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Haifaa al-Mansour: Saudi-Arabiens erste Regisseurin

Haifaa al-Mansour leistet als Regisseurin in Saudi-Arabien Pionierarbeit. In ihrer Heimat sind Kinos verboten, im Rest der Welt gibt man ihr eine Bühne. Diese Woche lief ihr bewegender Film "Wadjda" in Deutschland an.
Haifaa al-Mansour bricht mit ihren Filmen Tabus
Haifaa al-Mansour bricht mit ihren Filmen Tabus
© Marek Vogel

Wer sie ist: Die studierte Literaturwissenschaftlerin und Regisseurin aus Saudi-Arabien brachte nach fünf Jahren Entstehungszeit den Spielfilm "Wadjda" auf die Kinoleinwand. Damit produzierte die 38-Jährige den ersten Kinofilm überhaupt aus dem islamisch konservativen Königreich – einem Land, in dem Kinos verboten sind. Seine Premiere feierte er bei den Filmfestspielen in Venedig.

Woher sie kommt: Haifaa al-Mansour wuchs als achtes von zwölf Geschwistern in einer kleinen Stadt im ölreichsten Land der Welt auf. Ihre Eltern ließen ihr viele Freiräume. So studierte sie an der amerikanischen Universität in Kairo vergleichende Literatur und später an der Filmschule in Sydney. Mit ihren zwei Kindern und ihrem Ehemann, einem US-Diplomaten, lebt sie in Bahrain.

Was sie tut: Ihr Vater sagte ihr, sie könne trotz ihres Geschlechts alles in der Welt erreichen. Das scheint Haifaa al-Mansour verinnerlicht zu haben: Gegen den Willen ihrer Verwandten verfolgt sie eine Karriere als Regisseurin. Schon mit ihren ersten drei Kurzfilmen und der preisgekrönten Dokumentation "Women Without Shadows" löst sie eine neue Welle des Filmemachens in Saudi-Arabien aus. In ihrer Heimat wird sie dafür gelobt und verteufelt zugleich. Denn mit ihrem kritischen Blick auf die saudische Kultur und teils restriktive Traditionen bricht sie Tabus. Doch statt sich dem Ganzen zu entziehen, arbeitet sie lieber innerhalb des Systems, um es zu ändern. Genau das tat sie mit "Wadjda" - dem ersten Film, der komplett in Saudi-Arabien und nur mit saudischen Schauspielern entstand. Eine Herausforderung, denn Frauen dürfen dort weder ohne ein männliches Familienmitglied auf den Straßen umherlaufen noch Auto fahren oder mit Männern zusammenarbeiten. Haifaa al-Mansour drehte trotzdem in der Hauptstadt Riad - zum Teil leitete sie die Aufnahmen per Walkie-Talkie von der Rückbank eines abgedunkelten Wagens.

Worum es in dem Film geht: "Wadjda" erzählt von einem gleichnamigen elfjährigen Mädchen, das sich ein Fahrrad wünscht, um einen Jungen aus der Nachbarschaft damit eines Tages überholen zu können. Ein verbotener Wunsch, denn Mädchen und Frauen durften bis vor kurzem in Saudi-Arabien nicht Radfahren, weil es angeblich die Keuschheit bedrohe (im April 2013 wurde das Verbot aufgehoben). Nicht aufgeben und versuchen, sich gegen die Umstände des Lebens aufzulehnen: Haifaa al-Mansours Geschichte eines aufbegehrenden Traums, das Unmögliche zu wagen, ist auch an ihre eigene Biografie angelehnt. Der Film zeigt die widersprüchliche Realität einer abgeschotteten Gesellschaft, wirft jedoch auch einen zuversichtlichen Blick auf Saudi-Arabien.

Was sie sagt: "Frauen in Saudi-Arabien sind mehr als nur in der Öffentlichkeit schwarz verschleierte Wesen, die sich praktisch unsichtbar machen und ihre Identität verbergen müssen." "Die neue Generation will in Zukunft ganz normal leben, wie andere junge Menschen auf der Welt auch. Sie wollen nicht abgeschottet sein." "Wir sind ein reiches Land. Wir haben Internet, iPads und iPhones. Die neue Technik wird zu einer Öffnung beitragen."

Trailer zu "Wadjda"

Haifaa al-Mansour auf Twitter

Zitatquellen: 3Sat

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