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G8-Gipfel in Japan

Dieses Jahr findet der G8-Gipfel auf der japanischen Insel Hokkaido statt. Dort diskutieren die Staats- und Regierungschefs der größten Industrienationen über die internationale Hungerkrise und den Klimaschutz. Hier findet ihr alle wichtigen Infos - und wie ihr euch selbst engagieren könnt.

Was ist der G8-Gipfel?

1975 trafen sich die Staats- und Regierungschefs der sechs führenden Industrienationen - Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, USA und Japan - zum ersten globalen Wirtschaftsgipfel im französischen Rambouillet. Bereits ein Jahr später trat Kanada der Versammlung bei. Seit 1998 gehört Russland als wichtige Strategiemacht zu dieser Runde. Die Treffen konzentrieren sich auf die internationale Handelspolitik. Fast zwei Drittel des Weltsozialprodukts werden in den G8-Staaten erarbeitet, deshalb verstehen sich die acht als treibende Kraft der Weltwirtschaft - auch wenn nur 14 Prozent der Weltbevölkerung in diesen Ländern leben. Im Laufe der Zeit dominierten auch sicherheitspolitische Fragen die Agenda wie beispielsweise das Ende des Kalten Krieges oder der internationale Terrorismus. Wie schon der letzte Gipfel in Heiligendamm steht auch das diesjährige Treffen unter dem Zeichen globaler Wirtschaftsfragen. Kernthemen sind unter anderem der Klimaschutz und die globale Lebensmittelkrise.

Das erste wichtige Thema: Der Klimaschutz

In der letzten Zeit hat ein Thema besonders die internationale Gemeinschaft bewegt: der Klimawandel. Experten gehen davon aus, dass die Erderwärmung vor allem durch Treibhausgase verursacht wird, die etwa in Form von Kohlendioxid-Emissionen (CO2) freigesetzt werden. Die großen Industriestaaten und Schwellenländer (China, Indien und Brasilien) gelten durch ihr Wirtschaftswachstum als Hauptverursacher. 1997 gab es bereits eine internationale Vereinbarung, mit der der Klimawandel aufgehalten werden sollte: das Kyoto-Abkommen. Darin sollten sich die teilnehmenden Staaten dazu verpflichten, ihre Emissionen drastisch zu reduzieren. Doch das Gegenteil ist eingetreten: In vielen Staaten hat sich der CO2-Ausstoß noch vergrößert. 2012 läuft der Kyoto-Vertrag aus. Bis dahin wollen die Staaten ein Nachfolgeabkommen beschließen. Auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 konnten sich die Teilnehmer jedoch lediglich darauf einigen, eine Halbierung der Schadstoffemissionen bis 2050 "ernsthaft in Erwägung zu ziehen".

Ginge es nach Deutschland, so soll der Klimaschutz unter der Führung der UNO stehen. Angela Merkel war als Umweltministerin entscheidend an der Ausarbeitung des Kyoto-Abkommens beteiligt. Die USA, als Land mit dem höchsten Treibhausgasausstoß der Welt, sehen eine Beteiligung der UNO jedoch eher kritisch und wollen sich nur auf konkrete Zielformulierungen einlassen, wenn auch China und Indien bereit zu Verhandlungen sind. Indische und chinesische Vertreter sind beim Gipfel ebenfalls anwesend. Die Mehrzahl der G8-Staaten will übrigens weiterhin an der Atomkraft festhalten. Grund: Atomkraftwerke haben einen geringeren CO2-Ausstoß als beispielsweise Kohlekraftwerke. Deutschland hingegen hat jedoch im Koalitionsvertrag von 2005 einen Atomausstieg festgelegt.

Was könnt ihr tun?

Zahlreiche Organisationen haben sich dem Klimaschutz verschrieben, die beiden prominentesten davon sind Greenpeace und der BUND. Die Initiative Atmosfair richtet sich an Flugpassagiere. Für jede zurückgelegte Strecke kann ein freiwilliger Geldbetrag gezahlt werden, der in Umweltprojekte investiert wird. Einen anderen Ansatz verfolgt der Verein Naturefund. Hier könnt ihr online berechnen, wie viel CO2-Ausstöße ihr mit eurem Auto jedes Jahr verursacht und wie viele Bäume es bedarf, um dieses Kohlendioxid zu neutralisieren. Und wer dann ein schlechtes Gewissen bekommt, kann gleich online Bäume pflanzen lassen (ein Baum kostet sechs Euro).

Das zweite wichtige Thema: Die Lebensmittelkrise

Etwa 850 Millionen Menschen weltweit leiden unter extremer Armut und haben nicht genug zu essen. Ein Grund hierfür sind die steigenden Nahrungsmittelpreise: Allein Mais, Weizen und Reis haben sich in den letzten Jahren um mehr als 180 Prozent verteuert. Während die Kostenanstiege in Deutschland nicht so sehr ins Gewicht fallen, sind die Konsequenzen dieser Entwicklung für die Menschen aus den Entwicklungsländern natürlich verheerend. Schätzungen der Weltbank zufolge werden mehr als sechs Milliarden Euro Soforthilfe benötigt, um gegen die Krise vorgehen zu können. Ursachen für die explosionsartig gestiegenen Kosten sind die wachsende Zahl der Weltbevölkerung und die damit verbundene größere Nachfrage nach Lebensmitteln. Laut einer Studie der Weltbank wird außerdem die Produktion von Biokraftstoffen, die ja eigentlich dem Klimaschutz dienen sollte, mit verantwortlich gemacht. Nach Angaben von Greenpeace wird für eine Tankfüllung Biosprit eine Menge an Getreide benötigt, von der ein einzelner Mensch ein ganzes Jahr lang leben könnte.

Um der Hungerkrise Einhalt zu gebieten, hat EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso vorgeschlagen, eine Milliarde Euro aus ungenutzten Agrarhilfen der Europäischen Union zur Verfügung stellen. Auch Deutschland hat bereits 750 Millionen Dollar Soforthilfe zugesichert. Angela Merkel mahnte im Vorfeld des Gipfels, die Lebensmittelknappheit nicht zu unterschätzen: Der steigende Hunger könnte langfristig dem internationalen Terrorismus in die Hände spielen und zu einem Staatenkollaps führen. Frankreichs Präsident Sarkozy forderte, die Exportbeschränkungen zugunsten der Entwicklungsländer aufzugeben. Ebenfalls denkbar: Ein Getreidespeicher der reichen Industriestaaten mit überschüssigen Nahrungsmitteln, zu denen die armen Länder Zugang bekommen sollten.

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