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Verharmlosen gesundheitlicher Folgen Glorifizieren Plus-Size-Blogger:innen tatsächlich Mehrgewicht?

Verharmlosen gesundheitlicher Folgen: Glorifizieren Plus-Size-Blogger:innen tatsächlich Mehrgewicht?
© Dmitry Lobanov / Adobe Stock
Immer wieder geistert ein hartnäckiger Vorwurf durch die Plus-Size-Communities: Die Blogger:innen würden Mehrgewicht glorifizieren und die gesundheitlichen Folgen nicht ernst nehmen. Was steckt hinter diesem Vorwurf?

Ob Outfit-Ideen für die kommende Saison, ein Foto von einem Event oder einfach ein schöner Moment, auf dem eine mehrgewichtige Frau glücklich in die Kamera lächelt – immer wieder finden sich Kommentare unter den Beiträgen auf den Social-Media-Plattformen, in den unterstellt wird, dass die Blogger:innen Mehrgewicht oder gar Adipositas verherrlichen würden.

Mehrgewicht wird nicht glorifiziert, sondern sichtbar gemacht

Geht es denn wirklich darum zu sagen: Hey werdet alle dick, das Leben ist toll mit zu viel Pfunden? Nein, natürlich nicht. Das, was die Plus-Size-Blogger:innen wollen, ist Sichtbarkeit schaffen, Frauen eine Stimme geben und eine Art Vorbild sein, für die, die sich selbst nicht als Teil der Gesellschaft fühlen, weil sie mehrgewichtig sind. Denn noch immer ist es an der Tagesordnung, dass dicke Menschen im Vorbeigehen auf der Straße beleidigt werden und gerade in den sozialen Medien einiges aushalten müssen.

Die Bloggerin "Marshmallow Mädchen" hat zu dem Thema Glorifizierung einen sehr krassen, aber doch einleuchtenden Vergleich: "Niemand würde einem einbeinigen Menschen, der Fotos von sich ins Internet stellt, auf denen er glücklich aussieht, vorwerfen, dass er andere Menschen dazu animiert, sich ein Bein abzuschneiden." Dieses Zitat mag in erster Linie makaber wirken, doch sollte man bedenken, dass hinter Mehrgewicht oder Adipositas häufig eine lange Leidensgeschichte steckt – ob psychisch oder physisch. Umso absurder der Vorwurf, dass man es als betroffene Person anderen wünschen würde.

Festgefahrene Vorurteile machen es dicken Menschen im Leben schwer

Hinter den Kommentaren des Glorifizierens steckt nämlich immer noch das Vorurteil, dass dicke Menschen faul und träge seien, keine Disziplin an den Tag legen würden und sich ihre Pfunde einfach angefuttert hätten ohne jeglichen Grund. Hinzu kommt, dass jegliches Mehrgewicht sofort als ungesund definiert wird. Und den Blogger:innen somit vorgeworfen wird, die Gesundheitsgefahr, die von Mehrgewicht und Adipositas ausgehen kann, verharmlosen zu wollen.

Zunächst einmal ist nicht jede Form von Mehrgewicht gesundheitsschädlich. Anhand der Optik lässt sich sowieso nicht ablesen, ob ein Mensch gesund ist oder nicht. Und selbst wenn ein mehrgewichtiger Mensch nicht gesund ist, was gibt anderen dann das Recht, diesen respektlos zu behandeln?

Blogger:innen teilen ihre gesundheitlichen Probleme mit ihren Fans

Hinzu kommt, dass viele Blogger:innen über gesundheitliche Folgen sprechen. Sie verharmlosen nicht, dass mit einem dicken Körper nicht alles möglich ist und das ihnen weitere gesundheitliche Folgen durchaus bewusst sind. Einige sprechen auch von einer Abnahme, von der Zusammenarbeit mit Adipositaszentren oder gar einer Magenoperation, um gesünder zu leben.

Den Blogger:innen geht es darum, zu zeigen, dass das Leben nicht erst dann beginnt, wenn man abgenommen hat. Auch mit einem dicken Körper ist ein ausgefülltes und buntes Leben möglich – keiner sollte auf einer Warteposition stehen bleiben, nur weil das Wunschgewicht noch nicht erreicht ist. Doch um ein Leben wie alle anderen führen zu können, muss in der Gesellschaft ein Umdenken stattfinden.

Dicke Menschen haben häufig mit vielen psychischen und physischen Problem zu kämpfen, da braucht es nicht noch eine völlig fremde Person, die sie beleidigt, ungefragte Ratschläge erteilt oder sogar Todesdrohungen ausspricht – nur wegen des Körpers. Und nur weil Blogger:innen dicken Menschen eine Stimme geben und Sehgewohnheiten ändern wollen, verherrlichen sie noch lange nicht das Dicksein – sie sagen nur: Hey, du bist nicht allein, wir stehen das zusammen durch!

Brigitte

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