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Zwischen Trauer und Freude Warum der zweite Platz ein riesiger Sieg ist!

Die deutschen Fußballerinnen umarmen sich nach dem Abpfiff des EM-Finales.
Die deutschen Fußballerinnen umarmen sich nach dem Abpfiff des EM-Finales.
© Sebastian Christoph Gollnow / Picture Alliance
Es war ein Kampf, das Spiel zwischen England und Deutschland am Sonntagabend beim EM-Finale der Frauen. Verletzungen, Handspiele und Diskussionen um den Videoassistenten – das DFB-Team musste sich gegen einige Widerstände behaupten, um am Ende den zweiten Platz zu belegen. Die Enttäuschung ist zwar groß, dennoch haben die Fußballerinnen einen riesigen Sieg errungen.

1:2 gegen England in der Verlängerung. Im Wembley-Stadion war Schluss mit der Glückssträhne der deutschen elf. Schon vor Anpfiff gab es schlechte Nachrichten: Deutschland musste ohne Kapitänin Alexandra Popp antreten. Sie setzte aufgrund muskulärer Probleme aus, teilte die DFB-Frauen am Tag des Finales über Twitter mit. Für sie spielte Lea Schüller und Svenja Huth übernahm die Spielführung.

Der erste Titel für England seit 56 Jahren

England, Deutschland und der Fußball: eine jahrzehntelange Spannungsgeschichte. Der Sieg der Lionesse – der englischen Spielerinnen – ist der erste Titel für England seit 56 Jahren. Nicht zuletzt deswegen war die Siegesfeier lauter und emotionaler denn je. Verständlich, jedoch für die deutsche Elf ein weiterer Schlag in die Magengrube.

Das Spiel hätte wohl auch ganz anders ausgehen können. Ein maßgeblicher Moment war wohl das Handspiel von Kapitänin Leah Williamson in der 25. Minute. Weder die Schiedsrichterin Kateryna Monsul noch ihre Videoassistentin wollten etwas gesehen haben. Das Regelwerk hätte im Normalfall einen Elfmeter oder sogar eine Rote Karte vorgesehen. Passiert ist allerdings nichts von beidem. So eine Situation macht die Niederlage dann noch ein bisschen weniger erträglich.

Deutsche Spielerinnen verdienen sich europaweiten Respekt

Und trotzdem: Die EM im Frauenfußball war ein voller Erfolg. Nicht nur das der Sport insgesamt an Zuspruch und Aufmerksamkeit gewonnen hat, die deutsche Frauen-Elf wird bewundert. Vor dem Finale sprachen einige englische Fans ehrfürchtig über Alexandra Popp als "force of nature", also als eine Naturgewalt, so "Die Zeit". Kein Wunder bei sechs Toren in fünf Spielen.

Wahrscheinlich ist es aktuell noch schwer, stolz auf die Leistungen zu sein, die die deutsche Mannschaft in den vergangenen Wochen vollbracht hat, aber auch Trainerin Martina Voss-Tecklenburg ermutigte ihr Team, dass es bald besser werden würde, "obwohl die Spielerinnen das in so einer Situation nicht hören wollen", sagte sie später. Auszeichnungen gab es auch neben der Silbermedaille. Lena Oberdorf wurde zur besten jungen Spielerin der EM gekürt – ein weiterer Sieg, der neben dem Jubel der Engländerinnen ein wenig untergeht.

Der Erfolg der Frauen EM sollte nicht das Ende, sondern der Neustart sein

Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte die Fußballerinnen in der Kabine. Er habe versprochen, dass der feste Wille da sei, eine gewisse Nachhaltigkeit aus diesem Turnier mitzunehmen, so Voss-Tecklenburg. Sie hofft, dass jetzt viele andere den Weg zum Fußball finden, "dass wir aber auch in der Gesellschaft einen Weg finden, respektvoll miteinander umzugehen, solidarisch zu sein, Frauen als starke Personen anzuerkennen und zu sehen … da haben wir ein Statement gesetzt und da wollen wir uns nicht mit zufriedengeben, sondern werden hartnäckig bleiben."

Dieser Abend im Wembley-Stadion war kein Abend von Gewinnerinnen und Verliererinnen – er war ein Zeichen für die Stärke der Frauen, der Beweis, dass es sich lohnt, für Gleichberechtigung zu kämpfen. Einfach ein Sieg auf ganzer Linie, und zwar für alle.

Verwendete Quellen: zeit.de, sportschau.de, spiegel.de

slr Brigitte

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