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"Granny Angels" Jana Schandua vermittelt Seniorinnen für zuverlässige Kinderbetreuung

Die Hamburger Grannys
Die Hamburger Grannys haben nicht nur Spaß am Kinderbetreuen, sondern treffen sich auch untereinander. Win-win nennt man das wohl.
© Louise Photography / PR
Was sie will: mehr Freiräume für Eltern
Ihre Idee: "Granny Angels"
Ihre Inspiration: der Alltag mit zwei Kindern

"Rabenmutter" – den Begriff hörte Jana Schandua zum ersten Mal während ihres Studiums Anfang der 2000er-Jahre in Baden-Württemberg. "Ich habe mich gefragt: Was ist das denn bitte?", erinnert sie sich und lacht. Schandua ist in Ostberlin aufgewachsen. Vollzeit erwerbstätige Mütter waren dort die Regel. Auch ihre alleinerziehende Mutter hatte durchgehend als Pädagogin gearbeitet, Jana Schandua und ihre Schwester gingen ganztags in Krippe oder Hort. "Ich mochte das und bin früh selbstständig geworden", sagt sie. Für sie stand deshalb immer schon fest: Sollte sie selbst einmal Mutter werden, würde sie ihren Job dafür sicher nicht aufgeben.

Als Erste in ihrer Familie machte sie Abitur, 2002 in Berlin, zum Studium des Medien- und Informationswesens ging sie nach Offenburg, arbeitete dann in einer PR-Agentur in Düsseldorf. 2015 kam ihr erstes Kind auf die Welt; während ihr Mann weiter Vollzeit arbeitete, nahm Schandua ein Jahr Elternzeit. Über einen Aushang im Fitnessstudio lernte sie in dieser Zeit eine ältere Dame kennen, die Lust hatte, ihren Sohn zweimal die Woche stundenweise für eine kleine Aufwandsentschädigung zu betreuen. "Das war eine Riesenhilfe", sagt Schandua – erst recht, als sie nach einem Jahr mit 30 Stunden in ihren Job zurückkehrte und trotz Platz in der Großtagespflege feststellte: Das Betreuungsangebot reicht nicht aus. Und man braucht auch mal Zeit für sich. Und als Paar.

Auch bei ihrem zweiten Kind, das 2018 auf die Welt kam, stieß sie zufällig auf eine Seniorin, der sie vertraute. So kümmerten sich bald zwei ältere Damen stundenweise um die Kinder. Die Coronapandemie brachte das eingespielte Modell dann zum Einsturz. "Wegen Ansteckungsgefahr fielen beide Leihomas schlagartig aus.“ Eine Katastrophe.

"Granny Angels" – zuverlässige Kinderbetreuung von Senior:innen

Als die Pandemie abebbte, standen die Seniorinnen nicht mehr zur Verfügung, weil sie die Betreuung gesundheitlich nicht mehr schafften. Schandua suchte nach Ersatz – und merkte, wie schwer es ist, zuverlässige Babysitter:innen zu finden: Vermittlungsportale und Agenturen boten im Internet oft Betreuer:innen ohne vorherige Prüfung und Qualitätsnachweis an, professionelle Agenturen verlangten hohe Gebühren.

Jana Schandua
Leihoma gesucht? Jana Schandua gründete die "Granny Angels" für Betreuungsengpässe aller Art.
© Louise Photography / PR

Also nahm Schandua die Dinge selbst in die Hand. Im Dezember 2021 gründete sie im Rahmen eines Accelerator-Programms das Start-up "Granny Angels": Das sucht heute via Annoncen auf Facebook und in Regionalzeitungen Senior:innen, die Lust haben, Kinder zu betreuen. Schandua prüft die potenziellen Leihomas und -opas persönlich; wenn sie infrage kommen, werden sie bei "Granny Angels" angestellt und an suchende Familien vermittelt.

Rund 40 "Angels" zwischen 52 und 80 Jahren sind so mittlerweile bei Familien im Einsatz, etwa in Düsseldorf, Hamburg, Köln, Berlin. Oft haben sie früher als Erzieher oder Kinderkrankenschwester gearbeitet. Alle haben ein erweitertes Führungszeugnis und ein mehrstufiges Bewerbungsverfahren mit verschiedenen Gesprächsrunden hinter sich, regelmäßig treffen sie sich bei Stammtischen und Weiterbildungskursen. Die Familien können die "Angels" ohne Anmeldung direkt über die Website buchen, meist aber fragen sie beim Start-up an und bitten um Vermittlung einer passenden Person. Entscheiden sich Familien und Betreuer:in für eine Zusammenarbeit, sind die "Angels" je nach Bedarf bei den Familien im Einsatz und über "Granny Angels" versichert. Am Ende des Monats erhält die Familie eine Sammelrechnung, zum Teil steuerlich absetzbar. 21,90 Euro kostet aktuell die Stunde. Die "Granny Angels" sind bei der gGmbH als Ehrenamtliche, Mini- oder Midijobber angemeldet und erhalten 13 Euro Aufwandsentschädigung, vom Rest reinvestiert Schandua in den Aufbau weiterer Standorte und Schulungen für die Betreuer:innen, etwa Erste-Hilfe-Kurse.

Für Jana Schandua, die ihren alten Job als Produktmanagerin bei einer Medienagentur zugunsten der "Granny Angels" mittlerweile stark reduziert hat, ist ihr Unternehmen eine Mission: "Ich will, dass die Frauen auch mit Kindern sichtbar bleiben und weiter ihre Karriere vorantreiben können." Und dass es für Familien leichter wird. Auch für ihre eigenen Kinder, inzwischen fünf und acht Jahre alt, hat sie wieder zwei Leihomas gefunden. Natürlich über die „Granny Angels“.

Brigitte

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