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Karstadt-Pleite: Sind ja bloß Frauenjobs?

Karstadt geht in die Insolvenz, Opel darf leben. Rettet die Politik nur Männerjobs? Diskutieren Sie mit!

Der Autokonzern Opel wird mit Steuergeldern gerettet. Der Mutterkonzern von Karstadt/Quelle Arcandor muss Insolvenz anmelden. Abgesehen von den Zweifeln daran, ob eine Rettung durch Steuergelder grundsätzlich sinnvoll ist, muss man sich fragen: Ist das fair? 43.000 Mitarbeiter bangen im Kaufhauskonzern um ihren Arbeitsplatz. Drei Viertel davon sind Frauen. Im geretteten Opelkonzern arbeiten zu 92 Prozent Männer. Und genau das sei mit ein Grund, warum der Staat sich hier engagiert, sagt Professor Friederike Maier, Direktorin des Harriet Taylor Mill Instituts der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.

Die Frage, ob Opel oder Karstadt vom Staat gerettet würden, sei auch eine Image-Entscheidung für Deutschland: „Die beiden Branchen werden in Deutschland sehr unterschiedlich bewertet, was nicht ganz zufällig mit dem Geschlecht der dort Arbeitenden korreliert“, sagt Ökonomin Friederike Maier in der Tageszeitung "taz". "In der sogenannten Kernindustrie sind die guten Jobs für die 'Familienernährer’, Frauenarbeit wird als Zuverdienst wahrgenommen."

BRIGITTE.DE fragte nach bei Professor Friederike Maier: "Aus meiner Sicht ist das Verhalten der Eigentümer ein Skandal, nicht nur bei Arcandor, auch bei Opel“, so die Wirtschaftsexpertin. „Und das Messen mit zweierlei Maß in der Politik ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines Denkens, das Frauenarbeit tendenziell als weniger bedeutend einstuft. Und zwar auf allen Seiten: Bei den Regierungen, den Arbeitgeberverbänden, den Gewerkschaften und den Frauen und Männern selbst. Wir werden sehr genau verfolgen und kommentieren müssen, wie mit den Beschäftigten in den kommenden Wochen umgegangen wird, schließlich gibt es im Einzelhandel viele Arbeitgeber, bei denen sehr viel schlechtere Bedingungen herrschen als bei Karstadt.“

Was Sie jetzt wissen müssen

Beim Kauf meiner neuen Kaffeemaschine wurden mir drei Jahre Garantie zugesichert. Habe ich darauf noch Anspruch, wenn Karstadt geschlossen wird? Auf die Garantieleistung hat die Insolvenz keinerlei Auswirkung, weil sie sich auf den Hersteller des gekauften Produktes bezieht. Sollte die Kaffeemaschine kaputt gehen, können sie sich ganz unabhängig von Karstadt einfach direkt an ihn wenden. Das Kaufhaus selbst ist aber gesetzlich zur Gewährleistung verpflichtet, sobald Sie dort etwas kaufen. Das heißt, wenn die Kaffeemaschine nicht läuft oder die neue Jeans ein Loch hat, muss das Geschäft die mangelhafte Ware umtauschen. Wenn Karstadt schließt, erlischt diese Verpflichtung Ihnen gegenüber.

Was wird aus meinem Konto bei der KarstadtQuelle-Bank? Außer ihrem Namen verbindet die KarstadtQuelle-Bank seit gut zwei Monaten nichts mehr mit dem insolventen Unternehmen. Die Konten liegen jetzt sicher im Schoß der Valovis Bank in Essen. Allerdings plant die, bis Ende des Jahres alle neun Filialen der KarstadtQuelle-Bank zu schließen. Die Kunden können ihre Bank dann nur per Telefon oder Internet erreichen.

Kann ich meine Reisen weiterhin unbesorgt bei Thomas Cook buchen? Auf jeden Fall. Der Reiseveranstalter arbeitet als weitgehend eigenständiges Unternehmen – Arcandor ist mit knapp 53 Prozent an Thomas Cook beteiligt. Cook geht davon aus, dass die Pleite keinen Einfluss auf sein Angebot haben wird.

Ich habe meinem Mann vor zwei Wochen einen Pullover gekauft, der ihm nicht gefällt. Kann ich die Ware jetzt noch umtauschen? Sobald das Kaufhaus nicht mehr existiert, kann auch kein Pullover mehr zurückgegeben werden. Da die Zukunft von Karstadt und Quelle noch unklar ist, rät der Verbraucherschutz, solche Umtäusche möglichst bald abzuwickeln.

Text: Stefanie Hellge/Gesa Schwanke Foto: AP

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