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Ein Kind, drei Erzeuger: Von jedem nur das Beste

Ein Kind, drei Erzeuger: Von jedem nur das Beste
© Delightsoft/Shutterstock
Klingt unglaublich, wird aber bald Realität: In Großbritannien dürfen demnächst drei Elternteile gemeinsam ein Baby zeugen.

Ein Kind, drei Eltern - das ist auf den ersten Blick nicht so ungewöhnlich, immerhin gibt es viele Familien, wo neben den biologischen Erzeugern auch andere Erwachsene eine Elternrolle übernommen haben. Aber genau darum geht es in einem neuen Gesetz, das demnächst in Großbritannien in Kraft treten wird: Drei Menschen dürfen künftig gemeinsam über künstliche Befruchtung ein Kind zeugen, das von allen Eltern Teile in sich trägt.

Es geht dabei weder um medizinischen Größenwahn, noch einen gezielten Angriff auf die klassische Mutter-Vater-Kind-Familie: Erlaubt soll das Verfahren nur dann sein, wenn eine seltene Erbkrankheit der Mutter auch das Kind gefährden würde. Wenn die Mutter einen genetischen Defekt ihrer Zellkraftwerke hat, könnte auch das Baby später unter Muskelschwäche oder Diabetes leiden.

Eine Zellkraftwerk-Spende einer anderen Frau bei der künstlichen Befruchtung könnte dieses Risiko ausgleichen, in Tierversuchen mit Affen hat das Verfahren bereits funktioniert. Der Nebeneffekt: Das Kind bekommt eine weitere biologische Mutter, die allerdings anonym bleiben wird.

Wird so ein Kind später Ähnlichkeiten mit der "Zweit-Mutter" haben? Das ist sehr unwahrscheinlich, die Zellkraftwerk-Spende ist im Verhältnis zum restlichen Erbgut der "Haupt-Eltern" so gering (0,1 Prozent), dass sie praktisch keinen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes haben wird - abgesehen von der in vielen Fällen lebensrettenden Blockade der Erbkrankheit, die auch an künftige Generationen nicht mehr weitergegeben würde.

Das Verfahren ist trotz der Vorteile umstritten: Kritiker befürchten, dass dies nur ein weiterer Schritt zu "Designer-Babys" sein könnte, und sich wohlhabende Eltern schon in wenigen Jahren maßgeschneiderte Kinder nach ihren Vorstellungen herstellen lassen könnten.

Wenn das Gesetz offiziell in Kraft tritt, könnten laut der BBC bis zu 150 Babys pro Jahr durch das neue Verfahren gezeugt werden. Schon nächstes Jahr könnte das erste Baby mit drei Elternteilen geboren werden. Eine Einführung in Deutschland ist bis auf weiteres unwahrscheinlich - hierzulande verhindern deutlich strengere Gesetze sogar die Spende von Eizellen, was bei weitem kein so starker Eingriff ins Erbgut ist.

heh

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