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Ein Jahr ProQuote: Viel erreicht, viel zu tun

Die Journalistinnen-Initiative ProQuote will die Medienwelt weiblicher machen. Ein Jahr nach der Gründung zieht ProQuote Bilanz: Man hat einiges erreicht. Doch in vielen Medien haben nach wie vor Männer das Sagen - und das ist fatal.
Ein Jahr ProQuote: Viel erreicht, viel zu tun
© Berlinstock/Fotolia.com

In deutschen Redaktionen sind Führungsfrauen selten. Warum das ein Thema ist, das alle angeht? Weil die Medien maßgeblich beeinflussen, über welche Themen öffentlich diskutiert wird. Wie Journalisten die Welt sehen, entscheidet mit darüber, wie sie Themen auswählen, gewichten und werten. Frauen sehen die Welt anders als Männer. Und genau deshalb sollen sie in den Redaktionen mehr Einfluss bekommen, fordert die Journalistinnen-Initiative ProQuote.

Ein Jahr nach der Gründung zieht ProQuote heute Bilanz: "Überall sind mehr Frauen aufgerückt, auch in die Chefredaktionen", sagt die Vorsitzende Annette Bruhns, Redakteurin beim "Spiegel". Bis zum Ziel ist es jedoch noch ein weiter Weg: Nach dem Willen von ProQuote sollen 30 Prozent der Führungspositionen in den Redaktionen mit Frauen besetzt werden.

Im Februar 2012 machte die Initiative diese Forderung öffentlich: 350 deutsche Journalistinnen aus allen Medien, darunter bekannte Namen wie ARD-Talkerin Anne Will, RTL-Auslandsreporterin Antonia Rados oder taz-Chefredakteurin Ines Pohl, forderten in einem offenen Brief Chefredakteure, Intendanten und Herausgeber auf, dieses Ziel bis 2017 umzusetzen. Mehr als 4000 Kollegen schlossen sich dem Aufruf an.

Seitdem wird in deutschen Redaktionen nicht nur heftig über das Thema diskutiert - es hat sich auch einiges getan: Die "Zeit" hat eine Frau in ihre Chefredaktion geholt, "Bild" gleich drei. Und sogar beim traditionell männerdominierten "Spiegel" hat man sich durchgerungen, mehr Frauen zumindest Ressortverantwortung zu übertragen.

Das "Medium Magazin" hat ProQuote mit dem Sonderpreis "Journalisten des Jahres" ausgezeichnet - "weil die Initiative quasi handstreichartig dafür gesorgt hat, dass ihre Forderung nach einer Besetzung von mindestens 30 Prozent der journalistischen Führungspositionen mit Frauen zu einem wirklich relevanten Thema in den Redaktionen 2012 wurde", so die Begründung der Jury.

Diese Erfolge will ProQuote nun erst einmal feiern: Bei der ProQuote-Geburtstagsparty am Samstag treffen sich nicht nur Quoten-Befürworterinnen, auch zahlreiche Chefredakteure haben ihr Kommen angekündigt - ein Zeichen für das Ansehen, das die Initiative in der Branche genießt. Auch Polit-Prominenz wird erwartet: Als Ehrengäste kommen Bundesministerin Ursula von der Leyen, die als erste eine Aufsichtsratsquote forderte, und die Hamburger GleichstellungssenatorinJana Schiedek (SPD), die die Quote in den Bundesrat gebracht hat.

Dennoch: In den Verlagen bleibt noch viel zu tun - vor allem bei Tageszeitungen haben nach wie vor die Männer das Sagen, Chefredakteurinnen sind dort die Ausnahme. Und auch der "stern", der wie die BRIGITTE zum Verlag Gruner+Jahr gehört, hat noch viel Arbeit vor sich. Zwar hatte die "stern"-Chefredaktion versprochen, in den kommenden Jahren die Hälfte aller Führungspositionen mit Frauen zu besetzen. Als das Magazin aber vor kurzem seine neue Redaktionsstruktur vorstellte, waren bei den Entscheidern männliche Namen deutlich in der Überzahl.

Die Autorin ist selbst Mitglied bei ProQuote.

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