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Neuer Alkohol-Aktionsplan WHO rät Frauen im gebärfähigen Alter von Alkoholkonsum ab – und erntet Sexismus-Vorwürfe

Kein Alkohol für Frauen bis 50 Jahre? Frau mit Cocktailglas
Laut der WHO sollen alle gebärfähigen Frauen auf Alkohol verzichten (Symbolbild)
© Look Studio / Shutterstock
Der erste Entwurf eines globalen Alkohol-Aktionsplans der WHO ist auf heftigen Widerstand gestoßen: In dem Dokument empfiehlt sie Frauen im gebärfähigen Alter, keinen Alkohol zu trinken.

Kein Alkohol für Frauen im Alter zwischen 18 und 50 Jahren, unabhängig davon, ob sie schwanger sind oder nicht – das empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem Entwurf für einen globalen Alkohol-Aktionsplan für die Jahre 2022 bis 2030. Durch einen Verzicht auf den Konsum alkoholischer Getränke soll die Gesundheit gebärfähiger Frauen geschützt werden, da Alkohol die Chancen auf eine Geburt verringern könnte. Konkret heißt es in dem Plan: "Angemessene Aufmerksamkeit sollte der Verhinderung des Beginns des Alkoholkonsums bei Kindern und Jugendlichen sowie der Verhinderung des Alkoholkonsums bei schwangeren Frauen und Frauen im gebärfähigen Alter gewidmet werden". 

"Eine klassische Idiotie der Weltgesundheitsorganisation"

Dieser erste Entwurf wurde daraufhin stark kritisiert und der WHO Sexismus vorgeworfen. "Es ist äußerst beunruhigend zu sehen, wie die Weltgesundheitsorganisation die hart erkämpften Rechte der Frauen aufs Spiel setzt, indem sie versucht, ihre Körper und Entscheidungen auf diese Weise zu kontrollieren," setzt die Geschäftsführerin des British Pregnancy Advisory Service (BPAS), Clare Murphy, dem Entwurf der WHO in einer Pressemitteilung entgegen. "Indem die WHO alle Frauen – für 40 Jahre ihres Lebens – als wenig mehr als Behälter behandelt, reduziert sie Frauen auf wenig mehr als ihre reproduktiven Fähigkeiten." Zudem seien Frauen, die keine Kinder bekommen könnten oder wollten, gar nicht erst in dem Entwurf berücksichtigt worden. "Das Narrativ, dass Frauen daran gehindert werden müssen, ein Risiko für Föten darzustellen – selbst für solche, die gar nicht existieren – wird auf der ganzen Welt verwendet, um Frauen, die während der Schwangerschaft Entscheidungen treffen, zu überwachen und zu kriminalisieren." Murphy fordert eine dringend notwendige Überprüfung des Dokuments.

Auch Christopher Snowdon vom Thinktank Institute of Economic Affairs fand deutliche Worte für den Entwurf und sagte, die Empfehlung sei "unwissenschaftlich, herablassend und absurd und eine klassische Idiotie der Weltgesundheitsorganisation", berichtet "The Telegraph". Als "sexistisch und paternalistisch" bezeichnete Matt Lambert von der Portman Group, die britische Brauereien und Brennereien vertritt, den Ratschlag der WHO.

Quellen: Evening Standard / "The Telegraph" / WHO / BPAS

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf stern.de.

fis/stern

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