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Weibliche Genitalverstümmelung 17.000 Mädchen in Deutschland sind gefährdet – weltweit mehrere Millionen

Frauen im Profil Zeichnung
© annaspoka / Adobe Stock
Der 6. Februar ist der "Internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung“. Er soll auf das Schicksal von Mädchen und Frauen aufmerksam machen, die unter schlimmsten Umständen beschnitten werden. Auch in Deutschland wächst die Zahl der Betroffenen und zeigt umso mehr, warum weltweite Prävention so wichtig ist.

Immer mehr Frauen sind von Genitalverstümmelung betroffen. Etwa 8.000 Mal pro Tag wird der Eingriff durchgeführt – mit Werkzeugen wie Messern, Rasierklingen oder auch Glasscherben. Doch nicht nur. Eine von vier Frauen wurde laut einer Analyse von UNICEF von einem Gesundheitsdienstleister beschnitten (Stand: 2020). 

200 Millionen Frauen weltweit leben laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits mit den Folgen weiblicher Genitalverstümmelung. Laut der Organisation "End FGM European Network" sind es in der EU mehr als eine halbe Million Frauen. In Deutschland seien laut der Menschenrechtsorganisation "Terre des Femmes" mehr als 17.000 Mädchen potentiell gefährdet. Das Thema sei in Deutschland stark tabuisiert, ebenso wie das oft in den Herkunftsländern der Fall sei.

Genitalverstümmelung: Was können wir als Gesellschaft dagegen tun?

Im Jahr 2024 sollen laut UN etwa 4,4 Millionen Mädchen von der weiblichen Genitalverstümmelung bedroht sein – 12.000 pro Tag. Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer diese Zahlen weit überschreitet. "FGM" ("Female Genital Mutilation") gehört in manchen Regionen zur sozialen Norm. Es wird oft als Voraussetzung dafür gesehen, dass ein Mädchen in das Erwachsenenleben eintreten kann oder verheiratet werden kann. In manchen Gegenden spielt auch die Angst vor einer Ausgrenzung aus der Gesellschaft eine Rolle, wenn man sich gegen die Praxis entscheidet. Laut Angela Bähr, der stellvertretenden Geschäftsführerin der DSW (Deutsche Stiftung Weltbevölkerung), sei die Verheiratung der Töchter mit einer Beschneidung häufig einfacher und gehöre für Familien in misslichen Lagen oft zu einer wirtschaftlichen Notwendigkeit.

Kulturelle Identität als Rechtfertigung drastischer Rituale?

Das Entfernen der weiblichen Geschlechtsorgane, der Klitoris und der Vulva, dient in einigen Teilen der Welt als offizielles Übergangsritual vom Mädchen zur Frau. Individuelle Folgen des Eingriffs sind vielfältig, unter anderem:

  • starke Schmerzen
  • Fieber
  • starke Blutungen
  • ein Anschwellen der Haut im Genitalbereich
  • Infektionen
  • Wundheilungsprobleme

Um nur einige zu nennen. Ein weiteres Risiko ist der Tod durch den Eingriff. Laut einer Studie aus dem Jahr 2023 sterben daran jährlich mehr als 44.000 Mädchen und Frauen.

Eine weitere Folge kann eine risikoreiche Schwangerschaft sein. Denn nach der Entfernung der Geschlechtsorgane wird der übergebliebene Rest der Schamlippen häufig zusammengenäht. Das führt dazu, dass die Vaginalöffnung zu klein für eine Geburt ist. Diese Verkleinerung sorgt ebenfalls für starke Schmerzen beim Sex. Aufgrund der Durchführung des Eingriffs mit nicht sterilen Gegenständen entsteht ein hohes Infektionsrisiko, die Wunde entzündet sich häufig direkt nach der Durchführung der Beschneidung. Die physische Gewalt, die hierbei oft gegen den Willen des Mädchens oder der Frau ausgeübt wird, kann zusätzlich für psychische Probleme sorgen: Verhaltensstörungen wie posttraumatische Belastungsstörungen oder chronische Angst werden zum Alltag.

Gegen Stigma und Tabu

Rund 50 Beratungs- und Anlaufstellen bieten laut "Ärzteblatt" in den einzelnen Bundesländern Unterstützung für betroffene Familien an. Das Thema müsse aber auch "schon in der Ausbildung aller Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialbereich auf den Lehrplan", fordert Edell Otieno-Okoth, Expertin bei der Kinderrechtsorganisation "Plan International". Denn die Aufklärung über dieses Thema ist nicht nur weltweit, sondern auch in Deutschland wichtig für betroffene Mädchen und Frauen.

Verwendete Quellen: Tagesschau, Deutsche Stiftung für Weltbevölkerung, Deutschlandfunk, Plan International, endfgm.eu, who.int, unicef.org, frauenrechte.de, aerzteblatt.de, europarl.europa.eu, un.org

lkl Brigitte

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