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Moderatorin Julia Scharf "Es ist so wichtig, Kinder für Sport zu begeistern"

Moderatorin Julia Scharf: "Es ist so wichtig, Kinder für Sport zu begeistern"
© SOS-Kinderdorf e.V./ Sandra Lüdeke
Wir kennen sie als Sportmoderatorin, aber Julia Scharf hat noch andere Leidenschaften: Als Botschafterin für das SOS-Kinderdorf engagiert sie sich für benachteiligte Kinder.

Sportmoderatorin Julia Scharf weiß, wie wichtig Bewegung in jungen Jahren ist. Als Mutter zweier Töchter setzt sie sich für Kinder in Deutschland ein, die nicht so sorglos aufwachsen können wie ihre eigenen: Seit Jahren ist sie für den SOS-Kinderdorf-Verein aktiv. Besonders liegt ihr am Herzen, dass auch benachteiligte Kinder an Sport und gesunde Ernährung herangeführt werden. Denn die gesundheitlichen Folgen mangelnder Bewegung können gravierend sein.

BRIGITTE: Studien zeigen, dass vor allem Kinder aus Familien mit geringerem Einkommen sich wenig bewegen. Was wünschen Sie sich für Angebote, um diesen Kindern Sport zu ermöglichen? 

Julia Scharf: Ich wünsche mir grundsätzlich mehr Engagement von der Politik in Kindergärten und Schulen, um Bewegung und Sport im Alltag zu verankern. Das sind die Institutionen, in denen alle Kinder zusammenkommen – egal aus welcher Schicht und mit welchem Hintergrund. Gerade im Grundschul- und Kindergartenalter wird die Lust auf Bewegung geprägt.

Seit der Pandemie bewegen sich Kinder noch weniger als vorher. Wie kann man sie wieder für den Sport begeistern?

Schule und Kita sind die perfekte Schnittstelle, um früh an die Kinder ranzukommen. Doch um Kinder für Bewegung zu begeistern, muss man auch die Eltern mit einbeziehen. Eine gute Möglichkeit können zum Beispiel Aktionstage und Infoblätter sein, oder das Thema auf Elternabenden immer wieder anzusprechen. Studien belegen, dass es älteren Kindern schwerfällt, den Hebel für Sport wieder umzulegen, wenn im jungen Alter die Bewegung fehlte. Die Chancen, eine beginnende Adipositas-Erkrankung noch aufzuhalten, sind gering. Hier präventiv zu arbeiten, ist viel effektiver.

Und außerhalb von Schule und Kindergarten? 

Für einkommensschwächere Familien wird es immer schwieriger, die Beiträge für Sportvereine zu bezahlen. Dafür müsste es Fördertöpfe geben, damit Bewegung keine Frage des Geldes ist. Oder, um es möglichst unkompliziert zu machen: Die Kindergärten müssten mit den Sportvereinen zusammenarbeiten.

Sie engagieren sich seit Jahren als Botschafterin für SOS-Kinderdorf. Warum liegt Ihnen das so am Herzen? 

Weil es dort um Kinder geht, die schon viel mitgemacht haben und viel aushalten mussten. Und ich finde das Konzept toll, weil der Fokus auf Hilfe zur Selbsthilfe gelegt wird. Familien, die sich in schwierigen Situationen befinden, bekommen dort die Hilfe und die Unterstützung, die sie brauchen.

Einmal im Jahr veranstaltet Julia Scharf eine Sommerolympiade im SOS-Kinderdorf Thüringen
Einmal im Jahr veranstaltet Julia Scharf eine Sommerolympiade im SOS-Kinderdorf Thüringen
© SOS-Kinderdorf e.V./ Sandra Lüdeke

Für viele ist die Hürde hoch, sich in einem Ehrenamt zu engagieren. Haben Sie einen Tipp für Leute, die sich da nicht so richtig rantrauen?

Bei meiner Arbeit als Kindertrainerin im Skiclub stelle ich fest, dass immer weniger Menschen sich für ein Ehrenamt entscheiden. Viele sagen, dass es ihnen einfach zu viel ist, und das kann ich auch verstehen. Aber es gibt inzwischen gute Konzepte, wie etwa die Tandem-Bindungen. Dabei kann man Pärchen- oder Familienpatenschaften bilden: Wenn der eine nicht kann, kann der andere.

Job, Kinder, Ehrenamt: Wie schaffen Sie es, sportliche Aktivitäten in den vollen Familienalltag einzubauen?

Wir waren schon immer eine aktive Familie, für die Sport im Alltag eine große Rolle spielt. Wir gehen gern Radfahren oder Wandern. Jetzt im Herbst machen wir lange Spaziergänge und sammeln Kastanien. Man muss ja nicht gleich Leistungssport machen. Auch mal kurze Wege mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen statt immer mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln – das reicht schon. Es ist eigentlich wie mit allem: einfach vorleben.

Was würden Sie allen Kindern der Welt ermöglichen, wenn Sie es könnten? 

Frieden und ausreichend Nahrung für alle. Sport und Bewegung sind auch total wichtig, aber über allem steht ein friedliches Miteinander. Deshalb bin ich auch so engagiert im Sport. Das Miteinander, die gegenseitige Unterstützung, den Gegner nicht zu hassen, sondern zu respektieren und gemeinsam besser zu werden: Das sind Werte, die der Sport vermittelt. 

vwi / sar Brigitte

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