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Eine Mutter erzählt: "Was passierte, als ich schwanger zum Bewerbungsgespräch ging"

Jen Watts Welsh
© Fast Company
Schwanger einen sicheren Job aufgeben und sich beruflich neu orientieren? Die zweifache Mutter Jen Watts Welsh hatte große Angst davor – doch dann erlebte sie eine Überraschung, die ihr Leben komplett verändert hat.

Hochschwanger einen sicheren Job aufgeben? Das würden wohl die wenigsten Frauen tun. Schließlich steht für fast jede Frau, die ein Baby unter ihrem Herzen trägt, der Wunsch nach einer sicheren Zukunft für ihr Kind an erster Stelle. Und so verharren viele Frauen, die ein Kind planen oder schon schwanger sind, in der Anstellung bei einem Arbeitgeber, obwohl sie dort nicht mehr glücklich sind und sich eigentlich einen beruflichen Neustart wünschen. "Dann warte ich halt bis nach der Geburt meines Kindes", dachte sich auch Jen Watts Welsh aus San Francisco in den USA, als sie im dritten Monat schwanger war. 

Eigentlich fühlte sie sich bereit für einen neuen Schritt in ihrem Berufsleben, sie wollte sich gerne auf eine neue Position in einer Werbeagentur bewerben. Aber Jobwechsel mit Babybauch? Da rechnete sich Jen keine Chancen aus. "Wie viele andere schwangere Frauen zuckte ich innerlich mit den Schultern und akzeptierte mein Schicksal", schreibt sie in einem Artikel für das Business-Magazin der Agentur "Fast Company"

Jen wollte nicht bis nach der Elternzeit warten

Doch die Ungeduld ließ ihr keine Ruhe, zu sehr wünschte sie sich einen Neubeginn. Nach der Elternzeit zurück in den alten Job – diese Vorstellung fand sie nicht sehr verlockend. Also versuchte sie es einfach, schrieb Bewerbungen, sprach mit Recruitern und erlebte zunächst einige klassische Enttäuschungen. Sobald sie ihre Schwangerschaft erwähnte, war bei den Recruitern die Luft raus. Oft bekam Jen zu hören: "Okay, dann lassen sie uns nach der Geburt sprechen.

Doch dann begegnete ihr ein ehemaliger Kollege, mit dem sie schon länger nicht mehr gesprochen hatte. Sie tranken zusammen Kaffee, er war inzwischen Präsident bei einer Werbeagentur, die Jen sehr interessant fand. "Diese Agentur klingt genau nach dem, was ich suche", dachte sie sich während des Gesprächs. Doch als sie auf einen möglichen Jobwechsel zu sprechen kamen, kam es auch hier recht schnell zu der Einigung, man könne ja nach der Entbindung über einen potentiellen Job sprechen. Zurück zuhause packte Jen die Enttäuschung. Sie wollte nicht so lange auf den Jobwechsel warten müssen. Sie wollte noch vor der Geburt ihres Kindes im Job neu starten und sich nach der Elternzeit auf diesen Job freuen können. Sie dachte sich: 

Das ist scheiße. Mein Mann muss nicht Monate warten, um eine Chance zu ergreifen, nur weil wir ein Baby bekommen. Wieso sollte ich es also?

Also rief sie den Ex-Kollegen wieder an und bat um ein Vorstellungsgespräch. Zu dem Gespräch erschien Jen mit einem Sechs-Monats-Babybauch. Die Zusage erhielt sie im achten Monat. Ihren Arbeitsvertrag erhielt sie zwei Wochen nach der Geburt ihrer Tochter. Heutet arbeitet sie als "Group Strategy Director" für die Agentur "Heat": "Es wurde zur meist empowernden Erfahrung in meinem Berufsleben", schreibt sie. "Es hat mich dazu gebracht, die Eigenschaft, über die ich am unsichersten bin, vorzubringen: meine Weiblichkeit."

Eigentlich hätten Jen auch nur dreieinhalb Monate bezahlte Elternzeit zugestanden. Sie sagte ihrem neuen Arbeitgeber allerdings, dass sie eine bessere Mitarbeiterin sein würde, wenn sie fünf Monate Elternzeit bekommen könnte. Die unbezahlte Auszeit konnte sie durch ihre anschließende Gehaltssteigerung ausgleichen.

Klar, ein neuer Job und ein neues Baby, das sei nicht einfach. Auch weil sie neben ihrem Baby noch ein viereinhalb-jähriges Kind zuhause habe, so Jen. "Milch abpumpen, Kind krank, ich krank, dazu die Herausforderungen von zwei arbeitenden Elternteilen in einer großen Stadt", natürlich konnte und könne sie auch jetzt nicht 100 Prozent geben. Doch all das habe sie dazu gezwungen, klare Grenzen für ihre Zeiteinteilung zu ziehen, und sie habe realisiert, dass ihre Reputation darunter nicht leide. Außerdem empfinde sie sehr großen Respekt und Loyalität gegenüber ihrem neuen Arbeitgeber.

"Es sagt viel über ein Unternehmen und seine Führungskräfte aus, wenn sie bereit sind, eine schwangere Frau einzustellen, und die sechs Monate zu warten, bis sie bereit ist, den neuen Job anzutreten."

Ein solches Verhalten sei ein sehr gutes Zeichen für die Unternehmenskultur und die Wertschätzung von Frauen und Müttern in einem Unternehmen.

Ihr sei klar, dass sie viel Glück gehabt habe und nicht alle Schwangeren solche Erfahrungen machen. Trotzdem wolle sie mit ihrer Geschichte anderen Frauen Mut machen, auch während ihrer Schwangerschaft beruflich nicht zurückzustecken. Unternehmen möchte Jen Watts Welsh dazu motivieren, "eine Schwangerschaft nicht als Pausenknopf für Frauen und Unternehmen zu sehen", denn auf lange Sicht werde es sich immer lohnen, "die richtige Person einzustellen".

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mh

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