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Diskussion um die Frauenquote in Deutschland: War was?

Die Regierung hat sich zum Thema Frauenquote mit den größten Unternehmen Deutschlands getroffen. Das Ergebnis: äußerst mager, wie BRIGITTE-Redakteurin Nikola Haaks findet.

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Phonetisch betrachtet ist das gestrige Treffen der Regierung mit den Personalvorständen der 30 Dax-Unternehmen zum Thema Frauenquote mit einem fast nicht hörbaren Seufzer verhallt. Aber ganz ehrlich: Was ist auch zu erwarten, wenn zwei Frauen mit einer Horde von Anzugträgern ein unpopuläres Thema besprechen wollen und dabei nicht mal selbst der gleichen Meinung sind? Und - by the way - eine der beiden Frauen zudem sowieso nie eine fundierte Meinung zu irgendwas hat?

"Es sei ganz gut gelaufen", hörte man Kristina Schröder anschließend sagen. Ursula von der Leyen sprach etwas differenzierter von "Licht und Schatten". Das Ergebnis als zappenduster zu betrachten wäre wohl etwas zu pessimistisch, denn es scheint sich mittlerweile herumgesprochen zu haben, dass es langfristig nicht ohne mehr Frauenpower gehen wird. Schon rein ökonomisch nicht, wie diverse Studien gezeigt haben. Aber dass selbst die pure Kohle die Bosse nicht überzeugt, zeigt eben auch, dass es bei dem Thema Frauenquote um Hindernisse in den Strukturen geht. Um das Aufbrechen von Potenzgehabe, Reviermarkierungen und über viele Jahrzehnte angelerntes Verhalten. Wir wollen nicht minderqualifizierte Frauen auf Stellen setzen, die vorher ein höher qualifizierter Mann besetzt hat, nur um die Quote zu erfüllen. Wir sind ja nicht bescheuert!

Wenn man jetzt gehässig wäre, könnte man sich vorstellen, wie ein Teil der 30 Dax-Personalvorstände nach dem Treffen erstmal ein Bierchen zischen gegangen ist. Und wie sich da vielleicht folgender Dialog abspielte: "Oh Mann, was für ein Gelaber." "Die Schröder ist ja schon ganz schön schwanger", "Da sind die Hormone eh durcheinander", "Bist du eigentlich auch beim Meeting in London nächste Woche?", "Bingo!", "Dann lass uns unbedingt gucken, ob wir 'ne Runde Golf hinkriegen." Alles fiktiv, aber leider vorstellbar.

"Wir bessern uns schon selbst", war der gestrige Tenor der Unternehmen. Aber mal ehrlich: Niemand verlässt freiwillig seine langjährig eingerichtete Komfortzone. Wäre die Sachlage andersherum, würden wir Frauen auch nicht kampflos unsere Pfründe abgeben. Die Unternehmen brauchen klare Ansagen. Und wir brauchen Ministerinnen, die diese klaren Ansagen machen.

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