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Wenn Eltern laut werden Was mit dem Gehirn unseres Kindes passiert, wenn wir es anschreien

Wenn Eltern laut werden: Was mit dem Gehirn unseres Kindes passiert, wenn wir es anschreien
© izusek / Getty Images
Das eigene Kind anschreien möchte vermutlich niemand. Und doch passiert es leider manchmal. Die Folgen davon sind oftmals größer, als vielen Eltern bewusst ist.

Es gibt Tage, an denen ist einfach alles zu viel. Der eigene Stresslevel ist sowieso schon hoch und dann passiert es mal: Wir schreien unser Kind an. Das ist nur menschlich. Doch, was viele nicht bedenken: Wenn wir unseren Kindern gegenüber laut werden und mit ihnen schimpfen, erzeugen wir psychischen Druck und lösen damit vielleicht mehr Probleme aus, als wir versuchen zu beheben. Was bedeutet das konkret für die Gehirnentwicklung des Kindes und welche Folgen hat das?

Wenn Eltern laut werden: Verletzende Worte

Worte hinterlassen Spuren, darüber schreibt auch Anke Elisabeth Ballmann in ihrem Buch "Worte wie Pfeile", in welchem sie zeigt, welche Auswirkungen emotionale Gewalt auf Kinder hat. Erlebnisse aus der Kindheit prägen Menschen oftmals ihr gesamtes Leben lang. Erinnerungen positiver und negativer Art machen aus, wer wir werden. Sind diese eher negativ konnotiert und fehlt es uns an Liebe, fällt es uns oft schwerer, uns selbst zu akzeptieren. Auch der Umgang mit anderen Menschen ist dadurch komplizierter. Ballmann spricht hier explizit von Gewalt, wenn es um das Anschreien eines Kindes geht.

Die Kinder trifft keine Schuld

Oft sind die Worte nicht verletzend oder böse gemeint, sondern sie rutschen uns im Affekt der Situation heraus. Es ist wichtig, achtsam zu sein und auf unser Kind zuzugehen, denn als Eltern sind wir seine engsten Vertrauenspersonen. Dem Kind durch das Lautwerden Schuld zuzuweisen, prägt ungemein und oft kann es nicht nachvollziehen, warum wir überhaupt geschrien haben.

Emotionaler Missbrauch hat ähnliche Folgen wie körperliche Verletzungen

Kinder trifft jegliche Form von Gewalt besonders, weil sich ihre Gehirne noch in der Entwicklung befinden. So prägen Erlebnisse in der Kindheit die Gehirnstruktur, denn das Gehirn vernetzt sich dadurch anders. In einer Studie an der Harvard Medical School zur Gehirnentwicklung bei Kindern hat Martin Teicher mit seinem Team nachweisen können, dass der Hippocampus bei Heranwachsenden und Erwachsenen mit Gewalterfahrungen kleiner ist als bei Personen, die keine gemacht haben. Dies liegt vermutlich an der hormonellen Stressverarbeitung, weil diese bei Kindern und Jugendlichen störungsanfälliger ist und somit einfacher beeinflusst wird. Emotionaler Missbrauch hat ähnlich schlimme Auswirkungen wie körperliche Gewalt. Die Bereiche im Gehirn, die für Angst, Stress, Aufregung oder auch Vorfreude verantwortlich sind, leuchten bei emotionaler Gewalt genauso auf wie bei körperlicher, weshalb beide von Kindern ähnlich wahrgenommen werden. 

Die Auswirkungen sind schwerwiegend

Frühe Erfahrung emotionaler Gewalt kann im Erwachsenenalter schlimmstenfalls zu Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen und Angsterkrankungen führen. Auch können die Betroffenen oftmals selbst nicht mit Wut umgehen und tragen sie dann an ihre eigenen Kinder weiter.

Den Nachwuchs anzuschreien, bringt am Ende übrigens auch nichts. Kinder nehmen die mit der Wut geäußerten Forderungen schlechter auf, denn das Gehirn wird extrem mit Angst konfrontiert. So entsteht Stress, was dazu führt, dass die Informationen nicht verarbeitet werden können.

Was kannst du tun, wenn es passiert ist?

Ein Wutausbruch kann natürlich mal passieren. Wichtig dabei ist, dass du dich danach entschuldigst und die Verantwortung für dein Verhalten übernimmst. Ein ehrliches Eingeständnis eines Fehlers ist viel besser, als nichts dazu zu sagen. Emotionen können nicht immer kontrolliert werden. Es ist nur ratsam, offen darüber zu sprechen und deinem Kind zu erklären, wie das passieren konnte. 

Verwendete Quellen: Focus Online, bw24.de, Buch "Worte wie Pfeile" von Anke Elisabeth Ballmann, "Development and Psychpathology" (cambridge.org)Teicher, Martin H. et al.: Studie der Harvard Medical School"Yelling doesn't help, May harm adolescents. Pitt-Led study finds." (news.pitt.edu)

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei Eltern.de

lhu

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