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Zum Aufgeben überredet: Frau verhindert Amoklauf

Zum Aufgeben überredet: Frau verhindert Amoklauf
© Tami Chapell/Reuters
Eine unbewaffnete Frau hat in den USA einen Amoklauf in einer Grundschule verhindert: Die Sekretärin Antoinette Tuff redete mit dem schwer bewaffneten Täter - bis der Mann sich ergab.

"Ich bin keine Heldin. Ich hatte riesige Angst", sagt Antoinette Tuff nach dem halbstündigen Drama. Tuff, Sekretärin einer Grundschule in Atlanta, war es gelungen, eine Katastrophe abzuwenden: Am Dienstag war der 20-jährige Michael Brandon Hill mit einem Sturmgewehr und 500 Patronen Munition in die Ronald E. McNair Discovery Learning Academy eingedrungen, in der rund 870 Kinder unterrichtet werden – offenbar bereit, "jeden zu töten, den er umbringen konnte". Das erzählt Antoinette Tuff sichtlich mitgenommen in einem Interview mit dem Sender ABC.

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Eigentlich ist die Grundschule mit einem Klingelsystem gesichert: Jeder, der das Gelände betreten will, wird von den Pförtnern per Kamera überprüft, erst dann öffnet sich die Tür. Michael Brandon Hill ist aber offenbar einem Elternteil oder einem Angestellten durch die geöffnete Tür gefolgt.

Dann dringt der 20-Jährige ins Sekretariat ein, in dem Antoinette Tuff arbeitet. Er fordert sie auf, ein Kamerateam anzurufen, will offenbar seine tödliche Schießerei mit der Polizei filmen lassen.

Doch Antoinette Tuff durchkreuzt diesen Plan: Sie beginnt mit dem bewaffneten Mann zu reden. Die bewegende Unterhaltung ist auf Band aufgezeichnet, da die Sekretärin die Polizei angerufen hat und am Hörer bleibt, während sie Hill beruhigt. "Er sagt, dass es ihm egal ist, ob er stirbt. Er hat nichts, wofür es sich zu Leben lohnt", berichtet sie über Telefon, im Hintergrund ist Hill zu hören. Der 20-Jährige deutet an, psychische Probleme zu haben, sagt, niemand würde ihn lieben. "Da habe ich ihm einfach erklärt, dass ich ihn liebe", sagt Tuff. "In dem Moment wusste ich, dass er bereit war, mich mit in den Tod zu reißen, wenn ich die falschen Worte sage."

Als die Polizei an der Grundschule eintrifft, verlässt der Täter kurz das Büro und gibt ein paar Schüsse auf die Beamten ab. Die feuern zurück, doch bei dem Schusswechsel wird niemand verletzt; Hill kehrt ins Sekretariat zurück.

Michael Brandon Hill ergab sich nach 25 Minuten
Michael Brandon Hill ergab sich nach 25 Minuten
© dpa/ AP Photo/Dekalb County Sheriff's Department

"Fühl dich nicht schlecht, Baby", sagt Antoinette Tuff zu dem jungen Mann, "wir machen im Leben alle etwas durch." Dann erzählt sie von ihren eigenen Sorgen, einer gescheiterten Ehe, ihrem behinderten Sohn. "Es ist eine gute Sache, jetzt aufzugeben", beruhigt sie Hill. "Alles wird gut." Nach rund 25 Minuten hat die Sekretärin den potenziellen Amokläufer überredet: Er legt seine Waffen ab und gibt auf, die Polizei kann ihn festnehmen.

"Ich sage dir jetzt mal was – ich hatte an keinem Tag in meinem Leben so viel Angst wie heute", sagt Antoinette zu der Beamtin am Telefon, dann weint sie nur noch. Erst im Dezember 2012 hat ein Amokläufer 20 Kinder und sieben Erwachsene an einer Grundschule in Connecticut umgebracht. Dank Antoinette Tuff ist an diesem Tag in Atlanta kein einziger Mensch ums Leben gekommen.

Text: kvs

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