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Das Sterben geht weiter - schauen wir hin!

Das Sterben geht weiter - schauen wir hin!
© Christian Buettner/Eikon Nord GmbH Germany/Handout via Reuters
Seit die Balkanroute geschlossen wurde, ertrinken wieder mehr Menschen im Mittelmeer - so wie dieses Baby. Uns muss klar sein: Es ist nur eines von vielen.

Ein Baby, das eigentlich liebevoll in den Schlaf gesungen werden sollte – tot, ertrunken in den Armen eines fremden Mannes, der singt, um sich selbst zu trösten. Das Baby musste sterben, weil seine Eltern alles riskierten, um bei uns eine sichere Zukunft zu finden.

In einer bewegenden Email soll der Sea-Watch-Helfer auf dem Foto berichtet haben, wie er die Babyleiche im Meer fand: Er habe das Kind entdeckt, als es mit ausgestreckten Ärmchen wie eine Puppe im Meer trieb. Nachdem er es aus dem Wasser gezogen hatte und schließlich im Arm hielt, habe er angefangen zu singen, um sich selbst zu beruhigen. Der Mann ist selbst dreifacher Vater und von Beruf Musiktherapeut.

Mehr als 700 Tote in einer Woche

Die private Seenotrettung „Sea Watch“ hat das Foto der Babyleiche veröffentlicht, um Europa zu ermahnen, Flüchtlingen endlich eine sichere Fluchtroute zu gewähren: Die europäische Gesellschaft "müsse sich solche Bilder anschauen", denn Tragödien wie diese seien die Konsequenz europäischer Außenpolitik.

Das Sterben nimmt wieder zu: Seit die Balkanroute geschlossen wurde und die Menschen durch den „EU-Türkei-Deal“ an der Flucht auf dem Landweg gehindert werden, weichen sie wieder auf die Mittelmeerroute zwischen Libyen und Italien aus. Laut Uno-Flüchtlingshilfswerk "UNHCR" sollen allein in der vergangenen Woche mehr als 700 Flüchtlinge ums Leben gekommen sein.

„Schande über Europa“

Am 26. Mai beschrieb Sea Watch das tägliche Drama auf dem Mittelmeer mit folgenden Worten: „Am heutigen Tage findet womöglich die schlimmste Tragödie im Mittelmeer statt, die je erlebt wurde. Das Einsatzgebiet ist voll mit Booten, 16 sind bestätigt, 3 Boote gesunken, viele Tote. Die Crew der Sea-Watch 2 ist momentan in zwei Fälle involviert, ein stabiles Schlauchboot mit 115 Menschen und ein gesunkenes Boot, wo nur noch Leichen geborgen werden können. An Bord der Boote viele Syrer und Iraker – die Fluchtrouten haben sich, wie von uns gepredigt, nach dem Beschluss des EU-Türkei-Deals von der Türkei nach Nordafrika verschoben. Jetzt sehen wir das Ergebnis. Schande über Europa.“

Das Sterben wird in Kauf genommen

Jedem muss klar sein: Solange nicht gegengesteuert wird, wird das tote Baby nur eines von vielen sein. Doch die Menschen in Europa sind wieder dazu übergegangen, das Sterben an den Grenzen zu ignorieren. Und die Kanzlerin, die maßgeblich am Türkei-Deal mit der EU beteiligt ist und zur Schließung der Balkanroute schweigt, wird im Ausland als "Mutter Teresa der Migranten" gefeiert, weil sie Flüchtlinge im Sommer 2015 mit offenen Armen empfing. Doch das ist Vergangenheit - auch, weil viele EU-Länder sich weigern, ihren Teil beizutragen. Europa schottet sich wieder ab. Und alle schauen weg.

So könnt ihr die Arbeit von "Sea Watch" unterstützen

Wie ihr die private Initiative "Sea-Watch" unterstützen könnt, erfahrt ihr unter http://sea-watch.org/spenden.

sar

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