. Das heißt doch nichts anderes als: Arbeit und Familie, das funktioniert für fast 40 Prozent der Frauen immer noch nicht. Was für ein Armutszeugnis. Doch trotz dieser Zahl klopft Schröder sich selbst auf die Schulter, nennt ihre Familienpolitik einen "Erfolg" und beschließt: fast nichts.

Wer auf ein Machtwort von Kanzlerin Merkel gehofft hat, kennt ihr Kalkül nicht. Ja, sie hat an dem Gipfel teilgenommen - aber zur Chefsache macht sie die liebe Familienpolitik nicht. Denn spätestens am 1. August wird auf ganzer Linie sichtbar, dass die Regierung hier versagt hat. Dann nämlich werden zig tausend Eltern trotz gültigem Rechtsanspruch keinen Kitaplatz bekommen. Merkel will nichts damit zu tun haben, deshalb bleibt sie auf Distanz - zu ihrer jüngsten Ministerin und zur Familienpolitik. Ein genauso verständliches wie durchsichtiges Manöver. Mal sehen, ob Mütter und Väter, die im September bei der Bundestagswahl ja auch ein Kreuzchen machen dürfen, der Kanzlerin das abnehmen.

Text: Silke Baumgarten Foto: BREUEL-BILD/Juri Reetz/dpa

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel