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Weil er keinen Unterhalt zahlt: Moderatorin nennt Vater ein "Arschloch"

Nach der Trennung Unterhalt für seine Kinder zahlen? Sieht dieser Vater gar nicht ein – und hat nicht mal ansatzweise ein schlechtes Gewissen deswegen.

Die Aussagen dieses Vaters im "SAT. 1 Frühstücksfernsehen" sorgen für Furore. Selbstbewusst erklärt der zweifache Vater Detlef Bräunig dort, wieso er für seine Kinder keinen Unterhalt zahlt und auch nicht für sie kämpft. Im Interview mit dem Fernsehsender sagt Bräunig: 

Das Unterhaltprellen liegt mir quasi im Blut. Das mache ich seit über zwölf Jahren. Warum soll ich die Hälfte von meinem Lohn abgeben. Das macht einfach überhaupt keinen Sinn.

Gewissensbisse quälen den säumigen Vater nicht. Er sagt, er schäme sich überhaupt nicht dafür, keinen Unterhalt zu zahlen, schlafe deshalb nicht einmal unruhig. Er habe sogar seinen Job gekündigt, um unterhalb der Bemessungsgrenze zu liegen und keinen Unterhalt zahlen zu müssen. Der Grund für seine Zahlungs-Verweigerung: Er dürfe seine Kinder nicht sehen und wolle dies nicht auch noch mit der Zahlung von Unterhalt belohnen. Seine Ex-Freundin müsse mit den Konsequenzen der Trennung und dem Umzug mit den Kindern in 300 Kilometer Entfernung von ihm eben zurechtkommen. 

Für Gerichtsverhandlungen um das Sorgerecht fehlen Bräunig laut eigener Aussage Geld und Nerven. Sorgen um das finanzielle Wohl seiner Kinder mache er sich nicht, denn sie bekämen ja Unterstützung vom Staat, Stichwort Unterhaltsvorschuss.

Moderatorin nennt Bräunig "Arschloch"

Das Interview führte die offensichtlich aufgebrachte Moderatorin Marlene Lufen. Sie ging den Unterhaltspreller hart an und beendete das Interview mit den deutlichen Worten:

Ich hoffe, dass ihre Kinder heute Morgen nicht ferngesehen haben. Denn es ist ja für Kinder sehr, sehr bitter zu wissen, dass der Vater noch nicht einmal gekämpft hat. 

Bei ihrer anschließenden Zusammenfassung des Gesprächs sagte sie zu Bräunig: "Ich habe selber noch mal Revue passieren lassen, wie wir miteinander gesprochen haben und es erklärt sich alles, wenn man einfach sagt: Sie stehen dazu, ein Arschloch zu sein. Kann ich das so zusammenfassen?“ Dieser antwortete: "Das ist natürlich Ihre Meinung. Ich seh’s ein bisschen anders, aber ich bin Demokrat. Wenn Sie der Meinung sind, gratuliere ich, völlig in Ordnung." Marlene Lufen konterte trocken: "Ich dachte, Sie hätten das über sich selbst womöglich auch gesagt."

Für diese klaren Worte wird Marlene Lufen von vielen Zuschauern gefeiert. Auf Instagram schreibt eine Userin:

Frau Lufen, vollkommen richtig reagiert!! Diese 'Väter' machen einen fatalen Fehler in ihrem Denken. Unterhalt steht den Kindern zum Leben zu, auch nicht den Müttern, und ist kein 'Bonus' für Wohlverhalten. Und wo steht geschrieben, dass eine Moderatorin nicht zu ihrer Meinung stehen darf?"

Eine andere Userin kommentiert:

Ein Hoch auf Marlene Lufen. Sie hat's dem Unterhaltspreller gezeigt. Der sollte sich in Grund und Boden schämen.

Es gibt allerdings auch Kritik. Mancher Zuschauer hätte sich in dem Gespräch ein neutrales Auftreten der Moderatorin gewünscht. "Fand das Interview sehr bescheiden, vor allem die Kommentare von Marlene", schreibt eine Userin auf Facebook. 

"Herr Bräunig ist kein verzweifelter Vater"

Marlene Lufen lässt sich davon nicht irritieren. Auf Anfrage der Redaktion von BRIGITTE.de teilt der Sender mit, sie stehe zu ihren Worten und der Sender stehe voll hinter ihr. Marlene Lufen erklärt noch einmal nachdrücklich: "Bei Herrn Bräunig handelt es sich nicht um einen verzweifelten Vater, der aufgegeben hat, um seine Kinder zu kämpfen. Er hat sich vom ersten Tag nicht gekümmert, ist darauf stolz und animiert andere, es ihm gleichzutun. Er hat lachend erklärt, dass er seinen gut bezahlten Job aufgegeben hat, um so unterhalb der Bemessungsgrenze zu sein, damit er der Mutter seiner Kinder nichts abgeben muss. Jede Antwort von ihm zeugt von einem Nicht-Vorhandensein von Mitgefühl anderen Menschen gegenüber. Seine Kinder, sagt er, sind ihm egal. Deswegen war mein Satz weniger eine Beleidigung als eine Erklärung für sein empathieloses Verhalten: 'Ich habe selber noch mal Revue passieren lassen, wie wir miteinander gesprochen haben und es erklärt sich alles, wenn man einfach sagt: Sie stehen dazu, ein Arschloch zu sein. Kann ich das so zusammenfassen?' In zwanzig Jahren ist mir das noch nie einem Gast gegenüber über die Lippen gekommen. An diesem Morgen ist es so passiert und ich stehe dazu."

Beim Unterhaltsvorschuss springen die Steuerzahler ein

Alleinerziehende, die keinen oder nicht regelmäßig Unterhalt von dem anderen Elternteil erhalten, können Unterhaltsvorschuss beantragen und unter bestimmten Voraussetzungen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr des Kindes finanzielle Unterstützung vom Staat erhalten. Die Steuerzahler springen also für die nicht-zahlenden Elternteile ein. 

Zwar soll das Geld irgendwann zurückgezahlt werden, doch der Staat schafft es nur selten, den Unterhaltsvorschuss für Alleinerziehende vom zahlungspflichtigen Elternteil einzutreiben. Wie die "Süddeutsche Zeitung" aktuell unter Berufung auf das Familienministerium berichtet, hat der Staat im Jahr 2018 "nur in 13 Prozent der Fälle die Geldleistung für Trennungskinder vom zahlungspflichtigen Elternteil zurückgeholt".

Was das mit der Seele eines Kindes veranstaltet

Die Reaktionen auf die Aussagen des Unterhaltsprellers im "SAT. 1 Frühstücksfernsehen" sind sehr unterschiedlich. In den Kommentaren zu dem Facebook-Post wird heftig diskutiert. Viele Menschen können tatsächlich nachvollziehen, dass der Vater nicht für Kinder zahlen will, die er nicht sehen darf. 

So schreibt beispielsweise ein Mann: "Dieser Mann hat meine vollste Unterstützung. Wenn eine Mutter ihm die Kinder verwehrt, bitteschön, aber dann soll sie auch zusehen, woher sie das Geld bekommt.

Eine Mutter äußert sich zur rechtlichen Situation von Vätern nach der Trennung: "Ich bin selber in der Situation, dass der Vater sich nicht kümmert und nicht zahlt. Dieser W.....! Aber ich kann den Mann verstehen, wenn das alles so stimmt wie er das sagt. Es ist die logische Handlung aus der vorliegenden Situation. Unterhaltsklagen sind sehr zermürbend und langwierig. Ich bin selber der Meinung, dass die Väter viel zu wenig Möglichkeiten haben ihre Rechte durchzusetzen, aber an die Pflichten werden sie unentwegt erinnert. Das versteht aber nur der, der auch reflektiert denkt."

Eine Mutter erinnert daran, wie sehr die Kinder unter einer solchen Situation leiden: "Mein Ex-Mann hat so gut wie nie Unterhalt bezahlt und hätte seinen Sohn immer sehen können ... aber er wollte ja nicht!! Verabredungen ihn über das WE abzuholen hat er in den seltensten Fällen eingehalten, zigmal hat der Junge ihm hinterher telefoniert. Was das mit der Seele eines Kindes veranstaltet, kann sich jeder denken ..."

Was die sehr konträre Diskussion in jedem Fall deutlich macht, ist die Tatsache, dass die aktuellen rechtlichen Regelungen zu Unterhalt und Sorgerecht in Deutschland für extrem viel Zündstoff und Verzweiflung bei Vätern und Müttern führen. 

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