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Familienreport: 40 Prozent der Alleinerziehenden leben von Hartz IV

Ursula von der Leyen präsentiert den ersten Familienreport: Die Zahl der Geburten in Deutschland steigt, beunruhigend seien jedoch die Ergebnisse bei den Alleinerziehenden.

Die Deutschen kriegen wieder mehr Kinder. Das ist die positive Nachricht im ersten Familienreport, den Familienministerin Ursula von der Leyen am Montag präsentiert hat. Demnach wurden im Jahr 2007 684.862 Kinder geboren, das sind rund 120.000 mehr als 2006. Die Geburtenrate stieg damit von 1,33 Kindern pro Frau auf 1,37. Für das Jahr 2008 rechnet das Statistische Bundesamt sogar mit bis zu 690.000 Geburten.

Haben Maßnahmen wie das Elterngeld und der Ausbau der Krippenplätze also gefruchtet? Die Umfragen sprechen für Ursula von der Leyen: 50 Prozent der Deutschen sagen, die Familienpolitik habe die Bedingungen für Familien verbessert. Aber die Familienministerin sieht auch in der Wirtschaftskrise einen Grund für den Kinderboom: "Wenn die Zeiten rauer werden, sagen rund Dreiviertel der Menschen: Mein wichtigster Halt ist meine Familie." Das zeige sich auch daran, dass die Zahl der Scheidungen allgemein zurückgehe. Gleichzeitig warnt von der Leyen davor, angesichts der schlechten Wirtschaftslage bei den Familien zu sparen. Gerade in Krisenzeiten sei eine gute Familienpolitik sei "die Voraussetzung für Wachstum und Wohlstand".

Weniger erfreulich sind die Zahlen bei den Alleinerziehenden. Rund 40 Prozent der alleinerziehenden Eltern leben laut Familienreport von Hartz IV. Das sind 660.000 Mütter und Väter mit rund einer Million Kindern. Nach wie vor hätten es Alleinerziehende besonders schwer, Familie und Beruf zu vereinbaren, gibt Ursula von der Leyen zu. So ergaben Befragungen, dass arbeitssuchende Alleinerziehende oft Probleme haben, Betreuungsangebote für ihre Kinder zu finden: Rund 43 Prozent gaben an, dass sie Kinderbetreuung benötigten, aber nur drei Prozent hätten bei der Jobsuche entsprechende Betreuungsangebote bekommen. Hier gebe es noch Handlungsbedarf, so die Ministerin. Sie habe darum das Projekt "Vereinbarkeit für Alleinerziehende" gestartet. Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit und dem Bundesarbeitsministerium wolle man versuchen, die Situation für Alleinerziehende zu verbessern.

Kritik am Familienreport kam von der Opposition. Für Ekin Deligöz, familienpolitische Sprecherin der Grünen, gibt es keinen "keinen Grund zu feiern, wenn in Deutschland 2,4 Millionen Kinder und Jugendliche von Armut betroffen sind". Sie wirft der Bundesregierung vor, zu wenig gegen die Kinderarmut unternommen zu haben und Besserverdienende zu bevorzugen. "Je mehr Eltern verdienen, desto stärker werden sie unterstützt", so Deligöz gegenüber SPIEGEL Online. Niedriglohn-Empfänger und Studenten würden sogar schlechter gestellt.

miroFoto: istockphoto.com

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