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Was das "Brustbügeln" mit den Frauen macht

Was das "Brustbügeln" mit den Frauen macht
© Gildas Paré
In Kamerun werden die Brüste junger Mädchen mit heißen Werkzeugen "gebügelt", damit sie für Männer möglichst lange unattraktiv bleiben. Die tiefsten Wunden bleiben unsichtbar.

"Das ist nur zu deinem Besten", sagen die Mütter

"Brustbügeln" heißt die grausame Sitte in Kamerun, die Brüste junger Mädchen mit heißen Werkzeugen zu massieren. Damit versuchen die Mütter oder Großmütter der Mädchen, deren Brustwachstum zu unterdrücken. Durch die Prozedur sollen ihre Körper möglichst lange unattraktiv für Männer bleiben und die Mädchen vor frühen sexuellen Kontakten schützen. Die Eltern haben Angst, dass ihre Töchter sonst früh schwanger werden und die Schule abbrechen könnten.

"Das ist nur zu deinem Besten", sagen die Mütter häufig, wenn sie ihre Töchter mit heißen Werkzeugen quälen. "Die Annahme ist, dass das Brustfett schmilzt, wenn man heiße Werkzeuge draufpresst, was total irrsinnig ist. Sie verwenden viele verschiedene Dinge bei der Prozedur: Mörser, Stöcke, Spachtel, Löffel und Steine", sagte der französische Fotograf Gildas Paré zu "Vice France".

Er reiste nach Kamerun, um die Geschichten der Opfer zu erzählen. Das "Brustbügeln" ist eine weitgehend unbekannte Form der Genitalverstümmelung, obwohl laut der "Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit" (GIZ) jedes zehnte Mädchen in Kamerun diese Prozedur erleiden muss.

Zehn Frauen und ihre Geschichten:

Die jüngsten Opfer sind acht Jahre alt

Der brutale Prozess beginnt, wenn die Mädchen in die Pubertät kommen – die jüngsten sind gerade mal acht Jahre alt. Das hat psychische und gesundheitliche Folgen: Die Mädchen leiden nicht nur unter den Schmerzen und der Demütigung, sie sind auch anfälliger für Zysten und Krebserkrankungen. Viele haben später Schwierigkeiten beim Stillen - ein großes Problem in Kamerun, wo Mütter oft keinen Zugang zu Fläschchen und Milchpulver haben.

Das psychische Trauma bleibt

Die psychischen Schmerzen, die die Mädchen davontragen, wiegen schwerer als die physischen. Das hat Paré überrascht: "Ich dachte, ich würde all diese Frauen mit großen Narben auf ihren Körpern vorfinden. Aber am Ende waren es die seelischen Wunden, über die wir am meisten sprachen. Selbst wenn ihre Wunden nicht sichtbar waren, waren sie innerlich gebrochen."

"Sie leiden täglich. Es ist schwer für sie, sich vor ihrem Freund auszuziehen – das heißt, wenn sie einen haben. Der körperliche Schmerz mag vergehen. Aber das psychische Trauma vergeht nicht. Die meisten wollen nicht, dass ihre Brüste jemals wieder berührt werden", erzählt Paré.

Parés Fotoprojekt heißt "Plastik-Traum" ("Plastic Dream"), weil die Opfer sich verzweifelt nach einer Schönheits-OP sehnen, so der Fotograf. "Sie wollen Geld verdienen, um eine Brust-OP bezahlen zu können. Sie wollen schöne Kleider tragen, ausgehen und sich zeigen können. Jetzt ziehen sie es vor, sich zu verstecken. Das ist es, was wirklich schrecklich ist."

Mehr Fotos und Arbeiten von Gildas Paré unter http://gildaspare.com

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