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"Herdprämie" ab 2013: Bittere Pille mit positivem Effekt

Das Kabinett hat das Betreuungsgeld beschlossen, auch spöttisch "Herdprämie" genannt. Macht nichts, meint BRIGITTE-Redakteurin Silke Baumgarten. Denn sie wird bald wieder verschwinden - was bleibt, ist der Rechtsanspruch auf Krippenplätze.
Jetzt ist es offiziell: Vom 1. Januar 2013 an können Eltern, die ihre zweijährigen Kinder privat betreuen, 100 Euro Betreuungsgeld beantragen. Von 2014 erhöht es sich auf 150 Euro und gilt auch für dreijährige Kinder.
Jetzt ist es offiziell: Vom 1. Januar 2013 an können Eltern, die ihre zweijährigen Kinder privat betreuen, 100 Euro Betreuungsgeld beantragen. Von 2014 erhöht es sich auf 150 Euro und gilt auch für dreijährige Kinder.
© SV Luma/Fotolia.com

Ja, das Betreuungsgeld ist höchst ärgerlich, politischer Rückwärtsgang, absurd – aber es musste sein. Denn Tatsache ist: Ohne das Betreuungsgeld wäre der Rechtsanspruch auf Krippenbetreuung nicht durchsetzbar gewesen.

Erinnern wir uns: Ursula von der Leyen hat das von der SPD bestens vorbereitete Elterngeld eingeführt – und danach klaffte zwischen Elternzeit und garantiertem Kindergartenplatz eine fast zweijährige Betreuungslücke. Das war der damaligen Familienministerin natürlich von Anfang an bewusst. Sie ist nämlich Strategin und egal, was man sonst von ihr hält, die bessere Vereinbarkeit von Job und Familie war immer, auch persönlich, ihr Megathema. Also musste sie als nächsten Schritt den Krippenausbau forcieren. Doch dagegen ging die konservative Klientel der CDU/CSU auf die Barrikaden. Um die zu befrieden, wurde das Betreuungsgeld erfunden. Den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz gab es also nur im Doppelpack mit der "Herdprämie".

Man kann über diesen Deal denken, wie man will – so ist Politik, eine Hand wäscht den anderen Fuß. Aber unumstößlich ist: Ab August 2013 haben alle Kinder ab dem zweiten Lebensjahr einen Anspruch auf einen Krippenplatz. Das wird am Anfang holpern, es werden Eltern klagen müssen, es werden qualifizierte Erzieherinnen fehlen – aber auf längere Sicht wird es klappen. Und das ist ein gesellschaftlicher Quantensprung. Das Betreuungsgeld wird irgendwann wieder verschwinden. Da bin ich sicher, einfach weil es völliger Murks ist. Aber der Rechtsanspruch wird bleiben. Wer den antastet, würde nämlich politischen Selbstmord begehen. Und so blöd sind Politiker nun wieder auch nicht.

Text: Silke Baumgarten

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