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Gender Care Gap: Der Grund für viele Streitereien

Gender Care Gap
© Photographee.eu / Shutterstock
Ein gewaltiger Gender Care Gap klafft zwischen den Geschlechtern: Frauen investieren mehr Zeit und Arbeit in die Kindererziehung und den Haushalt – auch im Jahr 2019 noch! Was folgt sind viele Streitereien. Völlig zu Recht!

Es scheint wie verhext zu sein. Wie eine zähe Masse lässt sich die Kluft zwischen Frauen und Männern auch nach jahrzehntelangem Kampf für die Gleichberechtigung nicht schließen. Und das im 21. Jahrhundert.

Diesmal ist die Rede weder von der ungleichen Bezahlung für die gleiche Arbeit, noch von der Diskriminierung von Frauen bei der Besetzung höherer Positionen. Diesmal ist die Rede von dem sogenannten Gender Care Gap, also der Kluft zwischen Frauen und Männern, wenn es um Themen der Haushalts- und Familienführung geht.

Unbezahlte Arbeit immer noch Frauensache

Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsordnung (DIW) analysierte die Verteilung von Hausarbeit und Kindererziehung zwischen Frauen und Männern. Doch um welche Aufgaben geht es hier überhaupt? In die Studie wurden folgende Aufgaben einbezogen:

  • Kinderbetreuung
  • Waschen, Kochen, Putzen
  • Besorgungen, Administratives
  • Gartenarbeit, Reparaturen

Diese Aufgaben wurden in Relation zur geleisteten Erwerbstätigkeit gestellt. Die Ergebnisse in Kürze:

  • Frauen (in Paarhaushalten) verbringen mehr Zeit mit unbezahlter Hausarbeit und Kinderbetreuung als Männer (Kinderbetreuung: Frauen 2 Stunden täglich, Männer 50 Minuten). Männer sind dafür mehr Stunden erwerbstätig (Frauen: 5 Stunden, 26 Minuten; Männer: 8 Stunden, 38 Minuten).
  • Frauen erledigen häufiger Hausarbeiten, die häufig zu erledigen und /oder zeitlich unflexibel sind (z. B. Essen kochen, Kinder abholen)
  • Männer übernehmen Tätigkeiten, die seltener und nicht zu fixen Zeiten erledigt werden müssen (z. B. Rasen mähen)

Die Ungleichverteilung ist dabei auch an Tagen gegeben, an denen sowohl Frau als auch Mann zu Hause sind, etwa sonntags. Sogar dann verbringen Frauen im Durchschnitt 1,5 Stunden mehr mit der Kinderbetreuung und der Hausarbeit als Männer. "Nicht nur unter der Woche ist die Aufteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung zwischen Männern und Frauen ungleich. Werktags wird diese Ungleichverteilung häufig mit Unterschieden im Erwerbsumfang begründet, an Sonntagen ist dieses Argument wenig überzeugend“, ordnete die Doktorandin am DIW Claire Samtleben die Situation ein. Ohnehin arbeiten inzwischen 80 Prozent der Frauen in Paarhausalten. Zum Vergleich: 1992 waren es nur 60 Prozent.

Frauen kümmern sich doppelt so lange um Kinder

Wie hat sich die Hilfsbereitschaft der Männer im Haushalt in diesem Zeitraum entwickelt? Was Kinderbetreuung und Hausarbeit angeht, kümmerten sich im Jahr 1992 etwa 31,4 Prozent der Männer mit. Im Jahr 2016 waren es mehr Männer – allerdings immer noch bloß 37,2 Prozent. Dass Frauen bei diesem Anblick die Lust vergeht, sich neben ihrer Arbeitstätigkeit auch noch um Hausarbeit & Co. zu kümmern, ist einleuchtend. So verbrachten Frauen 1992 etwa drei Stunden pro Tag mit unbezahlter Arbeit; 2016 waren es nur noch zwei Stunden pro Tag. Zum Vergleich: Männer vebringen heutzutage nur 52 Minuten am Tag mit Kochen, Waschen, Putzen – also immer noch halb so viel Zeit, wie die Frauen. So kommt es zur Doppelbelastung der Frauen, die sowohl erwerbstätig sind, als auch zusätzliche unbezahlte Arbeit im Alltag leisten.

Wie können wir Frauen uns dagegen wehren? Einige versuchen es mit Trennung. Tatsächlich hat eine Forsa-Umfrage ergeben, dass sich 15 Prozent aller Befragten von ihrem Partner trennen würden, wenn er seinen Teil der Arbeit nicht macht.

Doch oft kommt es nicht so weit. Häufiger führt der Gender Care Gap "lediglich" zu wiederkehrenden Streitigkeiten, zu Beziehungskrisen, zu Sackgassen. Es sind Streite, die zu ganz viel Frust und Spannungen in Beziehungen führen und die man an Phrasen festmachen kann (z. B. "Niemals machst du...", "Immer muss ich allein...", "Kannst du nicht ein mal...?").

Frauentag als Feiertag? "Nichts anderes als Symbolpolitik!"

Doch warum packen die Männer nicht freiwillig mit an? Warum muss man ihnen so oft in den Allerwertesten treten und sie immer wieder daran erinnern, auch mal im Haushalt zu helfen oder sich um die Kinder zu kümmern? Die traurige Wahrheit ist: In den meisten Fällen lautet die Antwort: Weil diese Arbeit unbezahlt ist.

Das DIW schlägt eine Lösung für die Liquidierung des Gender Care Gaps vor. Dieser lautet: Mehr Partnermonate beim Elterngeld, um die finanzielle Schlechterung von Frauen zu verringern.

Zudem muss der Begriff "Arbeit" neu definiert werden. Zu oft werden unbezahlte Tätigkeiten wie Haushaltsführung, Kinderbetreuung und die Pflege erkrankter Verwandte nicht als Arbeit gesehen. "Arbeit" ist in unserer gesellschaft gleichbedeutend mit Erwerbsarbeit.

In der Studie heißt es: "Sicherlich ist es eine schöne Geste, den internationalen Frauentag als Feiertag einzuführen. Letztlich ist es aber nichts anderes als Symbolpolitik, die nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass weiterhin enorme Geschlechterungleichheiten bestehen."

Video-Tipp: Gemeinsam gegen den Gender Pay Gap

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