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Tine Wittler legt sich mit Facebook an

Klagt gegen Facebook: Die Autorin, Filmemacherin und Moderatorin Tine Wittler
Klagt gegen Facebook: Die Autorin, Filmemacherin und Moderatorin Tine Wittler
© imago/Unkel
Mit Diätpillen 20 Kilo Bauchfett in nur drei Wochen verlieren: Das versprechen über Facebook verbreitete Inserate - und zeigen dazu ein Foto von Tine Wittler. Nun wehrt sich die Autorin und Moderatorin gegen die fingierte Anzeige.

20 Kilo! Nur drei Wochen! Bauchfett weg! Diese Schlagworte tauchten in den vergangenen Monaten immer wieder auf den Profilen Tausender Facebook-Nutzer auf - neben einem Vorher-Nachher Foto der Autorin und Moderatorin Tine Wittler, die vor allem durch die RTL-Sendung "Einsatz in 4 Wänden" bekannt wurde. Die beworbene Wunderpille habe auch der 40-Jährigen beim Abnehmen geholfen, suggeriert die Anzeige.

Hat sie aber nicht. "Diätmittel würde ich für kein Geld der Welt bewerben", sagte Wittler dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Sie habe eine solche Pille nie in den Mund genommen. Deswegen versucht sie schon seit Monaten, sich gegen die Inserate zur Wehr zu setzen. Die dahinterstehende Firma, die auch andere Prominente als Werbegesichter für Diätmittel missbraucht hatte, konnte bisher aber nicht ausfindig gemacht werden (auch die Marke BRIGITTE wurde für nicht genehmigte Facebook-Anzeigen genutzt).

Wittlers Anwalt Marcel Leeser hatte bereits im Frühjahr 2013 erreicht, dass Facebook die Anzeigen löscht. Doch ein halbes Jahr später tauchten neue Varianten auf - das Mittel hatte einen anderen Namen, Bild und Text blieben jedoch gleich. Leeser schickte Facebook im Februar eine weitere Abmahnung.

Der Streit dreht sich um die Frage, inwieweit Facebook für die Inhalte der Werbung verantwortlich ist, mit dem das soziale Netzwerk sein Geld verdient. Wittler fordert von Facebook, dass es unerlaubte Werbung mit ihr nicht erst auf Anforderung entfernt, sondern diese erst gar nicht online stellt. Das Unternehmen selbst beteuert, seiner Wächterpflicht ausreichend nachzukommen. Alle "falschen, irreführenden, täuschenden oder betrügerischen Behauptungen oder Inhalte" seien untersagt. Zudem habe Facebook "eine Vielzahl von Werkzeugen eingebaut", die "extrem effektiv" darin seien, die eigenen Vorgaben durchzusetzen und Wiederholungstäter aufzuspüren.

"Diese Instrumente sind aber nicht effektiv", hält Tine Wittler im Gespräch mit BRIGITTE.de dagegen. "Ich habe schon ganze Tage damit verbracht, aufgebrachten Frauen zu antworten und zu erklären, dass ich nichts mit den Diätpillen zu tun habe. Dass so viele Leute alle Vorsicht über Bord werfen, zeigt, wie sehr uns die propagierten Schönheitsideale im Griff haben. Gerade Frauen klammern sich an jeden Strohhalm, der ihnen hingehalten wird."

Nicht nur die Frauen, die auf die vermeintlichen Wunderpillen hereinfallen, haben das Nachsehen. Wittler selbst fühlt sich gleich mehrfach geschädigt: Ihre Persönlichkeitsrechte werden missbraucht, ihre Vertrauenswürdigkeit gegenüber Geschäftspartnern beeinträchtigt und ihre inhaltliche Arbeit torpediert. Unter dem Label kingsizequeens entwirft sie Mode in großen Größen, ihre Initiative ReBelles macht sich für mehr Körperakzeptanz stark, in ihrem Buch und Film "Wer schön sein will, muss reisen" beschäftigt sie sich mit der Entstehung und Bedeutung von Schönheitsidealen. Über ihre Recherchereise ins westafrikanische Mauretanien spricht Wittler auch in Schulklassen.

Bis Dienstag dieser Woche soll Facebook eine Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung abgeben. Tut das Netzwerk das nicht, wird Wittler weiterkämpfen. Die Pillen will sie in einem Labor analysieren lassen.

Nicole Wehr

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