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Menschenrechtlerin Nasrin Sotoudeh: Endlich zu Hause

Menschenrechtlerin Nasrin Sotoudeh: Endlich zu Hause
© Imago/UPI Photo
Drei Jahre lang saß Nasrin Sotoudeh in Haft, weil sie als Anwältin Frauen und Regimekritiker verteidigt hatte. Nun wurde die Mutter zweier Kinder überraschend begnadigt.

Sie ist wieder da. Drei Jahre lang konnten die beiden Kinder von Nasrin Sotoudeh ihre Mutter nicht in den Arm nehmen. Sie sahen sie, wenn überhaupt, nur hinter einer Glasscheibe. Strenge Haftauflagen erlaubten es der Anwältin nicht, im Gefängnis direkten Kontakt zu Besuchern zu haben. Wie eine Schwerverbrecherin behandelten sie die iranischen Sicherheitsbehörden. Dabei hat sie nur versucht, anderen Menschen zu helfen. Die 49-Jährige verteidigte die Rechte minderjähriger Aktivisten, die 2009 gegen die Wiederwahl des damaligen Präsidenten Ahmadinedschad protestiert hatten und dafür zum Tode verurteilt wurden. Sie setzte sich auch für die Rechte von Frauen im Iran ein, eine ihrer Klientinnen ist die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi. Doch für das Regime Ahmadinedschads war Sotoudehs Arbeit "Propaganda gegen den Staat" und "Gefährdung der Sicherheit des Landes". Sie wurde 2010 zu sechs Jahren Haft verurteilt. Außerdem verhängten die Richter ein 20-jähriges Berufsverbot.

Und damit nicht genug: Auch ihre Familie musste Schikanen erdulden. Sotoudehs Mann Reza Khandan landete für einen Tag selbst im Gefängnis, weil er sich friedlich für die Freilassung seiner Frau eingesetzt hatte. Außerdem verhängten die Behörden 2012 ein rechtswidriges Reiseverbot gegen die 13-jährige Tochter. Daraufhin trat Nasrin Sotoudeh 49 Tage lang in einen Hungerstreik, den sie erst beendete, nachdem dieses Reiseverbot aufgehoben wurde.

Dass Nasrin Sotoudeh nun aus der Haft entlassen wurde, kam für sie selbst und ihre Familie überraschend. "Sie sagten mir, dass mein Urlaub genehmigt worden sei. Aber als ich dann an der Gefängnistür war, sagte man mir: 'Du bist frei'", sagte Sotoudeh kurz nach ihrer Freilassung. Neben der Anwältin kamen noch weitere politische Gefangene auf freien Fuß. Die Begnadigungen könnten ein Hinweis auf eine deutlich liberalere Politik des neuen iranischen Präsidenten Hassan Rohani sein.

Nasrin Sotoudeh hat bereits angekündigt, sich weiter für Freiheit und Menschenrechte in Iran einzusetzen.

miro

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